Psychologie Lexikon der Argumente

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Situationen, Philosophie: Eine Situation ist eine mehr oder weniger abgrenzbare Konstellation von Gegenständen, Handelnden, Zuständen, Ereignissen, Informationen und Informationskanälen. Siehe auch Zustand, Prozess, Handlung, Relationen, Beschreibungen, Kommunikation, Kontext/Kontextabhängigkeit, Information, Bedeutung, Situationssemantik, Mögliche Welten, Zentrierte Welten, Feinkörnig/grobkörnig.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Jens B. Asendorpf über Situationen – Lexikon der Argumente

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Situationen/Psychologie/Asendorpf: Die Definition von Situationen ist eine schwierige Frage (Vansteenlandt und Van Mechelen 1998)(1). In der ökologischen Psychologie wird sinnvoll unterschieden zwischen einer Einstellung einer Person, die vollständig von einem Beobachter definiert wird (z.B. "Fritz ist mit seiner Mutter zusammen"), und einer subjektiven Situation, die teilweise von der Person definiert wird (z.B. "Fritz ist zusammen mit seinem Freund Hans") (Barker 1968)(2). Ob Hans ein Freund von Fritz ist, kann letztlich nicht von Beobachtern, sondern nur von Fritz selbst entschieden werden. Diese Personenabhängigkeit der situativen Definition öffnet die Tür für Persönlichkeitseinflüsse auf die Definition einer Situation selbst.
So untersuchten z.B. Sarason, Shearin, Pierce und Sarason (1987)(3) den Zusammenhang zwischen selbstberichteter Einsamkeit und selbstberichteter Quantität und Qualität sozialer Beziehungen. Einsamkeit korrelierte -.28 mit der Anzahl der Beziehungen, -.53 mit der Anzahl der unterstützenden Beziehungen und -.63 mit der Zufriedenheit mit der Unterstützung anderer. Je subjektiver die Definition der Beziehungsqualität, desto höher ist der negative Zusammenhang mit der Einsamkeit. Selbst die Korrelation von -.28 mit der Anzahl der Beziehungen ist mit einem Effekt der Einsamkeit auf die Definition dessen, was eine Beziehung ist, verwechselt.
Forscher können Persönlichkeitseffekte von situativen Effekten auf zwei Arten trennen.
A. Erstens können sie ihre Analysen auf Einstellungen beschränken, die von den Beobachtern vollständig definiert werden. Z. B. Arbeit (Diener und Larsen 1984)(4), (Gosling, Ko, Mannarelli und Morris 2002(5)).
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B. Alternativ können Forscher eine Situation definieren, indem sie die subjektive Situationswahrnehmung über alle Akteure der Situation hinweg aggregieren. Siehe SRM-Modell von Kenny und Kollegen: >Interaktion/Kenny.
Es erfordert, dass jede Situation von vielen Akteuren so beurteilt wird, dass der Einfluss der Persönlichkeit jedes Richters minimiert wird.
Charakterzüge und Situationen: Es gibt drei Hauptmöglichkeiten:
a) Menschen, die dazu neigen, Situationen entsprechend ihrer Persönlichkeit aktiv auszuwählen (anzugehen oder zu vermeiden).
b) Menschen, die durch ihre Persönlichkeit passiv Situationen hervorrufen.
c) Menschen, die durch ihre Persönlichkeit Situationen manipulieren (aktiv verändern oder gar erschaffen).
d) situative Exposition kann langfristig Persönlichkeitsmerkmale beeinflussen (Asendorpf und Wilpers 1998(6); Lytton 1990(7))

1. Vansteenlandt, K. and Van, Mechelen I. 1998. Individual differences in situation-behaviour profiles: a triple typology model, Journal of Personality and Social Psychology 75: 751–65
2. Barker, R. G. 1968. Ecological psychology: concepts and methods for studying the environment of human behaviour. Stanford University Press
3. Sarason, B. R., Shearin, E. N., Pierce, G. R. and Sarason, I. G. 1987. Interrelations of social support measures: theoretical and practical implications, Journal of Personality and Social Psychology 52: 813–32
4. Diener, E. and Larsen, R. J. 1984. Temporal stability and cross-situational consistency of affective, behavioural, and cognitive responses, Journal of Personality and Social Psychology 47: 871–83
5. Gosling, S. D., Ko, S. J., Mannarelli, T. and Morris, M. E. 2002. A room with a cue: personality judgments based on offices and bedrooms, Journal of Personality and Social Psychology 82: 379–98
6. Asendorpf, J. B. and Wilpers, S. 1998. Personality effects on social relationships, Journal of Personality and Social Psychology 74: 1531–44
7. Lytton, H. 1990. Child and parent effects in boys’ conduct disorder: a reinterpretation, Developmental Psychology 26: 683–97


Jens B. Asendorpf, “Personality: Traits and situations”, in: Corr, Ph. J. & Matthews, G. (eds.) 2009. The Cambridge Handbook of Personality Psychology. New York: Cambridge University Press.


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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Asendorpf, Jens B.

Corr I
Philip J. Corr
Gerald Matthews
The Cambridge Handbook of Personality Psychology New York 2009

Corr II
Philip J. Corr (Ed.)
Personality and Individual Differences - Revisiting the classical studies Singapore, Washington DC, Melbourne 2018

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