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Liberalismus: Der Liberalismus in der politischen Philosophie ist eine Reihe von Überzeugungen, die die Freiheit des Einzelnen, die Gleichheit und die Rechtsstaatlichkeit betonen. Liberale glauben, dass der Einzelne frei sein sollte, sein Leben so zu leben, wie er es für richtig hält. Siehe auch Libertarismus, Kommunitarismus, Individualismus, Freiheit, Gesellschaft, Demokratie.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Kommunitarismus über Liberalismus - Lexikon der Argumente

Gaus I 172
Liberalismus/Kommunitarismus/Dagger: Diejenigen, die sich für die kommunitaristische Seite der Debatte [zwischen Liberalen und Kommunitaristen] gemeldet haben, haben vier Haupteinwände gegen ihre "liberalen" oder "individualistischen" Gegner erhoben.
1) Der erste ist der bereits bei Walzer angemerkte Vorwurf, dass die abstrakte Vernunft nicht das Gewicht tragen wird, das die Philosophen ihr bei ihren Versuchen, Gerechtigkeit und Moral zu begründen, beigemessen haben. Dieses "Aufklärungsprojekt" (MacIntyre, 1981(1)) ist dem Untergang geweiht, weil es nicht erkennt, dass die Argumentation in diesen Fragen nicht losgelöst von gemeinsamen Traditionen und Praktiken erfolgen kann, von denen jede ihre eigenen Rollen, Verantwortlichkeiten und Tugenden hat.
>M. Walzer
, >A. MacIntyre.
2) Zweitens geht die liberale Betonung der individuellen Rechte und der Gerechtigkeit auf Kosten der Bürgerpflicht und des Gemeinwohls. In Sandels Worten: "Gerechtigkeit findet ihre Grenzen in jenen Formen der Gemeinschaft, die sowohl die Identität als auch die Interessen der Beteiligten betreffen. Einigen schulde ich mehr, als die Gerechtigkeit erfordert oder sogar erlaubt, aufgrund dieser mehr oder weniger dauerhaften Bindungen und Verpflichtungen, die zusammengenommen die Person, die ich bin, teilweise definieren" (1982(2): 179, 182).
>M. Sandel, >Liberalismus als Autor.
3) Gegenwärtige Liberale sind laut dem dritten Vorwurf blind für diese dauerhaften Bindungen und Verpflichtungen, weil sie sich zu oft auf ein atomistisches Selbstverständnis - ein "unbelastetes Selbst" im Sinne Sandels - verlassen, das angeblich vor seinen Zielen und Bindungen liegt. Eine solche Auffassung ist sowohl falsch als auch schädlich, denn das individuelle Selbst wird weitgehend von den Gemeinschaften gebildet, die es nähren und erhalten. Wenn Rawls und andere "deontologische Liberale" Individuen lehren, sich selbst als irgendwie vor und getrennt von diesen Gemeinschaften zu sehen, dann sind sie im wahrsten Sinne des Wortes in einem sich selbst zerstörenden Unternehmen engagiert.
>J. Rawls, >Deontologie.
4) Der vierte Einwand ist also, dass diese abstrakten und universalistischen Theorien von Gerechtigkeit und Rechten zum Rückzug ins Privatleben und zum unnachgiebigen Beharren auf den eigenen Rechten gegenüber anderen beigetragen haben, die moderne Gesellschaften bedrohen. Es gibt wenig Sinn für ein gemeinsames Gut oder gar eine gemeinsame Basis, auf der sich die Bürgerinnen und Bürger treffen können. In MacIntyres Worten hat der Konflikt zwischen den Verfechtern inkommensurabler moralischer Positionen die modernen Gesellschaften so zerrissen, dass Politik heute "Bürgerkrieg ist, der mit anderen Mitteln geführt wird" (1981(1): 253).
Für einen wertvollen, ausführlichen Überblick über diese Debatte siehe Mulhall und Swift, 1996(3).
>Öffentliche Güter.

1. MacIntyre, Alasdair (1981 ) After Virtue: A Study in Moral Theory. Notre Dame, IN: University of Notre Dame Press.
2. Sandel, Michael (1982) Liberalism and the Limits of Justice. Cambridge: Cambridge University Press.
3. Mulhall, Stephen and Adam Swift (1996) Liberals and Communitarians, 2nd Ed. Oxford: Blackwell.

Dagger, Richard 2004. „Communitarianism and Republicanism“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Kommunitarismus

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004

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