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Multikulturalismus: Der Multikulturalismus ist ein Gesellschaftsmodell, das die Bedeutung der kulturellen Vielfalt anerkennt und versucht, die Gleichheit und den Respekt für alle Kulturen innerhalb einer Gesellschaft zu fördern. Siehe auch Kultur, Kulturelle Werte, Kultureller Relativismus, Kulturelle Überlieferung.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Brian Barry über Multikulturalismus – Lexikon der Argumente

Gaus I 257
Multikulturalismus/Barry/Kukathas: Laut Barry ist Multikulturalismus unvereinbar mit Liberalismus und dem Respekt vor liberalen Werten und sollte daher abgelehnt werden (Barry 2001)(1).
Galston: [William] Galston hat den Begriff 'Reformationsliberalismus' geprägt. Im Gegensatz zum "Liberalismus der Aufklärung", der die Bedeutung der individuellen Autonomie betont, hält Galston an der Vielfalt fest, schätzt sie und sieht die Bedeutung von "Unterschieden zwischen Individuen und Gruppen in Fragen wie der Natur des guten Lebens, Quellen moralischer Autorität, Vernunft versus Glaube und dergleichen" (1995(2): 521).
BarryVsGalston: Barry lehnt diese Unterscheidung ab, ist aber dennoch besonders kritisch gegenüber denjenigen, die dem Lager des die Vielfalt fördernden Liberalismus angehören. Barry weist drei Hauptargumente zurück, die zur Unterstützung des reformatorischen Liberalismus vorgebracht werden.
1) Das erste ist, dass die liberale Theorie den Respekt für Personen schätzt, und dies impliziert den Respekt für die Kulturen, zu denen Personen gehören. Darauf antwortet Barry, dass illiberale Kulturen oft gegen das Gebot des gleichen Respekts verstoßen und insofern keinen Respekt verdienen (2001(1): 128).
2) Das zweite Argument ist, dass der Liberalismus die Vielfalt schätzt, weil sie die Bandbreite der Optionen für Einzelpersonen vergrößert. Darauf antwortet Barry, dass die Liberalen Individualität statt Vielfalt schätzen (2001(1): 129).
3) Das dritte Argument ist, dass der Liberalismus der Unterscheidung zwischen dem öffentlichen und privaten Bereich große Bedeutung beimisst und sich daher für die Nichteinmischung in den privaten Bereich einsetzen sollte. Darauf antwortet Barry, dass der Liberalismus historisch die Heiligkeit der elterlichen und väterlichen Autorität in Frage gestellt hat und versucht hat Einzelpersonen aus den Gruppen, denen sie angehören, zu schützen.
Einzelpersonen/Barry: Einzelpersonen müssen die Freiheit haben, sich auf jede beliebige Art und Weise zusammenzuschließen (in Übereinstimmung mit dem Gesetz zum Schutz der Interessen von Personen außerhalb der Vereinigung). Es gibt jedoch zwei wichtige Bedingungen: Alle Teilnehmer an der Vereinigung sollten zurechnungsfähige Erwachsene sein, und ihre Teilnahme sollte freiwillig sein (2001(1): 148).
Rechte der Gruppe: Gruppen können dann tun, was sie wollen, vorausgesetzt, dass diejenigen, denen die Art und Weise, wie die Angelegenheiten einer Gruppe geführt werden, nicht gefällt, ohne übermäßige Kosten aus der Gruppe aussteigen können (2001(1): 150).
Probleme/VsBarry: Barrys Ansicht erlegt also der Arbeit von Gruppen ernsthafte Beschränkungen auf. Letztlich toleriert er nur das, was Fish "Boutique Multikulturalismus" nennt. (>Multikulturalismus/Fish
). Sie verlangt, dass illiberale Praktiken nicht geduldet werden, dass von den Eltern verlangt wird, ihre Kinder zur Schule zu schicken, und dass der Staat im Allgemeinen dafür sorgt, dass die Kinder angemessen von ihren Eltern erzogen werden und nicht zu Opfern von Kreationisten und religiösen Eiferern gemacht werden - selbst wenn ihre Eltern dies sind. >Religion/Bildung/Multikulturalismus.
Egalitarismus: Letztlich läuft Barrys Ansicht auf eine Bekräftigung des liberalen Egalitarismus als eine Doktrin hinaus, die mit dem Multikulturalismus schlichtweg unvereinbar ist.
VsBarry: (Zur Kritik an Barry siehe die Beiträge in Kelly, 2002(3);
Pro Barry: für eine weitere Verteidigung des liberalen Egalitarismus siehe Kernohan, 1998(4)).


1. Barry, Brian (2001) Cultuæ and Equality: An Egalitarian Critique of Multiculturalism. Oxford: Polity.
2. Galston, William (1995) 'Two concepts of Liberalism', Ethics, 105(3): 516-34.
3. Kelly, Paul, Hrsg. (2002) Multiculturalism Reconsidered: Cultuæ and Equality and Its Critics. Oxford: Polity.
4. Kernohan, Andrew (1998) Liberalism, Equality, and Cultural Oppression. Cambridge: Cambridge
University Press.

Kukathas, Chandran 2004. „Nationalism and Multiculturalism“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

EconBarry I
Brian Barry
Sociologists,economists, and democracy Chicago 1970

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004

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