Psychologie Lexikon der Argumente

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Interpretation: A. Das Aufstellen von Aussagen über andere Aussagen, wobei sich die neuen Aussagen des Vokabulars der ursprünglichen Aussagen bedienen sowie eventuell neues Vokabular einführen. Wird kein neues Vokabular eingeführt, kann neue Information durch Umstellung der syntaktischen Elemente gewonnen werden.
B. In der Logik das Einsetzen von Werten (Gegenständen) anstelle der Konstanten bzw. freien Variablen.


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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Postmoderne über Interpretation - Lexikon der Argumente

Gaus I 25
Interpretation/Postmoderne/Ball: Die postmoderne Sensibilität ist keine einzelne, stabile Sache. Es gibt, um es etwas zu vereinfachen, zwei Hauptversionen der postmodernen Interpretation. Die eine leitet sich weitgehend von Nietzsche und Foucault ab, die andere von Derrida.
>Dekonstruktion/Derrida
, >F. Nietzsche.
Ein foucauldischer Interpretationsansatz versucht, die unzähligen Arten und Weisen, in denen Menschen "normalisiert" oder zu "Subjekten" gemacht werden, d.h. zu willigen Teilnehmern an ihrer eigenen Unterwerfung, zu entlarven und zu kritisieren (Foucault, 1980)(1).
>M. Foucault.
So konzentriert sich eine postmoderne Perspektive auf die Interpretation von Texten typischerweise auf die Art und Weise, in der frühere Denker (...) Ideen zu der mentalité beigetragen haben, die den Weg für die Schaffung und Legitimation der modernen Überwachungsgesellschaft ebnete. Und umgekehrt suchen postmoderne Interpreten nach früheren Denkern, die diese Ideen in Frage stellten oder untergruben. Dieser foucauldische Ansatz wird durch William Connollys "Political Theory and Modernity" (1988)(2) gut repräsentiert.
Auslegung: Eine postmoderne Neuinterpretation verlagert und richtet frühere Denker entlang ganz anderer Achsen neu aus. Eine postmoderne Lektüre der Geschichte des politischen Denkens entlarvt nicht nur bisher unvermutete Schurken, sondern zeigt auch Helden, die es gewagt haben, dem Druck und den Prozessen der "Normalisierung" zu widerstehen. Zu den ersteren gehören Hobbes und Rousseau.
>Th. Hobbes, >J.-J. Rousseau.
Dass der historische Rousseau dem historischen Hobbes überaus kritisch gegenüberstand, spielt für eine postmoderne Lesart keine Rolle. Denn wir können sie heute als vom gleichen Stamm kommend sehen, von denen jeder "den Blick" immer tiefer in die inneren Abgründe der menschlichen Psyche ausgestreckt und damit der Unterwerfung moderner Männer und Frauen Vorschub geleistet hat.
BallVs: Ob dieser Entwurf von dem aristokratischen französischen Pornographen bewusst formuliert und ins Spiel gebracht wurde, ist bestenfalls zweifelhaft; aber wie andere postmoderne Interpreten vermeidet Connolly jede Beschäftigung mit solch historischen Feinheiten wie der Autorenabsicht.
>W. Connolly.
Gaus I 26
Wahrheit/VsPostmoderne/Ball: Gegen eine postmoderne Deutungsperspektive können verschiedene Kritikpunkte vorgebracht werden. Einer ist, dass wir manchmal, und das zu Recht, wissen wollen, ob etwas, was Marx oder Mill gesagt haben, wahr ist. Es hilft uns nicht weiter, wenn man uns sagt, dass wahr/falsch eine fadenscheinige "Binärformel" sei.
>Wahrheitswerte, >Bivalenz, >Logik, >J. St. Mill, >K. Marx.
Noch schlimmer ist, dass die Postmoderne mit ihrer Betonung unterschiedlicher, divergierender und widersprüchlicher "Lesarten" oder Interpretationen - es gibt angeblich keine Fakten, sondern nur Interpretationen "ganz unten" - tatsächlich nicht in der Lage ist, Wahrheit von Falschheit und Propaganda von Fakten zu unterscheiden.
Vgl. >Falschinformation, >Tatsachen, >Wahrheit, >Richtigkeit, >Korrektheit.

1. Foucault, Michel 1980. Power/Knowledge, ed. Colin Gordon. New York: Pantheon.
2. Conolly, W.E. 1988. Political Theory and Modernity. Oxford: Oxford University Press.

Ball, Terence. 2004. „History and the Interpretation of Texts“. In: Gaus, Gerald F. 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Postmoderne

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004

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