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Risikowahrnehmung: Risikowahrnehmung bezieht sich auf die subjektive Einschätzung oder Beurteilung der Wahrscheinlichkeit und Schwere potenzieller Bedrohungen oder Gefahren durch den Einzelnen. Sie wird von kognitiven, emotionalen und sozialen Faktoren beeinflusst, die sich darauf auswirken, wie Menschen Risiken wahrnehmen und auf sie reagieren, und die ihr Verhalten, ihre Entscheidungen und ihre Einstellung gegenüber unsicheren Ereignissen oder Situationen prägen. Siehe auch Risiken, Entscheidungen, Verhaltensökonomie.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Wirtschaftstheorien über Risikowahrnehmung - Lexikon der Argumente

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Risikowahrnehmung/Wirtschaftstheorien/Jolls: Es ist wichtig, (...) dass von Unternehmen nicht verlangt wird, Anekdoten zu liefern, die sehr ungewöhnliche Ereignisse widerspiegeln, da eine Betonung von Worst-Case-Szenarien zu übermäßigen Reaktionen führen könnte (Sunstein, 2002)(1). Wenn die Anforderungen an wahrheitsgemäße Berichte extrem ungewöhnliche oder unwahrscheinliche Szenarien einbeziehen, könnten die Verbraucher überreagieren - oder sie könnten das Vertrauen verlieren und den Berichten überhaupt kein Gewicht beimessen. Beachten Sie, dass sich Worst-Case-Szenarien mit dem Vorschlag einer gesetzlichen Anforderung an Unternehmen, wahrheitsgemäße Berichte über tatsächliche Ereignisse zu liefern, wahrscheinlich viel leichter vermeiden lassen als mit der alternativen Strategie - die häufig von der Regierung angewandt wird - von öffentlichen Informationskampagnen über Verbraucherrisiken. Solche Kampagnen haben oft zur Verwendung von extrem
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anschaulichen und hervorstechenden Bilder geführt, bis zu dem Punkt, an dem das ernsthafte Risiko einer Überreaktion oder sogar einer Gegenreaktion besteht, weil die Bürger den Eindruck haben, dass die Regierung "manipuliert".
Eine bekannte Anti-Drogen-Werbung aus den 1980er Jahren zeigte z. B. das Bild eines in der Pfanne bratenden Eies mit dem Voice-over: "This is your brain on drugs" (dt. "Das ist dein Gehirn auf Drogen.") (Dewan, 2004)(2).
>Optimismus/Wirtschaftstheorien
.
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Optimismus/Automobilsicherheit: Ein Kontext, in dem Belege aus einer Reihe von Quellen das Vorhandensein einer erheblichen Verzerrung im Optimismus unterstützen, ist die Automobilsicherheit (z. B. Arnould und Grabowski, 1981(3); Camerer und Kunreuther, 1989(4)). Die Unterschätzung des Risikos, bei einem Autounfall getötet oder verletzt zu werden, kann auftreten, weil Menschen die Wahrscheinlichkeit unterschätzen, dass die durchschnittliche Person in einen solchen Unfall verwickelt wird (Lichtenstein et al., 1978)(5); die Wahrscheinlichkeit, dass die Person selbst in einen solchen Unfall verwickelt wird, im Verhältnis zur Wahrscheinlichkeit, dass die durchschnittliche Person in einen solchen Unfall verwickelt wird (z. B. Dejoy, 1989(6); Svenson, Fischhoff und MacGregor, 1985(7)); oder eine Kombination der beiden Effekte.* >Recht und Verhalten/Wirtschaftstheorien.

* Siehe Jolls (1998)(8) für eine weitere Diskussion der Beweise in diesen Studien.

1. Sunstein, Cass R. (2002). “Probability Neglect: Emotions, Worst Cases, and Law.” Yale Law Journal 112: 61–107.
2. Dewan, Shaila K. (2004). “The New Public Service Ad: Just Say ‘Deal With It’.” New York Times, January 11.
3. Arnould, Richard J. and Henry Grabowski (1981). “Auto Safety Regulation: An Analysis of Market Failure.” Bell Journal of Economics 12: 27–48.
4. Camerer, Colin F. and Howard Kunreuther (1989). “Decision Processes for Low Probability Events: Policy Implications.” Journal of Policy Analysis and Management 8: 565–592.
5. Lichtenstein, Sarah, Paul Slovic, Baruch Fischhoff, Mark Layman, and Barbara Combs (1978). “Judged Frequency of Lethal Events.” Journal of Experimental Psychology: Human Learning and Memory 4: 551–578.
6. DeJoy, David M. (1989). ‘The Optimism Bias and Traffic Accident Risk Perception.” Accident Analysis and Prevention 21: 333–340.
7. Svenson, Ola, Baruch Fischhoff, and Donald MacGregor (1985). “Perceived Driving Safety and Seatbelt Usage.” Accident Analysis and Prevention 17: 119–133.
8. Jolls, Christine (1998). “Behavioral Economics Analysis of Redistributive Legal Rules.” In Symposium: The Legal Implications of Psychology: Human Behavior, Behavioral Economics, and the Law, Vanderbilt Law Review 51: 1653–1677.

Jolls, Christine, „Bounded Rationality, Behavioral Economics, and the Law“. In: Parisi, Francesco (Hrsg.) (2017). The Oxford Handbook of Law and Economics. Bd. 1: Methodology and Concepts. NY: Oxford University Press.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Wirtschaftstheorien

Parisi I
Francesco Parisi (Ed)
The Oxford Handbook of Law and Economics: Volume 1: Methodology and Concepts New York 2017

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