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Multikulturalismus: Der Multikulturalismus ist ein Gesellschaftsmodell, das die Bedeutung der kulturellen Vielfalt anerkennt und versucht, die Gleichheit und den Respekt für alle Kulturen innerhalb einer Gesellschaft zu fördern. Siehe auch Kultur, Kulturelle Werte, Kultureller Relativismus, Kulturelle Überlieferung.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Liberalismus über Multikulturalismus - Lexikon der Argumente

Gaus I 256
Multikulturalismus/Liberalismus/Kukathas: (...) Spaltungen bestehen nicht nur zwischen liberalen Verteidigern des Multikulturalismus und ihren Kritikern, sondern auch unter den liberalen Theoretikern selbst. Zwei große, miteinander verbundene Fragen haben die Debatte unter ihnen geprägt: das Ausmaß, in dem Vielfalt von den Liberalen toleriert werden sollte, wenn sich Minderheiten als illiberal erweisen, und die prinzipielle Grundlage der liberalen Akzeptanz kultureller Vielfalt.
Toleranz: Für einige sind die Grenzen der liberalen Toleranz klar: Die Duldung wird nicht auf illiberale Minderheiten ausgedehnt. Für Kymlicka zum Beispiel befürwortet der Liberalismus gruppendifferenzierte Rechte, die einen äußeren Schutz für Gruppen vorsehen, lässt aber keine "internen Einschränkungen" zu: Gruppen dürfen die grundlegenden Bürgerrechte ihrer Mitglieder nicht einschränken. >Minderheitenrechte/Kymlicka
, >Gruppenrechte/Politische Theorien, >Menschenrechte/Kymlicka.
In der Tat ist für Kymlicka (1989(1); 1995a(2)) das, was der Liberalismus schützt, vor allem die Fähigkeit des Individuums zur autonomen Wahl; Kultur ist wichtig, weil sie der Kontext ist, in dem der Einzelne lernt, wie man wählt, aber ihr Wert nimmt ab, wenn sie den Einzelnen nicht mehr in die Lage versetzt, sein Leben selbst zu wählen.
Autonomie: Eine Reihe anderer liberaler Theoretiker stimmen in dieser Frage mit Kymlicka überein und argumentieren, dass der Liberalismus die Autonomie schützt und dass Kulturen, die die Autonomie nicht schätzen oder fördern, weniger Toleranz verdienen oder bestenfalls aus pragmatischen statt aus prinzipiellen Gründen toleriert werden sollten (Fitzmaurice, 1993(3); Levy, 1997(4); Gill 2001(5)) (...).
VsAutonomie: Andere Liberale sind jedoch weniger in die Autonomie verliebt. Einige, wie Jeff Spinner-Halev, halten Autonomie für wertvoll, stehen aber denen kritisch gegenüber, die ihre Bedeutung überbetonen oder Autonomie so streng definieren, dass viele Lebensweisen nicht in Frage kommen (Spinner-Halev, 2000(6): 62-7; Spinner, 1994(7)).
Toleranz: Andere haben sich jedoch noch kritischer zur Autonomie geäußert, was darauf hindeutet, dass Toleranz oder Achtung der Vielfalt für Liberale viel wichtigere Erwägungen sind (Galston, 1995(8); Kukathas, 1992a(9); 1999(10); 2003a;(11) für eine Analyse dieser liberalen Spaltung siehe Levy, 2003)(15)
Toleranz/Kukathas: Insbesondere Kukathas (1997(12); 2001(13); 2003b(14)) hat energisch argumentiert, dass Toleranz eine so wichtige liberale Tugend ist, dass eine liberale Ordnung eine Vielfalt von Kulturen tolerieren wird, auch wenn einige von ihnen höchst illiberal sind.


1. Kymlicka, Will (1989) Liberalism, Community and Cultuæ. Oxford: Oxford University Press.
2. Kymlicka, Will (1995a) Multicultural Citizenship: A Liberal Theory of Minority Rights. Oxford: Oxford University Press.
3. Fitzmaurice, Deborah (1993) 'Autonomy as a good: liberalism, autonomy and toleration'. Journal of Political Philosophy, 1 1-16.
4. Levy, Jacob (1997) 'Classifying cultural rights'. In Will Kymlicka and Ian Shapiro, eds, Ethnicity and Gmup Rights: NOMOS XXXIX New York: New York University Press, 22—66.
5. Gill, Emily R. (2001) Becoming Free: Autonomy and Diversity in the Liberal Polity. Lawrence, KS:
University of Kansas Press.
6. Spinner-Halev, Jeff (2000) Surviving Diversity: Religion and Democratic Citizenship. Baltimore: Johns Hopkins University Press.
7. Spinner, Jeff (1994) The Boundaries of Citizenship: Race, Ethnicity and Nationality in the Liberal State. Baltimore: Johns Hopkins University Press.
8. Galston, William (1995) 'Two concepts of Liberalism', Ethics, 105(3): 516-34.
9. Kukathas, Chandran (1992a) 'Are there any cultural rights?' Political Theory, 20 105-39.
10. Kukathas, Chandran (1999) 'Tolerating the intolerable'. Papers on Parliament, 33: 67-81.
11. Kukathas, Chandran (2003a) 'Responsibility for past injustice: how to shift the burden'. Politics, Philosophy and Economics, 2 (2): 165-88.
12. Kukathas, Chandran (1997) 'Cultural toleration'. In Will Kymlicka and Ian Shapiro, eds, Ethnicity and Group Rights: NOMOS XXXIX New York: New York University Press, 69—104.
13. Kukathas, Chandran (2001) 'Is Feminism Bad for Multiculturalism?' Public Affairs Quarterly, 15 (2): 83-98.
14. Kukathas, Chandran (2003b) The Liberal Archipelago: A Theory of Diversity and Freedom. Oxford: Oxford University Press.
15.Levy, Jacob (2003) 'Liberalism's divide, after socialism and before'. Social Philosophy and Policy, 20 (l): 278-97.


Kukathas, Chandran 2004. „Nationalism and Multiculturalism“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Liberalismus

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004

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