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Volk: In der politischen Philosophie besteht das Volk aus den Individuen, die eine politische Gemeinschaft ausmachen. Sie haben Rechte und Pflichten, und sie nehmen am politischen Prozess teil. Siehe auch Gesellschaft, Politik, Gemeinschaft, Demokratie, Partizipation, Wahlsysteme.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Hans Kelsen über Volk – Lexikon der Argumente

Brocker I 131
Volk/Kelsen: Von dem Willen »eines« Volkes ist bei Kelsen keine Rede, er lehnt ferner substantialistische Interpretationen vehement ab. Einheit kann es aus seiner Sicht nur als Einheit der Rechtsordnung geben, als »Einheit der das Verhalten der normunterworfenen Menschen regelnden staatlichen Rechtsordnung« (1). An Stelle des ideologisch missbrauchten »Idealbegriffs des Volkes« hebt Kelsen den »Realbegriff« hervor und unterscheidet bezüglich letzterem vier Schichten (2)
:
1. Alle der Herrschaft Unterworfenen (einschließlich der in einem Territorium Anwesenden, also auch der »Ausländer«
2. Der Kreis der politisch Berechtigten
3. Die Zahl derjenigen, die ihre politischen rechtstatsächlich ausüben
4. Die „Wenigen“, die im Unterschied zur „urteilslose(n) Menge“ in die Politik eingreifen durch „selbständige Willensentscheidung.(3)
Ausdruck der eigentlichen politischen Aktivität des Volkes sind die politischen Parteien. >Politische Parteien/Kelsen.
Das Volk wird nur durch seine Integration in Parteien zur »politische[n] Potenz«.(4)
Brocker I 132
Kein Entscheidungsverfahren kommt dem Konsens so nahe wie die Mehrheitsfindung. Dieser Beobachtung liegt die Annahme zugrunde, dass ein Volkswille nicht vorhanden ist und einfach nur erkannt werden muss, sondern dass die politische Einheit immer wieder aufs Neue zu organisieren ist.(5)
Brocker I 140
Volk/Rousseau/Kelsen: Rousseaus Annahmen bezüglich der Homogenität der Bevölkerung in sozialer und ökonomischer Hinsicht treffen auf die moderne Gesellschaft nicht mehr zu, an ihrer Stelle spricht Kelsen vom Gleichgewicht der Kräfte als Charakteristikum der zeitgenössischen Situation in der Zwischenkriegszeit.(6)

1. Hans Kelsen, »Vom Wesen und Wert der Demokratie«, in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik 47, 1920/1921, 50-85 (Separatdruck: Tübingen 1920). Erweiterte Fassung: Hans Kelsen, Vom Wesen und Wert der Demokratie, Tübingen 1929 (seitenidentischer Nachdruck:Aalen 1981), S. 15
2. Ebenda S. 18f
3. Ebenda S. 19
4. Ebenda S. 23
5. Ebenda S. 62
6. Ebenda S. 97

Marcus Llanque, „Hans Kelsen, Vom Wesen und Wert der Demokratie“, in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Kelsen, Hans

Brocker I
Manfred Brocker
Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018

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