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Industrialisierung: Unter Industrialisierung versteht man die Umwandlung einer Wirtschaft von einer hauptsächlich auf Landwirtschaft und Handarbeit basierenden Wirtschaft zu einer Wirtschaft, die von mechanisierter Fertigung und Massenproduktion dominiert wird. Sie beinhaltet die Einführung von Maschinen, technologischen Fortschritten und die Errichtung von Fabriken, was zu Produktivitätssteigerungen, Verstädterung und Veränderungen der gesellschaftlichen Strukturen und Arbeitspraktiken führt. Siehe auch Technologie, Arbeitsteilung, Fortschritt, Arbeit, Gesellschaft.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Daron Acemoglu über Industrialisierung – Lexikon der Argumente

Acemoglu I 298
Industrialisierung/Acemoglu/Robinson: Acemoglu-These: Ob ein Land tatsächlich in die Industrialisierung einstieg, hing weitgehend von seinen Institutionen ab. (>Terminologie/Acemoglu
, >Institutionen/Acemoglu).
Die Vereinigten Staaten, die eine ähnliche Transformation wie die englische Glorreiche Revolution durchmachten, hatten bereits Ende des 18. Jahrhunderts ihre eigene Marke von inklusiven politischen und wirtschaftlichen Institutionen entwickelt. Damit würden sie die erste Nation sein, die die von den Britischen Inseln kommenden neuen Technologien nutzte. Bald sollten sie Großbritannien übertreffen und zum Vorreiter der Industrialisierung und des technologischen Wandels werden. Australien verfolgte einen ähnlichen Weg zu integrativen Institutionen, wenn auch etwas später und etwas weniger beachtet. Wie in England und den Vereinigten Staaten mussten ihre Bürger für integrative Institutionen kämpfen. Sobald diese vorhanden waren, würde Australien seinen eigenen Prozess des Wirtschaftswachstums einleiten. Australien und die Vereinigten Staaten konnten sich industrialisieren und schnell wachsen, weil ihre relativ integrativen Institutionen neue Technologien, Innovationen oder kreative Zerstörung nicht blockierten. Nicht so in den meisten anderen europäischen Kolonien. Ihre Dynamik wäre das genaue Gegenteil von der in Australien und den Vereinigten Staaten. Das Fehlen einer einheimischen Bevölkerung oder von Ressourcen, die abgebaut werden müssten, machte den Kolonialismus in Australien und den Vereinigten Staaten zu einer ganz anderen Art von Angelegenheit, selbst wenn ihre Bürger hart für ihre politischen Rechte und für integrative Institutionen kämpfen mussten.
Kolonien: An vielen dieser Orte setzten sie eine Reihe von institutionellen Veränderungen in Gang, die das Entstehen von inklusiven Institutionen sehr unwahrscheinlich machten. An einigen dieser Orte wurden alle aufkeimenden Industriezweige oder integrativen Wirtschaftsinstitutionen deutlich ausgemerzt. Die meisten dieser Orte wären nicht in der Lage, von der Industrialisierung im neunzehnten oder gar im zwanzigsten Jahrhundert zu profitieren.
Europa: Die Dynamik im übrigen Europa unterschied sich ebenfalls deutlich von der in Australien und den Vereinigten Staaten. (...) Die meisten europäischen Länder wurden
Acemoglu I 299
von absolutistischen Regimen regiert (...). (...) die institutionellen Übergänge in Großbritannien und die industrielle Revolution schufen neue Chancen und Herausforderungen für die europäischen Staaten. (...) die Situation in Osteuropa, im Osmanischen Reich und in China war ganz anders. Diese Unterschiede waren für die Verbreitung der Industrialisierung von Bedeutung. Wie der Schwarze Tod oder der Aufschwung des atlantischen Handels verschärfte die durch die Industrialisierung geschaffene kritische Phase den allgegenwärtigen Konflikt um die Institutionen in vielen
Acemoglu I 301
Europäische Nationen.
Ungleichheiten: Die institutionelle Dynamik (...) bestimmte, welche Länder die großen Chancen, die sich im 19. Jahrhundert boten, nutzten und welche nicht. Die Wurzeln der Ungleichheit in der Welt, die wir heute beobachten, sind in dieser Divergenz zu suchen. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, sind die reichen Länder von heute diejenigen, die den Prozess der Industrialisierung und des technologischen Wandels ab dem neunzehnten Jahrhundert eingeleitet haben, und die armen Länder diejenigen, die dies nicht getan haben.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Acemoglu II
James A. Acemoglu
James A. Robinson
Economic origins of dictatorship and democracy Cambridge 2006

Acemoglu I
James A. Acemoglu
James A. Robinson
Why nations fail. The origins of power, prosperity, and poverty New York 2012

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