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Achille Mbembe über Westlicher Rationalismus – Lexikon der Argumente

Brocker I 915
Westlicher Rationalismus/Mbembe/Herb: »Es war noch nie einfach, vernünftig über das subsaharische Afrika zu sprechen« (Mbembe 2016(1), 39). Mbembe macht dafür das dogmatische Bild des Westens verantwortlich, in dem Afrika vornehmlich als Zeichen von Mangel, Abwesenheit und Nicht-Sein erscheint, als Ort von Kannibalismus, Pandemien und Pest, kurzum als das absolut Andere des Westens.
Brocker I 916
Insofern ebnet es dem Westen gerade den Zugang zum eigenen Unbewussten und rechtfertigt die Gestalt der eigenen Subjektivität. An der Entstehung dieses Bildes sind viele beteiligt. Im Gefolge der Großdenker der Moderne von >Hegel bis Weber, nämlich all jene, die Subjektivität, Individualität und Rationalität als ausschließliche Errungenschaften des Westens feiern. (>Subjektivität/Mbembe). Demgegenüber erscheinen alle anderen Kulturen als traditionell, primitiv und unterentwickelt, unfähig, den Regeln der universellen Grammatik des Westens zu folgen. Mbembe benennt die unheilige Allianz von Moderne, Rationalität und Okzidentalität im eurozentrischen Selbstbild und will sie überwinden. Er verlangt nach einer grundlegenden philosophischen Kritik der westlichen Episteme.
So sieht er die Gewalt des westlichen Diskurses noch heute in den Sozial- und Geisteswissenschaften am Werk. Wirtschafts- und Politikwissenschaften etwa, so dürftig ihre Afrika-Expertise auch sein mag, führten mit den Forderungen nach good governance, freiem Markt und neoliberaler Weltordnung auf ihre Weise die Praktiken kolonialer Unterwerfung fort. Bei solcher Kritik wahrt Mbembe gleichermaßen Distanz zu marxistischen Dependenztheorien und zu Diskursen foucaultscher, neo-gramscianischer und poststrukturalistischer Façon. >Subjektivität/Mbembe.


1. Achille Mbembe, De la postcolonie. Essai sur l’imagination politique dans l’Afrique contemporaine, Paris 2000. Dt.: Achille Mbembe, Postkolonie. Zur politischen Vorstellungskraft im Afrika der Gegenwart, Wien/Berlin 2016

Karlfriedrich Herb, „Achille Mbembe, Postkolonie (2000)“. in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018


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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Mbembe, Achille

Brocker I
Manfred Brocker
Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018

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