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Sitten/Sittlichkeit: Sitten sind die gemeinsamen Praktiken und Traditionen einer Gruppe von Menschen. Sie werden oft von Generation zu Generation weitergegeben und können sich von Kultur zu Kultur stark unterscheiden. Sittlichkeit ist eine Reihe von Prinzipien, die das Verhalten und die Einstellungen der Menschen leiten. Sie basiert auf dem, was Menschen für richtig und falsch halten. Die Moral kann durch Faktoren wie Religion, Kultur und persönliche Erfahrungen beeinflusst werden.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Multikulturalismus über Sitten/Sittlichkeit - Lexikon der Argumente

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Sitten/Moral/Multikulturalismus/Kukathas: Kopftuch-Affäre: [Frankreich 1989]: In diesem Fall ergab sich ein Problem, weil drei nordafrikanische Immigrantinnen in einer französischen öffentlichen Sekundarschule sich dafür entschieden, ihr Kopftuch im Unterricht zu tragen - eine Geste, die als Herausforderung an die nationale Politik des Säkularismus in den Schulen interpretiert wurde. Wie Bhikhu Parekh anmerkt, "traf diese Frage den Kern der französischen Vorstellungen von Staatsbürgerschaft und nationaler Identität und spaltete das Land" (2000(1): 250). Aber es spaltete auch die politischen Theoretiker (Galeotti, 1993(2); 1994; Moruzzi, 1994a(3); 1994b(4)).
Vgl. >Religion/Multikulturalismus
.
Privatsspähre/Liberalismus/Problem: Hier wie bei vielen anderen Gelegenheiten trägt die liberale Behauptung, dass der Einzelne in Angelegenheiten, die private und nicht öffentliche Belange betreffen, frei nach eigenem Gutdünken leben können sollte, nicht zur Lösung der Probleme bei. Selbst die Frage, was man isst, hat eine öffentliche Dimension, da es Gesetze gibt, die die Behandlung von Tieren und insbesondere die Schlachtung von Tieren für den menschlichen Verzehr regeln.
Konflikte: Religiöse Forderungen nach koscherem oder Halal-Fleisch verstoßen gegen Gesetze, die das humane Schlachten von Tieren in Europa vorsehen. Und in dem Maße, in dem religiöse und kulturelle Gruppen Ausnahmeregelungen erhalten können, um rituelle Schlachtungen oder Tötungen für den Sport zuzulassen, erweist sich der Multikulturalismus nicht nur als schlecht für die Tiere, sondern auch als problematisch für die politische Theorie (Casal, 2003)(5). Was
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als eine öffentliche Angelegenheit betrachtet wird und was als privat gilt, wird selbst zu einer Angelegenheit politischer und philosophischer Meinungsverschiedenheiten. Dies ist umso offensichtlicher, wenn es bei den Streitigkeiten um staatliche Symbole, den offiziellen Status von Sprachen und den Zeitpunkt von Feiertagen geht.
Lösungen: während Kymlickas philosophische Antwort darauf eine Theorie der gruppendifferenzierten Staatsbürgerschaft mit spezifischen Rechten für Einwanderer und indigene Minderheiten war(6), haben andere mit Forderungen nach einer Verlangsamung oder einem Stopp der Einwanderung von Menschen aus kulturell unterschiedlichen Ländern geantwortet (Brimelow, 1995)(7) oder sie forderten die Beschränkung der Gewährung der Staatsbürgerschaft auf diejenigen, die sich vollständiger in die Wege ihrer neuen Gesellschaft assimiliert haben (Pickus, 1998)(8). Für einige ist der Nationalstaat in der Tat der Ausdruck einer bestimmten ethnisch-kulturellen Gruppe, und der Versuch, einen multikulturellen Staat zu schaffen, ist daher ein Fehler (Auster, 1992)(9).
>Kulturelle Rechte/Levy, >Kultur/Kymlicka, >Gruppenrechte/Politische Theorien, >Minderheitenrechte/Kymlicka.

1. Parekh, Bhikhu (2000) Rethinking Multiculturalism: Cultural Diversity and Political Theory. London: Macmillan.
2. Galeotti, Anna Elisabetta (1993) 'Citizenship and equality: the place for toleration'. Political Theory, 21 (4): 585-605.
3. Moruzzi, Norma Claire (1994a) 'A problem with headscarves: contemporary complexities of political and social identity'. Political Theory, 22 (4): 653—72.
4. Moruzzi, Norma Claire (1994b) 'A response to Galeotti'. Political Theory, 22 (4): 678_9.
5. Casal, Paula (2003) 'Is multiculturalism bad for animals?' Journal of Political Philosophy, 11 1-22.
6. Kymlicka, Will, ed. (1995b) The Rights of Minority Cultuæs. Oxford: Oxford University Press.
7. Brimelow, Peter (1995) Alien Nation: Common Sense about America's Immigration Disaster. New York: Random House.
8. Pickus, Noah M. J. (1998) 'To make natural: creating citizens for the twenty-first century'. In Noah M. J. Pickus, ed., Immigration and Citizenship in the Twenty- First Century. Lanham, MD: Rowman and Littlefield, 107-40.
9. Auster, Lawrence (1992) 'The forbidden topic: the link between multiculturalism and immigration'. National Review, 27 (April).

Kukathas, Chandran 2004. „Nationalism and Multiculturalism“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Multikulturalismus

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004

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