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Realismus, Philosophie: Sammelbegriff für Theorien, die es grundsätzlich für möglich halten, dass wir Erkenntnisse über Gegenstände der Außenwelt erwerben, die von uns als Wahrnehmungssubjekten unabhängig sind. Ein starker Realismus vertritt typischerweise die These dass es sinnvoll sei, selbst über prinzipiell unerkennbare Gegenstände Hypothesen zu erstellen. Siehe auch Metaphysischer Realismus, Interner Realismus, Universalienrealismus, Konstruktivismus.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

John Bigelow über Realismus – Lexikon der Argumente

I VII
Realismus/Bigelow/Pargetter: These: pro wissenschaftlicher Realismus. Auch Logik kann so am besten verstanden werden.
Modaler Realismus/Bigelow/Pargetter: Pro: ein wissenschaftlicher Realist sollte ein modaler Realist sein. ((s) D.h. er sollte die Existenz möglicher Welten annehmen).
>Modaler Realismus
, >Mögliche Welten.
I 38
Realismus/Bigelow/Pargetter: unser Realismus ist neutral in Bezug auf den Reduktionismus.
>Reduktionismus.
I 275
Metaphysischer Realismus/Bigelow/Pargetter: pro metaphysischer Realismus, der die Kausalrelation nicht einfach als Prädikat interpretiert, oder Menge geordneter Paare, sondern als Universale.
>Metaphysischer Realismus, >Kausalrelation, >Geordnete Paare, >Prädikate, >Universalien.
I 341
Beste Erklärung/BE/Bigelow/Pargetter: dahinter verbergen sich verschiedene Arten von Realismus.
>Beste Erklärung.
I 342
Realismus/Bigelow/Pargetter: Viele seiner Spielarten beruhen auf einer Besten Erklärung, da wir bei der Erklärung von irgendetwas zu erklärendem ausgehen.
Fundierung/fundamentaler Realismus/Bigelow/Pargetter: dabei wird eine grundlegende Klasse von Entitäten angenommen. Diese erklären selbst nichts, liefern aber das zu erklärende Material.
>Fundierung, >Erklärung.
Vs: Das Rohmaterial sollten Empfindungen (Wahrnehmung, Erfahrung) sein.
>Empfindungen, >Wahrnehmung, >Erfahrung, vgl. >R. Carnap.
Erscheinung/Bigelow/Pargetter: Wenn wir mit Erscheinungen beginnen, können wir mittels Schluss auf die Beste Erklärung zu jeder Art von Realismus gelangen.
>Erscheinung.
Es ist aber kein „Realismus über Erscheinungen“. Realismus nimmt immer Gegenstände an.
BigelowVsTradition: Die Tradition nimmt fälschlicherweise an, dass wir selbst gewissermaßen außerhalb stünden und nicht inmitten der Realität.
Realismus/Erklärung/Bigelow/Pargetter: nicht alles, wovon wir annehmen, dass es real ist, trägt überhaupt zu Erklärungen bei!
>Erklärungen, >Kausalerklärung.
Realität/Bigelow/Pargetter: Es ist auch zweifelhaft, dass alle Dinge Erscheinungen erklären sollten.
I 343
Def Direkter Realismus/Bigelow/Pargetter: These: Wir nehmen Objekte „direkt“ wahr. D.h. ohne ihre Existenz aus irgendetwas grundlegendem per Inferenz zu schließen. Da ist etwas dran! (pro: Armstrong 1961(1), Diskussion in Jackson 1977b(2)).
BigelowVsDirekter Realismus: Selbst wenn wir durch Reflexion Ding und Erscheinung auseinanderhalten könnten, wäre es fraglich, ob das materielle Ding dann die bessere Erklärung wäre!
>Gegenstände, vgl. >Dinge an sich.
Erscheinung/Bigelow/Pargetter: Der Umgang damit ist trickreich. Es scheint, als müssten wir hier zuerst etwas über unsere inneren Zustände herausfinden. Der Normalfall ist aber der extrovertierte Wahrnehmende. Die Situation er extrovertierten Wahrnehmung muss außerdem der introvertierten Reflexion vorausgehen.
