Psychologie Lexikon der Argumente

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Tatsachen, Philosophie: Das, was einer wahren Aussage entspricht oder - nach Auffassung einiger Autoren - mit einer wahren Aussage identisch ist. Probleme ergeben sich durch mögliche mehrfache Zählung von Gegenständen, wenn z.B. von einer Situation gesprochen wird und zusätzlich von der Tatsache, dass diese Situation besteht. Daher bezeichnen einige Autoren die Annahme von Tatsachen als etwas Überflüssiges. Siehe auch Vernunftwahrheiten, Tatsachenwahrheiten, Sachverhalte. Wahrheit, Aussagen, Wissen, Gewissheit, Gedankenobjekte.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Robert Brandom über Tatsachen – Lexikon der Argumente

I 466 ff
Def Deflationismus/Brandom: bestreitet, dass Gehalt in Begriffen von Wahrheitsbedingungen und Übereinstimmung mit den Tatsachen, Eigenschaften und Gegenständen erklärt werden kann.(VsKorrespondenztheorie). >Deflationismus
, >Gehalt, >Wahrheitsbedingungen.
Tatsache : "wahrmachen": irreführend: es ist nicht die Tatsache, dass p, die wahr macht, dass p.
I 469
Bsp Es ist nicht die Tatsache, dass die Perser bei Platää von den Griechen besiegt wurden, die macht, dass die Griechen die Perser bei Platää besiegten. >Wahrmachen.
Tatsachen: Wenn Tatsachen erklärt werden sollen, braucht die Erklärung nicht auf irgendetwas Normatives zu rekurrieren: Dass die Planetenbahnen elliptisch sind, wäre auch ohne Wesen der Fall, die Normen aufstellen.
- - -
Rorty VI 179 ff
Welche Behauptungen wahr sind, hängt nicht davon ab, ob sie jemand aufstellt. Doch unsere sprachlichen Praktiken könnten nicht so sein, wie sie sind, wenn die Tatsachen anders wären.
Allerdings könnten die nichtsprachlichen Tatsachen im wesentlichen so sein, wie sie sind, auch wenn unsere sprachlichen Praktiken ganz andere wären!
Def Tatsache/Brandom: "etwas Behauptbares" (Neologismus von Brandom:" claimable"). - Es gibt den Akt des Behauptens, und es gibt "das Behauptete"- Tatsachen sind nun nicht das "wahre Behauptete" sondern das Behauptbare. - Tatsachen machen Behauptungen wahr. Allerdings inferentiell.
RortyVsBrandom: Das ist so als wenn ich wie Moliere Bsp "die einschläfernde Kraft" als inferentiell bezeichne, um sie über jeden Verdacht erhaben scheinen zu lassen. >Behauptungen.
- - -
Brandom I 476
Tatsache/Brandom: kein Kontrast zwischen dem, wie die Dinge sind und dem, was wir sagen und denken können - Tatsachen sind (die Gehalte von) wahre(n) Behauptungen und Gedanken. - Wittgenstein: wir halten mit dem Meinen nicht vor der Tatsache an.
I 477
Wittgenstein: Tatsachen sind verbunden und strukturiert durch die Gegenstände und ihre Eigenschaften.
I 866
Negative Tatsache/Brandom: sind nichts Geheimnisvolles - > Unterscheidung zwischen normativen und nicht normativen Ausdrücken - auch > bedingte Tatsachen, > modale Tatsachen. - Das Reich der Tatsachen und der Normen sind nicht entgegengesetzt. - Das Normative ist ein Teilgebiet des Faktischen.
- - -
Seel III 149
Def Tatsache/Brandom: Inhalt wahrer Behauptungen - Behauptung/Brandom: erhalten ihren Inhalt durch die Verwendung von Begriffen im Kontext der jeweils geäußerten Sätze. Der Begriff der Tatsache kann also nur zusammen mit dem der Behauptung analysiert werden. Jedoch ist diese begriffliche Abhängigkeit keine genetische - die Welt ist der Inbegriff aller Tatsachen, ganz unabhängig davon, wann und mit welchem Erfolg Gedanken über die Welt entstanden sind.
"Es gab eine Zeit, in der noch niemand Begriffe gebrauchte, weil es noch keine diskursive Praxis gab - aber es gab niemals eine Zeit, in der es noch keine Tatsachen gab. - Seel: danach sind weder Begriffe noch Tatsachen von der Existenz denkender Wesen abhängig. - Die Theorie der diskursiven Praxis erscheint so in einem Atemzug als eine Theorie der Grundstruktur der Welt. - Seel: KantVsBrandom: warnt genau davor - (im Fall Hegels vergeblich).
KantVsBrandom/KantVsHegel: falsch: Der Schluss vom Denken auf das Sein.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Bra I
R. Brandom
Expressive Vernunft Frankfurt 2000

