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Hermeneutik: Hermeneutik ist die Theorie und Praxis der Interpretation, insbesondere der Interpretation von Texten. Die Hermeneutik befasst sich mit der Frage, wie wir Bedeutung verstehen. Sie geht davon aus, dass der Sinn nicht feststeht oder objektiv ist, sondern durch einen Prozess der Interpretation entsteht. Das bedeutet, dass der eigene Hintergrund und die eigenen Erfahrungen des Interpreten eine Rolle dabei spielen, wie er den Text versteht. Siehe auch Interpretation, Texte, Hermeneutischer Zirkel.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Paul Ricoeur über Hermeneutik – Lexikon der Argumente

I 39
Hermeneutik/Ricoeur: Die Problematik der Illusion (...), die Nietzsches „Auslegung“ innewohnt, führt uns zu der Hauptschwierigkeit, welche das Los der modernen Hermeneutik bestimmt.
I 40
Problem: Es gibt keine allgemeine Hermeneutik, keinen universellen Kanon für die Exegese, sondern getrennte und einander entgegenstehende Theorien über die Regeln der Interpretation. Das hermeneutische Feld (...) ist in sich selbst zerspalten.
A. Auf der einen Seite wird die Hermeneutik aufgefasst als die Manifestation und Wiederherstellung eines Sinns, der in der Art einer Botschaft, einer Verkündigung oder, wie es zuweilen heißt, eines Kerygma an gerichtet ist;
B. Auf der anderen Seite wird sie verstanden als Entmystifizierung, als Illusionsabbau. Auf dieser Seite des Kampfes steht die Psychoanalyse, zumindest bei der ersten Lektüre. >Interpretation/Ricoeur
, >Sinn/Ricoeur, >Traumdeutung/Ricoeur.
I 43
Sorge um das Objekt/Ricoeur: Letztlich liegt dieser Sorge ein Vertrauen in die Sprache zugrunde, - der Glaube, dass die Sprache, die die Symbole trägt, weniger von den Menschen als zu den Menschen gesprochen wird, dass die Menschen inmitten der Sprache, im Licht des Logos
geboren werden, (...). >Glauben/Ricoeur, >Religiöser Glaube/Ricoeur, >Interpretation/Ricoeur, >Epoché/Ricoeur.
C. Hermeneutik im Zeichen des „Zweifels“/Ricoeur: diese andere Theorie der Interpretation beginnt gerade mit dem Zweifel, ob es ein solches Objekt gibt und ob dieses Objekt der Ort sein kann, wo die intentionale Absicht in Kerygma, Offenbarung und Verkündigung umschlägt. Deshalb ist diese
Hermeneutik kein Herauslösen des Objekts, sondern ein Herunterreißen der Maske, eine die Verkleidungen reduzierende Interpretation.

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II 45
Hermeneutik/Symbol/Ricoeur: In meinen früheren Schriften, insbesondere der Symbolik des Bösen und Freud and Philosophy(1,2), habe ich die Hermeneutik direkt durch einen Gegenstand definiert, der sowohl so breit als auch so präzise wie möglich zu sein schien, ich meine das Symbol. Was das Symbol betrifft, so habe ich es wiederum durch seine semantische Struktur definiert, die eine doppelte Bedeutung hat. Heute bin ich mir weniger sicher, dass man das Problem so direkt angehen kann, ohne vorher die Linguistik in Betracht gezogen zu haben. Innerhalb des Symbols, so scheint es mir jetzt, gibt es sowohl etwas Nicht-Semantisches als auch etwas Semantisches (...). >Metapher/Ricoeur.


1. P. Ricoeur, The Symbolism of Evil, trans. Emerson Buchanan (New York: Harper & Row, 1967);
2. P. Ricoeur, Freud and Philosophy: An Essay on Interpretation, trans. Denis Savage (New Haven: Yale University Press, 1970).

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Ricoeur I
Paul Ricoeur
Die Interpretation. Ein Versuch über Freud Frankfurt/M. 1999

Ricoeur II
Paul Ricoeur
Interpretation theory: discourse and the surplus of meaning Fort Worth 1976

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