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Geschmack: Geschmack in der Kunst bezieht sich auf Vorlieben oder Urteile über die ästhetischen Qualitäten und Vorzüge von Kunstwerken. Er wird durch den kulturellen Hintergrund, die Bildung, die individuellen Erfahrungen und den Kontakt mit verschiedenen Arten von Kunst beeinflusst. Siehe auch Kunst, Kunstwerke, Ästhetik, Ästhetische Erfahrung, Ästhetisches Bewusstsein.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Baltasar Gracian über Geschmack – Lexikon der Argumente

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Geschmack/Gracian/Gadamer: Die lange Vorgeschichte, die dieser Begriff hat, bis er von Kant zum Fundament seiner Kritik der Urteilskraft gemacht wird, lässt erkennen, daß der Begriff des
Geschmacks ursprünglich eher ein moralischer als ein ästhetischer Begriff ist. Er beschreibt ein Ideal echter Humanität und verdankt seine Prägung dem Bestreben, sich gegen den Dogmatismus der Schule« kritisch abzuheben. Auf das „Schöngeistige“ wird der Gebrauch des Begriffs erst später eingeengt.
Gracian geht davon aus, daß der sinnliche Geschmack, dieser animalischste und innerlichste unserer Sinne, dennoch bereits einen Ansatz zu der in der geistigen Beurteilung der Dinge vollzogenen Unterscheidung enthält. Das sinnliche Unterscheiden des Geschmacks, das auf die unmittelbarste Weise genießendes Aufnehmen und Zurückweisen ist, ist also in Wahrheit nicht bloßer Trieb, sondern hält bereits die Mitte zwischen sinnlichem Trieb und geistiger Freiheit. Den sinnlichen Geschmack zeichnet eben dies aus, daß er selbst zu solchem den Abstand der Wahl und der Beurteilung gewinnt, was zur
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dringendsten Notdurft des Lebens gehört. So sieht Gracian im Geschmack bereits eine „Vergeistigung der Animalität“ und weist mit Recht daraufhin, daß es nicht nur vom Geist (ingenio), sondern auch schon vom Geschmack (gusto) Bildung (cultura) gibt. Dieser Begriff des gusto nun ist der Ausgangspunkt für Gracians gesellschaftliche Idealbildung. Sein Ideal des Gebildeten (des discreto) besteht darin, daß er, der hombre en supunto, zu allen Dingen des Lebens und der Gesellschaft die rechte Freiheit des Abstandes gewinnt, so dass er bewusst und überlegen zu unterscheiden und zu wählen weiß.
Das Bildungsideal, das Gracian damit aufstellt, sollte Epoche machen. Es ersetzte das des christlichen Hofmannes (Castiglione). >Geschmack/Kant
, >Urteilskraft/Gadamer.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Gracian, Baltasar

Gadamer I
Hans-Georg Gadamer
Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010

Gadamer II
H. G. Gadamer
Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977

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