Philosophie Lexikon der Argumente

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Vergleiche, Philosophie: Hier geht es um die Bedingungen, unter denen es möglich ist, Vergleiche anzustellen. Gegenstände, die keinerlei Eigenschaften teilen, sind nicht vergleichbar. Ein Vergleich bezieht sich immer auf eine herausgegriffene Eigenschaft unter mehreren von einem Gegenstand verkörperten Eigenschaften. Voraussetzung von Vergleichen ist eine Konstanz des Sprachgebrauchs. Siehe auch Analogien, Beschreibungsebenen, Stufen, Identifikation, Identität, Veränderung, Bedeutungswandel, Ceteris paribus, Experimente, Beobachtung.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Hans-Georg Gadamer über Vergleiche – Lexikon der Argumente

I 237
Vergleiche/Verstehen/Dilthey: Dass sich die Geisteswissenschaften der vergleichenden Methoden bedienen, begründet er ausdrücklich mit ihrer Aufgabe, die zufälligen Schranken, die der eigene
Erfahrungskreis darstellt, zu überwinden »und zu Wahrheiten von größerer Allgemeinheit aufzusteigen«(1).
GadamerVsDilthey: Das Wesen des
I 238
Vergleichens setzt die Ungebundenheit der erkennenden Subjektivität, die über das eine wie über das andere verfügt, bereits voraus. Es macht auf eine erklärte Weise gleichzeitig.
Vergleich/Gadamer: Man muss deshalb bezweifeln, ob die Methode des Vergleichens der Idee der historischen Erkenntnis wirklich genügt. Wird hier nicht ein Verfahren, das in bestimmten Bereichen der Naturwissenschaft zu Hause ist und auf manchen Gebieten der Geisteswissenschaften, z. B. Sprachforschung, der Rechtswissenschaft, der Kunstwissenschaft usw., Triumphe feiert(2) aus einem untergeordneten Hilfsmittel zu zentraler Bedeutung für das Wesen historischer Erkenntnis emporgesteigert, die oft nur oberflächlicher und unverbindlicher Reflexion eine falsche Legitimierung verschafft?
Vergleiche/Paul Yorck von Wartenburg/Gadamer: Man kann hier dem Grafen Yorck nur recht geben, wenn er schreibt: »Vergleichung ist immer ästhetisch, haftet immer an der Gestalt«(3) und man erinnert sich, dass vor ihm in genialer Weise Hegel an der Methode des Vergleichens Kritik geübt hat.(4)
I 401
Vergleiche/Gadamer: [Sprachliche Auslegung] (...) liegt (...) auch dort vor, wo das Auslegen gar nicht sprachlicher Natur, also gar kein Text ist, sondern etwa ein Bildwerk oder ein Tonwerk. Man
kann etwa durch das Mittel des Kontrasts etwas demonstrieren, z. B. indem man zwei Bilder nebeneinanderstellt oder zwei Gedichte nebeneinander liest, so dass das eine durch das andere ausgelegt wird. In solchen Fällen kommt gleichsam das zeigende Demonstrieren der sprachlichen
Auslegung zuvor.
In Wahrheit heißt das aber, dass solche Demonstration eine Modifikation sprachlicher Auslegung ist. Im Gezeigten liegt alsdann der Widerschein der Auslegung, die sich des Zeigens als einer anschaulichen Abbreviatur bedient. Das Zeigen ist dann im selben Sinne Auslegung, wie etwa eine Übersetzung das Resultat einer Auslegung zusammenfasst.
>Übersetzung/Gadamer
, >Interpretation/Gadamer, >Bedeutungswandel, >Zeigen, >Hermeneutik.

1. Dilthey, Ges. Schriften VII, 99.
2. Ein beredter Anwalt dieser ist E. Rothacker, dessen eigene Beiträge zur Sache freilich das Umgekehrte vorteilhaft bezeugen: die Unmethode geistreicher Einfälle und kühner Synthesen.
3. Paul Graf Yorck von Wartenburg, Briefwechsel, 1923, S. 193.
4. Wissenschaft der Logik Il, ed. Lasson 1934, S. 36f.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Gadamer I
Hans-Georg Gadamer
Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010

Gadamer II
H. G. Gadamer
Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977

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