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Autor | Begriff | Zusammenfassung/Zitate | Quellen |
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Joseph A. Schumpeter über Sozialismus – Lexikon der Argumente
Mause I 71 Sozialismus/Schumpeter: Schumpeter prognostizierte, dass der Sozialismus das unvermeidliche Endresultat des Kapitalismus sei. (1) Letzterer werde zunehmend durch bürokratische Großunternehmen geprägt, die die traditionellen, innovativen Eigentümer-Unternehmer verdrängen würden; durch den wachsenden Einfluss dieser Großunternehmen würde dem Staat (gewissermaßen als Gegengewicht) eine immer wichtigere Rolle im Wirtschaftsleben zuwachsen – eine Entwicklung, die schließlich im Sozialismus enden würde. - - - Brocker I 249 Sozialismus/Schumpeter: Schumpeter schrieb oft ironisch und wurde daher von vielen seiner Rezipienten missverstanden. Insbesondere meinte man, Schumpeter habe dem Kapitalismus ein nahes Ende als unausweichlich vorausgesagt. (Bsp Salin in: Schumpeter 2005)(2). Das ist aber nicht wahr. Brocker I 257 Sozialismus/Schumpeter: der Sozialismus habe eine strukturelle „Familienähnlichkeit“ (3) mit der kapitalistischen Wirtschaftsordnung: Auch innerhalb einer sozialistischen Wirtschaftsordnung bestehe (a) die Notwendigkeit des Geldes, (b) die Notwendigkeit betrieblicher Kostenrechnung und volkswirtschaftlicher Buchführung, (c) die Notwendigkeit betrieblicher Gewinnorientierung, (d) die Notwendigkeit, einen Markt für Konsumgüter einzurichten, (e) die Notwendigkeit, Investitionen durch Ersparnisse zu finanzieren, ferner (f) die Notwendigkeit, vom universalen Gleichheitslohn abzuweichen, das heißt Prämien als Leistungsanreiz einzuführen. (4) Daher entwickle der Sozialismus keine eigene Logik. (5) Brocker I 259 SchumpeterVsProtektionismus/Schumpeter pro Sozialismus: Im Sozialismus werde offenkundig, »daß die Exporte das Opfer sind, das man auf sich nehmen muß, um die Importe zu beschaffen« (6). Streiks/Schumpeter pro Sozialismus: Schumpeter, im Sozialismus seien Streiks – für alle deutlich sichtbar – »nichts anderes als antisoziale Angriffe auf den Reichtum der Nation« (7). Brocker I 260 Kapitalismus/Sozialismus: Schumpeter These:: »Der kapitalistische Prozeß bringt Dinge und Seelen für den Sozialismus in Form« (8). Daher könne derjenige, dem ein gut funktionierender Sozialismus am Herzen liege, kein anderes Interesse haben als das, den Kapitalismus noch weit in die Zukunft hinein die dafür nötigen Bedingungen schaffen zu lassen. Ein Sozialismus ohne bereits bestehenden allgemeinen Wohlstand könne nur als „Schreckensherrschaft“ (9) organisiert werden. Brocker I 262 Schumpeters Hauptbotschaft lautet, dass die (vermeintlichen) Stärken des Sozialismus als Totalitarismus zu fürchten und dass die (vermeintlichen) Schwächen des Kapitalismus als Zivilisiertheit der modernen Gesellschaft und mithin als bewahrenswert zu würdigen sind. Ingo Pies, „Joseph A. Schumpeter, Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie (1942)“ in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018 1. J. A. Schumpeter, Capitalism, socialism, and democracy. New York 1942; [dt. Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie, Tübingen/Basel 2005]. 2. Joseph A. Schumpeter, Capitalism, Socialism and Democracy, New York 1942. Dt.: Joseph A. Schumpeter, Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie, Tübingen/Basel 2005 (zuerst: Bern 1946). S. 485. 3. Ebenda.S. 289, 291. 4. Ebenda S. 275-298. 5. Ebenda S. 292. 6. Ebenda S. 337. 7. Ebenda S. 338 8. Ebenda S. 351 9. Ebenda S. 363_____________ Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der ArgumenteDer Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente. |
EconSchum I Joseph A. Schumpeter Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung Leipzig 1912 Mause I Karsten Mause Christian Müller Klaus Schubert, Politik und Wirtschaft: Ein integratives Kompendium Wiesbaden 2018 Brocker I Manfred Brocker Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018 |