>Wahrnehmung, >Reflexion.
Beste Erklärung/Bigelow/Pargetter: nichtsdestoweniger, wenn wir Realisten sind, werden wir materielle Gegenstände als die BE unserer Erscheinungen (oder Wahrnehmung) auffassen.
Realismus/Bigelow/Pargetter: jetzt zeigt sich, dass es eine Hierarchie von zwei Realismen
((s) a) direkter, naiver, b) reflektierter, durch Schließen aus Erscheinungen)
gibt, und wie diese Hierarchie in der Praxis zerstört wird: wir beginnen mit einem Realismus und kommen durch den Schluss auf die Beste Erklärung auf den zweiten Realismus, und diese verschmelzen in ein und derselben Realität.
>Abduktion.
Die hierarchische Ordnung bleibt nicht in den Dingen sondern wird zu einem extrinsischen Merkmal ihrer Relation zu uns als Wahrnehmenden.
Es gibt dann auch ein Feedback: den umgekehrten Schluss aus dem reflektierten Realismus auf den unreflektierten.
I 344
Holismus/Bigelow/Pargetter: das führt zu einer Art epistemischen Holismus, den wir akzeptieren. Er bedroht den Realismus nicht.
>Holismus.
Erklärung/Beste Erklärung/Bigelow/Pargetter: wenn wir den Realismus aufgrund von Schlüssen auf die Beste Erklärung akzeptieren, müssen wir fragen, um welche Art von Erklärung es geht. Es kann z.B. um verschiedene Arten von (Aristotelischen) Ursachen gehen (s.o.). Die überzeugendsten sind sicher die, bei denen es um „effiziente“ Ursachen geht: Bsp Cartwright, Hacking:
Realismus/Cartwright/Hacking: wird am besten durch Kausalerklärungen gestützt.
>Realismus/Cartwright, >Realismus/Hacking.
Quine/Two Dogmas/Bigelow/Pargetter: Quine hat viele Philosophen dazu gebracht, nicht nur im Lehnstuhl sitzen zu bleiben, sondern auch die Experimente in Zweifel zu ziehen, die Wissenschaftler real durchgeführt haben. Das lehnen wir ab.
>Two Dogmas, >W.V.O. Quine, >Experimente, >Wissenschaft, >Gewissheit, >Methode, >Messen.
Realismus/Bigelow/Pargetter: Wir lehnen aber auch das andere Extrem ab, dass Realismus allein aus Kausalerklärungen zu entstehen hätte.
>Kausalerklärung, >Kausalität.
I 345
Es kann auch formale Gründe (formale Ursachen/Aristoteles) für den Realismus geben.
>Aristoteles.
Modalität/Bigelow/Pargetter. so ist es auch eine berechtigte Frage, was Modalitäten in der Wissenschaft konstituiert. Modaler Realismus ist hier die Beste Erklärung für solche Angelegenheiten.
>Modaler Realismus.
Metaphysik/Platonismus/Universalien/Bigelow/Pargetter: Das kann von der Besten Erklärung gestützt werden: durch Schlüsse auf die Beste Erklärung zeigen wir, dass wir Modalitäten und Universalien in den Wissenschaften brauchen.
Modalität/Bigelow/Pargetter: ihre primäre Quelle ist die Mathematik.
Mathematik/Bigelow/Pargetter: unsere Metaphysik erlaubt eine realistische Auffassung der Mathematik (BigelowVsField).
>Mathematik/Hartry Field, >Mathematische Entitäten, >Platonismus,
>Universalien.

1. Armstrong, D. M. (1961). Perception and the physical world. London: Routledge & Kegan Paul.
2. Jackson, F. (1977b) Perception. A representative theory. Cambridge University Press.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Big I
J. Bigelow, R. Pargetter
Science and Necessity Cambridge 1990

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