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Terminologien: Hier werden Besonderheiten des Sprachgebrauchs der einzelnen Autoren erklärt.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Nelson Goodman über Terminologien – Lexikon der Argumente

I 88
Kunst: Es gibt Charakteristika zur Definition einer Symbolisierungsweise, die anzeigt, ob etwas ein Kunstwerk ist.
1. Syntaktische Dichte: Bei der syntaktischen Dichte dienen gewisse minimale Differenzen zur Unterscheidung von Symbolen, z.B. ein skalenloses Thermometer (im Gegensatz zu einem digitalen Instrument).
2. Semantische Dichte: Bei der Semantischen Dichte stehen Symbole für Dinge bereit,die sich nur durch minimale Differenzen voneinander unterscheiden, z.B. nicht nur das erwähnte skalenlose Thermometer, sondern auch gewöhnliches Deutsch, sofern es nicht syntaktisch dicht ist.
3. Relative Fülle: Bei der relativen Fülle sind vergleichsweise viele Aspekte eines Symbols signifikant, z.B. die aus einer einzigen Linie bestehende Zeichnung eines Berges von Hokusai bei der jede Eigenschaft wie Linie, Dicke, Gestalt, usw. zählt. Im Gegensatz zu der gleichen Kurve als Darstellung des Börsenverlaufs eines Tages, bei der allein die Höhe der Werte über der Basis zählt.
4. Exemplifikation: Bei der Exemplifikation ist ein Symbol, ob es denotiert oder nicht, dadurch symbolisiert, dass es als Probe von Eigenschaften dient, die es buchstäblich oder metaphorisch besitzt.
5. Bei der multiplen und komplexen Bezugnahme, erfüllt ein Symbol mehrere zusammenhängende und aufeinander einwirkende Bezugnahmefunktionen, einige direkte und andere durch andere Symbole vermittelte.
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III 128
Def Symbolschema: Ein Symbolschema besteht aus Charakteren.
Def Charaktere sind bestimmte Klassen von Äußerungen oder Inskriptionen. Ein Merkmal des Charakters in einer Notation besteht darin, dass seine Elemente frei untereinander ausgetauscht werden können, ohne syntaktische Auswirkungen. Das ist eine Klasse von Marken. Die Partitur erfordert eine Trennung der Charaktere. Ein Charakter in einer Notation ist eine Abstraktionsklasse von Charakter-Indifferenz unter Inskriptionen.
Def Inskription: Inskription schließt Äußerungen ein. Eine Inskription ist jede Marke visuell, auditiv etc. die zu einem Charakter gehört. Eine Inskription ist atomar, wenn sie keine andere Inskription enthält, andernfalls ist sie zusammengesetzt, z.B. einen Buchstabe sieht man einschließlich der Zwischenräume als atomar an. In der Musik lässt sich die Trennung in atomar/zussammen nicht immer sofort erkennen, sie ist komplexer. Man sortiert die Atome am besten in Kategorien: Schlüsselzeichen, Zeitzeichen, Tonhöhenzeichen.
III 128/129
Def Marke: Die Marke ist ein Einzelfall eines Charakters in einer Notation. Sie schließt Inskriptionen ein. Tatsächliche Marken werden selten bewegt oder ausgetauscht. Alle Inskriptionen einer gegebenen Marke sind syntaktisch äquivalent. Und dies ist eine hinreichende Bedingung, dass sie "echte Kopien" oder Replikas von einander sind, bzw. in derselben Weise buchstabiert werden. Keine Marke darf zu mehr als einem Charakter gehören (Disjunktivität). Eine Marke die unzweideutig eine Inskription eines einzelnen Charakters ist, ist dennoch ambig, wenn sie zu verschiedenen Zeiten oder in verschiedenen Kontexten verschiedene Erfüllungsgegenstände hat.
Def Typ (Gegensatz: Verwendung, Peirce): Der Typ ist das Allgemeine, oder die Klasse, deren Einzelfälle oder Elemente die Marken sind. Goodman: Ich ziehe es vor auf den Typ ganz zu verzichten, und stattdessen die Verwendungsfälle eines Typs Replikas voneinander zu nennen.
Def Verwendungsfall: Der Verwendungsfall ist die Replika eines Typs ("echte Kopie").
Es gibt keinen Grad von Ähnlichkeit, der für Replikas notwendig oder hinreichend ist.
Def echte Kopie: Eine echte Kopie einer echten Koopie einer echten Kopie... muss immer eine echte Kopie von "x" sein. Wenn die Relation, eine echte Kopie zu sein, nicht transitiv ist, verliert die ganze Notation ihren Sinn (s.u.: streng genommen darf eine Aufführung dann keinen einzigen falschen Ton enthalten). Eine Partitur erfordert die Trennung der Charaktere.
Def Notation: 1. Bedingung ist die Charakter-Indifferenz unter den Einzelfällen eines jeden Charakters. Charakter-Indifferenz ist eine typische Äquivalenzrelation: reflexiv, symmetrisch und transitiv. (Keine Inskription gehört zu einem Charakter, zu dem die andere nicht gehört.)
2. Zweite Forderung an Notation: Die Charaktere müssen endlich differenziert oder artikuliert sein. Für jede zwei Charaktere K und K' und jede Marke m, die nicht tatsächlich zu beiden gehört, ist die Bestimmung, dass entweder m nicht zu K gehört oder m nicht zu K' gehört, theoretisch möglich.
3. Das (erste) semantische Erfordernis für Notationssysteme besteht darin, dass sie eindeutig sein müssen.
Def Ambiguität (Mehrdeutigkeit): Ambiguität besteht aus einer Vielzahl von Erfüllungsklassen für einen Charakter.
Def Redundanz: Redundanz besteht aus einer Vielzahl von Charakteren für eine Erfüllungsklasse.
III 133
Def syntaktisch dicht: Ein Schema ist syntaktisch dicht, wenn es unendlich viele Charaktere bereitstellt, die so geordnet sind, dass es zwischen jeweils zweien immer ein drittes gibt. Solch ein Schema weist immer noch Lücken auf. Bsp Wenn die Charaktere die rationalen Zahlen sind, die entweder kleiner als 1 sind, oder nicht kleiner als zwei. In diesem Fall wird die Einfügung eines Charakters, das der 1 entspricht, die Dichte zerstören.
Def durchgängig dicht: Wenn keine Einfügung weiterer Charaktere an ihrer normalen Stelle die Dichte zerstört.
Def syntaktisch geordnet: Etwas kann z.B. durch das Alphabet syntaktisch geordnet sein.
Def diskret nicht überlappend: Man beachte, wie abwegig die übliche Vorstellung ist, dass die Elemente einer Notation diskret sein müssen. Erstens müssen Charaktere einer Notation als Klassen vielmehr disjunkt sein! Diskretheit ist eine Beziehung unter Individuen. Zweitens brauchen Inskriptionen einer Notation keineswegs diskret zu sein. Und schließlich brauchen selbst atomare Inskriptionen nur relativ zu dieser Notation diskret zu sein.
Def disjunkt/Disjunktivität: Keine Marke darf zu mehr als einem Charakter gehören. Die Disjunktivität der Charaktere ist deshalb etwas überraschend, als wir in der Welt keine säuberlich getrennten Klassen von sortierten Sphären von Inskriptionen haben, sondern ein verwirrendes Gemisch von Marken.
Semantische Disjunktivität impliziert ebenso wenig Diskretheit der Erfüllungsgegenstände, wie syntaktische Disjunktivität der Charaktere Diskretheit der Inskriptionen impliziert.
Auf der anderen Seite kann ein Schema aus nur zwei Charakteren bestehen, die nicht endlich differenziert sind. Bsp Alle Marken, die nicht länger als ein Zentimeter sind, gehören zu einem Charakter, alle längeren Marken gehören zu dem anderen.
III 213
Def Fülle: Die Symbole in dem pikturalen Schema sind relativ voll. Fülle wird sowohl von der Allgemeinheit des Symbols als auch von der Unbegrenztheit eines Schemas unterschieden. Sie ist in der Tat völlig unabhängig von dem, was ein Symbol denotiert, als auch von der Anzahl der Symbole in einem Schema.
Def "Abschwächung". Für das Gegenteil von Fülle gebrauche ich Abschwächung.
Def Dicht: Bsp Reelle Zahlen, wo keine Punktabgrenzung möglich ist, sind dicht. Gegensatz: artikuliert.
Def artikuliert: Artikuliert ist das Gegenteil von dicht.
III 232 ff
Syntaktische Dichte, semantische Dichte und syntaktische Fülle können drei Symptome des Ästhetischen sein.
Syntaktische Dichte ist charakteristisch für nicht-sprachliche Systeme; Skizzen unterscheiden sich durch sie von Partituren und Skripten.
Semantische Dichte ist charakteristisch für Repräsentation, Beschreibung und Ausdruck. Durch sie unterscheiden sich Skizzen und Skripten von Partituren.
Relative syntaktische Fülle unterscheidet die repräsentationaleren unter den semantisch dichten Systemen von den diagrammatischen, die weniger von den mehr "schematischen".
Dichte ist alles andere als mysteriös und vage und wird explizit definiert. Sie entsteht aus dem nicht zu befriedigenden Verlangen nach Präzision und hält es am Leben.

