Philosophie Lexikon der Argumente

Home Screenshot Tabelle Begriffe

 
Kommunitarismus: Der Kommunitarismus in der Philosophie betont die Bedeutung gemeinschaftlicher Werte, gemeinsamer Verantwortlichkeiten und des Wohlergehens der Gemeinschaft als Ganzes. Er steht im Gegensatz zum Individualismus, der die individuellen Interessen und nicht so sehr den sozialen Zusammenhalt betont.

_____________
Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Richard Dagger über Kommunitarismus – Lexikon der Argumente

Gaus I 167
Kommunitarismus/Republikanismus/Dagger: Kommunitarismus und Republikanismus sind eng verwandte Denkschulen - so eng miteinander verwandt, dass Freund und Feind sie manchmal miteinander vermischen.
KommunitarismusVsLiberalismus/RepublikanismusVsLiberalismus: Sowohl die Entstehung des Kommunitarismus als auch das Wiederaufleben des Republikanismus in den letzten Jahren sind auf ein Unbehagen gegenüber dem Liberalismus zurückzuführen. In beiden Fällen lautet die grundlegende Klage, dass sich der Liberalismus einer übermäßigen oder fehlgeleiteten Betonung der Rechte und Freiheiten des Individuums schuldig macht, die "eine sozial zersetzende Form des Individualismus nährt" (Newman, 1989(1): 254). Einige Kommunitaristen und Republikaner vertreten ihre Theorien als Alternativen zum Liberalismus, während andere sich selbst als die Wiederherstellung oder Wiederbelebung der Sorge um das Gemeinschafts- oder Bürgerleben verstehen, die einst die liberale Theorie und Praxis prägte.
Kommunitarismus/Dagger: Kommunitaristen (...) scheinen mehr durch einen gemeinsamen Impuls oder eine gemeinsame Sehnsucht verbunden zu sein als durch die Einigung auf gemeinsame Prinzipien. Infolgedessen (...) waren die Kommunitaristen (...) anfällig für drei Anklagepunkte:
1) dass ihre Einwände gegen die liberale Theorie weitgehend falsch aufgefasst werden;
2) dass sie keine klare Alternative zu bieten haben, vor allem weil sie es versäumt haben, "Gemeinschaft" präzise und nützlich zu definieren; und
3) dass die vage Alternative, die sie bieten, das Risiko einer erdrückenden Konformität birgt oder schlimmer noch diese der Gesellschaft aufzuzwingen.
Hinzu kommt die Peinlichkeit, dass einige der prominentesten Gelehrten, die das Etikett "kommunitaristisch" tragen, entweder den Kommunitarismus aufgegeben oder geleugnet haben, dass das Etikett jemals wirklich zu ihnen gepasst hat. >Republikanismus/Dagger
, >Kommunitarismus/Politische Theorien.
Gaus I 173
Reaktionen auf Kritiken: Sandel (...) hat entschieden, dass 'republikanisch' seine Position besser definiert als 'kommunitär', und MacIntyre hat ziemlich energisch geleugnet, dass er ein Kommunitarist ist oder jemals ein Kommunitarist war.
Andere haben sich das Etikett des Kommunitarismus zu eigen gemacht, aber in ihren Erwiderungen auf "liberale" Kritik betonen sie ihren Wunsch, ein Gleichgewicht zwischen individuellen Rechten und staatsbürgerlichen Pflichten herzustellen (Etzioni, 1996)(2), um "dem Ideal des Gemeinschaftslebens näher zu kommen" - einem Leben, in dem "wir den Wert der Integration dessen, was wir individuell suchen, mit den Bedürfnissen und Bestrebungen anderer Menschen lernen" (Tam, 1998(3): 220).
Politischer Kommunitarismus: Im Gegensatz zu MacIntyre, Sandel, Walzer und Taylor geht es diesen "politischen Kommunitaristen" (Frazer, 1999)(4) weniger um philosophische Kritik am Liberalismus oder Individualismus als vielmehr darum, sich dem Ideal des Gemeinschaftslebens durch die Wiederbelebung der Zivilgesellschaft anzunähern. Sie hoffen, dies insbesondere dadurch zu erreichen, dass sie die Aufmerksamkeit auf gemeinsame Werte und Überzeugungen lenken, eine aktive und weit verbreitete Teilnahme am bürgerlichen Leben fördern und die Politik auf die lokale, wirklich "menschliche" Ebene herunterbringen (Frazer, 1999(4): 41-2). Die Schlüsselfrage für diese "politischen" Kommunitaristen ist, ob das "Ideal des Gemeinschaftslebens" präzise und kraftvoll genug ist, um die von ihnen gewünschte Arbeit zu leisten.
VsKommunitarismus: Ob "philosophisch" oder "politisch", der Kommunitarismus ist zu vage, um hilfreich zu sein, und zu entgegenkommend, um akzeptabel zu sein. Gemeinschaften nehmen sehr viele Formen an, darunter einige - wie faschistische oder Nazi-Kommunen -, die die Kommunitaristen selbst als ungenießbar oder unerträglich empfinden müssen.
>Kommunitarismus/Sandel, >Kommunitarismus/Politische Theorien.

1. Newman, Stephen (1989) 'Challenging the liberal individualist tradition in America: "community" as a critical ideal in recent political theory'. In A. C. Hutchinson and L. J. M. Green, (Hrsg.), Law and the Community: The End of Individualism? Toronto: Carswell.
2. Etzioni, Amitai (1996) The New Golden Rule: Community and Morality in Democratic Society. New York: Basic.
3. Tam, Henry (1998) Communitarianism: A New Agenda for Politics and Citizenship. Basingstoke: Macmillan.
4. Frazer, Elizabeth (1999) The Problems of Communitarian Politics: Unity and Conflict. Oxford: Oxford University Press.

Dagger, Richard 2004. „Communitarianism and Republicanism“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications

_____________
Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Dagger, Richard

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004

Send Link

Autoren A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   Y   Z  


Begriffe A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   Z