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Entfremdung: In der Philosophie bezieht sich Entfremdung auf ein Gefühl der Entfremdung oder Trennung von sich selbst, anderen oder der Welt. Es ist ein Gefühl der Nichtzugehörigkeit oder des Getrenntseins von wesentlichen Aspekten der Existenz, das häufig im existenziellen und marxistischen Denken untersucht wird.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Karl Marx über Entfremdung – Lexikon der Argumente

Eco I 238
Entfremdung/Alienation/MarxVsHegel/Eco: Hegel unterscheidet nicht zwischen Entäußerung und Entfremdung. (Freiwillig/unfreiwillig).
>Entfremdung/Hegel
.
Eco: Das konnte er nicht, denn sobald der Mensch sich in der Welt der von ihm geschaffenen Dinge objektiviert, in der Natur die er verändert hat, entsteht sogleich einer Art unvermeidlicher Spannung, deren Pole einerseits die Beherrschung des Gegenstands und andererseits das völlige Sichverlieren in ihm in einem Gleichgewicht, dass nur dialektisch sein kann, also in einem dauernden Kampf besteht.
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Habermas IV 501
Entfremdung/Marx/Habermas: Bei Marx und in der marxistischen Tradition ist der Begriff der Entfremdung vor allem auf die Existenzweise von Lohnarbeitern angewendet worden. Marx selbst hat sich aber schon mit dem Übergang zur Werttheorie von dem durch Herder und die Romantik bestimmten Bildungsideal(1) freigemacht. Die Werttheorie behält nur noch den Begriff des Tausches zurück und damit einen formalen Gesichtspunkt distributiver Gerechtigkeit. Mit dem Begriff der Verwandlung von konkreter Arbeitskraft in abstrakte verliert der Begriff der Entfremdung seine Bestimmtheit. Er bezieht sich nun nicht mehr auf die Abweichungen vom Modell einer vorbildlichen Praxis, sondern auf die Instrumentalisierung eines als Selbstzweck vorgestellten Lebens überhaupt. Siehe Leben/Marx.

1.Ch.Taylor, Hegel, Cambridge1975, S. 5-29; deutsch Frankfurt 1977.

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Höffe I 364
Entfremdung/Marx/Höffe: (...) die Pariser Manuskripte(1) [weiten] die Kritik der Nationalökonomie zu einer philosophischen Anthropologie über die Natur des Menschen und seiner Arbeit aus. >Nationalökonomie/Marx.
Anthropologie/Marx: Leitbegriff ist der von Rousseaus Gesellschaftsvertrag und Hegels Phänomenologie des Geistes bekannte Begriff der Entfremdung: dass der Mensch seinem Wesen fremd wird.
Entfremdung/Hegel: Für Hegel ist die Entfremdung, die der Knecht in Auseinandersetzung mit dem Herrn, der Natur und Sich selbst erfährt, eine notwendige Phase in der Bildung des Bewusstseins. Marx: Marx hingegen spielt Hegels komplexe Dialektik für die «materielle», wirtschaftliche
Grundbeziehung durch, für den «feindlichen Kampf zwischen Kapitalist und Arbeiter». Wie Hegel, (>Herrschaft/Knechtschaft/Hegel) so spricht auch Marx dem zunächst Unterlegenen, dem Knecht, jetzt dem Arbeiter, die größere Möglichkeit zu, sich von der Entfremdung zu befreien. In einer bestechenden Analyse macht er das Haupthindernis für eine bessere Gesellschaft, das Privateigentum an den Produktionsmitteln, für eine vierfache Entfremdung verantwortlich: für eine Entfremdung vom Produkt der Arbeit, von der Natur der Arbeit, von sich als Arbeitendem und von der Gesellschaft:
1) Erstens entfremdet sich der Arbeiter - in abgewandelter Form auch der Kapitaleigner - von seinem Produkt, da er die Ware nicht selbst genießt; außerdem steht ihm die Natur als feindliche Welt gegenüber.
2) Der Arbeiter entfremdet sich zweitens von sich selbst, von seiner Lebenstätigkeit, denn da er die Arbeit nicht bejaht, fühlt er sich «außer der Arbeit bei sich und in der Arbeit außer sich»,
seine Arbeit ist ihrem Wesen nach eine Zwangsarbeit.
Höffe I 365
3) (...) entfremdet sich der Mensch drittens von seinem Gattungswesen, da er sich im Werk der Gattung, der bearbeiteten Natur, nicht wiederfindet.
4) (...) entfremde er sich noch von seinen Mitmenschen, da diese ihm nicht als Menschen, sondern lediglich als Arbeiter, mithin als Mittel für das eigene, individuelle Leben entgegentreten.

1. K. Marx, Ökonomisch-philosophische Manuskripte (1844) (Pariser Manuskripte)

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Marx I
Karl Marx
Das Kapital, Kritik der politische Ökonomie Berlin 1957

Eco I
U. Eco
Das offene Kunstwerk Frankfurt/M. 1977

Eco II
U, Eco
Einführung in die Semiotik München 1972

Ha I
J. Habermas
Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988

Ha III
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981

Ha IV
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981

Höffe I
Otfried Höffe
Geschichte des politischen Denkens München 2016

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