III 76ff
Def Schema: Ein Schema ist eine implizite Menge von Alternativen.
>Terminologie/Goodman
.
III 128
Def Symbolschema: Ein Symbolschema besteht aus Charakteren
>Symbole.
III ~140
Def Symbolsystem: Ein Symbolsystem besteht aus einem Symbolschema, das mit einem Bezugnahmegebiet korreliert wird.
III 76
Etikett: Ein Etikett funktioniert nicht isoliert, sondern in seiner Zugehörigkeit zu einer Familie.
>Systeme.
III 195
Der Text eines Gedichts, eines Romans oder einer Biographie ist ein Charakter in einem Notationsschema. Als ein phonetischer Charakter mit Äußerungen als Erfüllungsgegenständen gehört er zu einem annähernd notationalen System.
III 195
Als ein Charakter mit Objekten als Erfüllungsgegenständen gehört er zu einer diskursiven Sprache.
>Erfüllung.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

G IV
N. Goodman
Catherine Z. Elgin
Revisionen Frankfurt 1989

Goodman I
N. Goodman
Weisen der Welterzeugung Frankfurt 1984

Goodman II
N. Goodman
Tatsache Fiktion Voraussage Frankfurt 1988

Goodman III
N. Goodman
Sprachen der Kunst Frankfurt 1997

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