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Olbers-Paradox: Das Olbers'sche Paradoxon ist ein kosmologisches Paradox, das besagt, dass der Nachthimmel hell statt dunkel sein müsste, wenn das Universum unendlich, statisch und mit einer unendlichen Anzahl von Sternen gefüllt wäre. Eine Erklärung kam erst mit der Entdeckung der Rotverschiebung Jahrzehnte später. Siehe auch Rotverschiebung.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Bernulf Kanitscheider über Olbers-Paradox – Lexikon der Argumente

I 135
Olbers-Paradox/Kanitscheider: bezeichnen wir die Dichte der Galaxien mit ρ, dann gibt es im Volumenabschnitt dV genau ρ dV Quellen.
Wenn die Quellen in dV in der Einheitsentfernung eine Strahlung der Intensität I0ρdV abgeben, dann wird das für den Beobachter durch das Quadrat der Entfernung geteilt.
Für die gesamte Intensität des umgebenden Raumes bildet man das Integral, das man dann eine dünne sphärische Schale 4π²dr auffasst. Wenn das Integral ausgewertet wird, ergibt sich ein von der Empirie abweichendes Ergebnis.
Eine mögliche Raumkrümmung bietet keine Lösung, da man dann annehmen müsste, dass die Lichtstrahlen das Universum vielfach umkreisen.
I 139
Ebenso ist die Lichtgeschwindigkeit keine Lösung: wenn man annimmt, dass noch nicht das Licht aller Sterne uns erreicht hat, wäre eine solche Zeitskala sehr lang. für eine mittlere Materiedichte von r = 10-30 g/cm³ würde es 1023 Jahre dauern, das ist mehr als die mittlere Lebenszeit der Sterne. Dann müßte man unrealistische Neubildung von Sternen annehmen.
Noch schwerer wiegt, dass die Annahme eines plötzlichen Strahlungsbeginns stark ad hoc ist.
Lösung/Kanitscheider: das Olbers-Paradox wird heute durch die Rotverschiebung erklärt. Dafür wird für ein konstant mit Sternen ausgefülltes Universum eine Expansion von mindestens R ~ t1/3 angenommen.
Rotverschiebung/heute/Kanitscheider: wird nicht mehr durch Bewegung von Galaxien gegeneinander erklärt, sondern mit reiner Expansion des Raums.
Pointe: Der Raum kann mit Überlichtgeschwindigkeit expandieren, da er nicht mit der Materie gleichzusetzen ist!
Olbers-Paradox/Thermodynamik/Kanitscheider: Problem: die Sterne brauchen eine bestimmte Zeit, um mit dem kalten Raum um sich herum in ein thermodynamisches Gleichgewicht zu gelangen. Die Dauer dafür wird mit 1023 Jahren angegeben, das übersteigt aber das Alter des Universums! (Hubblezeit: 1010 Jahre.)
Daher kann es sein, dass die Expansion nicht die Lösung des Olbers-Paradox ist!
Einfachste Lösung: möglicherweise die endliche Brenndauer der Sterne!
Olbers-Paradox/Kanitscheider: Das philosophisch Bedeutsame daran ist der konkrete Hinweis auf einen starken inneren Zusammenhang des Universums. Daraus folgt die Unvermeidlichkeit der Kosmologie für das Verständnis lokaler Phänomene.
>Gravitation/Kanitscheider.


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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Kanitsch I
B. Kanitscheider
Kosmologie Stuttgart 1991

Kanitsch II
B. Kanitscheider
Im Innern der Natur Darmstadt 1996

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