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Gesetzesartigkeit: Hier geht es um den Status von Aussagen, die Regelmäßigkeiten beschreiben, aber möglicherweise keine Naturgesetze sind. Siehe auch Naturgesetze, Reglurarität.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Gerhard Schurz über Gesetzesartigkeit – Lexikon der Argumente

I 237
Naturgesetze/NG/Schurz: Naturgesetze nehmen auf keine spezifischen physikalischen Systeme Bezug sondern drücken aus, was für beliebige Systeme in allen physikalisch möglichen Universen gilt. Bsp die Newtonschen Kernaxiome (Bsp Gesamtkraft = Masse mal Beschleunigung, Bsp Kraft = Gegenkraft, Bsp Gravitationskraft ist proportional zum Produkt der Massen).
Erst wenn sie Systembedingungen eingesetzt werden, die die anwesenden Kräfte explizit auflisten, erhalten wir eine konkret lösbare Differentialgleichung.
Es gibt nur wenige fundamentale und man findet sie nur in der Physik.
Die meisten physikalischen Gesetze sind aber:
Def Systemgesetze/Schurz: involvieren konkrete kontingente Systembedingungen. Daher sind sie nicht physikalisch notwendig sondern kontingent. Bsp Fallgesetz, Bsp Pendelgesetz, Bsp Planetengesetz usw.

Gesetzesartigkeit/gesetzesartig/Schurz:
a) im weiten Sinn: die Gesetzesartigkeit von raumzeitlich beschränkten generellen Sätzen ist graduell. In diesem Sinn sind nicht nur die Naturgesetze sondern auch alle Systemgesetze gesetzesartig.
Kontrafaktische Konditionale: wenn wir ihnen zustimmen würden, sind ein Hinweis auf Gesetzesartigkeit.
Problem: der Kontrafaktischen Konditionale charakterisiert auch raumzeitlich beschränkte Gesetze Bsp „Alle Raben sind schwarz“.
Kontrafaktische Konditionale/Schurz: andererseits: wir würden nicht sagen Bsp „Wäre dieser Apfel nicht in dem Korb gewesen, wäre er nicht grün“.
>Kontrafaktische Konditionale
, >Naturgesetze, >Gesetze.

I 237
Ähnlichkeitsmetrik/Mögliche Welten/Kontrafaktisches Konditional/RescherVsLewis/Schurz: (Lewis 1973b(1)): für die Wissenschaftstheorie gibt Lewis’ logische Semantik für Kontrafaktische Konditionale wenig her, denn die inhaltliche Interpretation der Ähnlichkeitsmetrik zwischen Möglichen Welten setzt voraus, dass wir schon eine Unterscheidung zwischen Gesetzen und kontingenten Tatsachen kennen. (Stegmüller 1969(2), 320-334).

I 238
Gesetzesartigkeit/gesetzesartig/Schurz: b) im engeren Sinn: = physikalische Notwendigkeit (um der Vagheit bzw. Gradualität des weiten Begriffs zu entgehen).
Problem: Nicht alle raumzeitlich unbeschränkten Gesetze sind gesetzesartig im engeren Sinn.
Universell aber nicht physikalisch notwendig: Bsp „Kein Klumpen Gold hat einen Durchmesser von mehr als einem Kilometer“.
Universalität: ist also keine hinreichende, aber eine notwendige Bedingung für Gesetzesartigkeit. Bsp der Allsatz „Alle Äpfel in diesem Korb sind rot“ ist nicht universell, auch dann nicht, wenn man ihn durch seine Kontraposition ersetzt: Bsp „Alle nicht-roten Gegenstände sind keine Äpfel in diesem Korb“. (Hempel 1965(3), 341).
Starke Hume-These/Hume/Schurz: Universalität ist eine hinreichende Bedingung für Gesetzesartigkeit.
SchurzVs: das ist falsch
Schwache Hume-These/Schurz: Universalität ist eine notwendige Bedingung für Gesetzesartigkeit.
>Kausalität/Hume.
Stärker/schwächer/(s): Die Behauptung, dass eine Bedingung hinreichend ist, ist stärker als die, dass sie notwendig ist. BhaskarVsschwache Hume These.
Lösung/Carnap/Hempel:
Def Maxwell-Bedingung/Gesetzesartigkeit: Naturgesetze bzw. nomologische Prädikate dürfen keinen analytischen Bezug auf bestimmte Individuen oder Raumzeitpunkte (Raumzeit Punkte) enthalten. Das ist viel stärker als die Universalitätsbedingung. (stärker/schwächer).
Bsp „Alle Smaragde sind glau“: ist zwar raumzeitlich universell, aber erfüllt nicht die Maxwell-Bedingung.
>Glauheit.
I 239
Naturgesetze/Armstrong: These: Naturgesetze sind Implikationsbeziehungen zwischen Universalien. Daher kein Bezug auf Individuen.
>Naturgesetze/Armstrong, >Kausalität/Armstrong.
Maxwell-Bedingung/Wilson/Schurz: (Wilson 1979): stelle ein physikalisches Symmetrieprinzip dar: d.h. Naturgesetze müssen invariant sein unter Translation ihrer Zeitkoordinaten und Translation bzw. Rotation ihrer Raumkoordinaten. Daraus lassen sich Erhaltungssätze gewinnen.
Symmetrieprinzipien/Prinzip/Prinzipien/Schurz: physikalische Symmetrieprinzipien sind jedoch nicht a priori, sondern erfahrungsabhängig!
>Symmetrien/Feynman, >Symmetrien/Kanitscheider.
Maxwell-Bedingung/Schurz: ist für Gesetzesartigkeit zu schwach: Bsp „kein Klumpen Gold hat einen Durchmesser von mehr als 1 km“ auch dieser Allsatz erfüllt sie.
Gesetzesartigkeit/Mill/Ramsey/Lewis/Schurz: Vorschlag: alle jene generellen Sätze, die aus jenen Theorien folgen, die die beste Vereinheitlichung der Menge aller wahren Sätze erzeugen. (Lewis 1973b(1), 73).
Vs: Problem: Es bleibt unklar, warum man den Satz Bsp „Kein Klumpen Gold hat einen Durchmesser von mehr als 1 km“ nicht hinzufügen sollte. Denn auch daraus folgen viele wahre singuläre Sätze.
Lösung/Schurz: Wir brauchen einen klaren Begriff von physikalischer Möglichkeit.
Problem: wir haben keine durchgängige Abgrenzung von Naturgesetzen und Systemgesetzen.

1. Lewis, D. (1973b). Counterfactuals. Oxford: Basil Blackwell
2. Stegmüller, W. (1969). Probleme und Resultate der Wissenschaftstheorie und Analytischen Philosophie. Band I:Wissenschaftliche Erklärung und Begründung. Berlin: Springer.
3. Hempel, C. (1965). Aspects of Scientific Explanation and other Essays in the Philosophy of Science, New York: Free Press.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Schu I
G. Schurz
Einführung in die Wissenschaftstheorie Darmstadt 2006

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