Bra II
R. Brandom
Begründen und Begreifen Frankfurt 2001

Rorty I
Richard Rorty
Der Spiegel der Natur Frankfurt 1997

Rorty II
Richard Rorty
Philosophie & die Zukunft Frankfurt 2000

Rorty II (b)
Richard Rorty
"Habermas, Derrida and the Functions of Philosophy", in: R. Rorty, Truth and Progress. Philosophical Papers III, Cambridge/MA 1998
In
Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000

Rorty II (c)
Richard Rorty
Analytic and Conversational Philosophy Conference fee "Philosophy and the other hgumanities", Stanford Humanities Center 1998
In
Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000

Rorty II (d)
Richard Rorty
Justice as a Larger Loyalty, in: Ronald Bontekoe/Marietta Stepanians (eds.) Justice and Democracy. Cross-cultural Perspectives, University of Hawaii 1997
In
Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000

Rorty II (e)
Richard Rorty
Spinoza, Pragmatismus und die Liebe zur Weisheit, Revised Spinoza Lecture April 1997, University of Amsterdam
In
Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000

Rorty II (f)
Richard Rorty
"Sein, das verstanden werden kann, ist Sprache", keynote lecture for Gadamer’ s 100th birthday, University of Heidelberg
In
Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000

Rorty II (g)
Richard Rorty
"Wild Orchids and Trotzky", in: Wild Orchids and Trotzky: Messages form American Universities ed. Mark Edmundson, New York 1993
In
Philosophie & die Zukunft, Frankfurt/M. 2000

Rorty III
Richard Rorty
Kontingenz, Ironie und Solidarität Frankfurt 1992

Rorty IV (a)
Richard Rorty
"is Philosophy a Natural Kind?", in: R. Rorty, Objectivity, Relativism, and Truth. Philosophical Papers Vol. I, Cambridge/Ma 1991, pp. 46-62
In
Eine Kultur ohne Zentrum, Stuttgart 1993

Rorty IV (b)
Richard Rorty
"Non-Reductive Physicalism" in: R. Rorty, Objectivity, Relativism, and Truth. Philosophical Papers Vol. I, Cambridge/Ma 1991, pp. 113-125
In
Eine Kultur ohne Zentrum, Stuttgart 1993

Rorty IV (c)
Richard Rorty
"Heidegger, Kundera and Dickens" in: R. Rorty, Essays on Heidegger and Others. Philosophical Papers Vol. 2, Cambridge/MA 1991, pp. 66-82
In
Eine Kultur ohne Zentrum, Stuttgart 1993

Rorty IV (d)
Richard Rorty
"Deconstruction and Circumvention" in: R. Rorty, Essays on Heidegger and Others. Philosophical Papers Vol. 2, Cambridge/MA 1991, pp. 85-106
In
Eine Kultur ohne Zentrum, Stuttgart 1993

Rorty V (a)
R. Rorty
"Solidarity of Objectivity", Howison Lecture, University of California, Berkeley, January 1983
In
Solidarität oder Objektivität?, Stuttgart 1998

Rorty V (b)
Richard Rorty
"Freud and Moral Reflection", Edith Weigert Lecture, Forum on Psychiatry and the Humanities, Washington School of Psychiatry, Oct. 19th 1984
In
Solidarität oder Objektivität?, Stuttgart 1988

Rorty V (c)
Richard Rorty
The Priority of Democracy to Philosophy, in: John P. Reeder & Gene Outka (eds.), Prospects for a Common Morality. Princeton University Press. pp. 254-278 (1992)
In
Solidarität oder Objektivität?, Stuttgart 1988

Rorty VI
Richard Rorty
Wahrheit und Fortschritt Frankfurt 2000

Bra II
R. Brandom
Begründen und Begreifen Frankfurt 2001

Seel I
M. Seel
Die Kunst der Entzweiung Frankfurt 1997

Seel II
M. Seel
Ästhetik des Erscheinens München 2000

Seel III
M. Seel
Vom Handwerk der Philosophie München 2001

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