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Ideologie: A. eine Menge von Einstellungen, die bei einer Person oder Gruppe besteht. - B. Die Menge der möglichen Operationen, die mit einer Ontologie durchgeführt werden kann. Bsp Mit der Ontologie der natürlichen Zahlen sind die Operationen der Multiplikation und der Addition möglich, zur Operation der Division muss die Ontologie auf die rationalen Zahlen erweitert werden.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Michael Freeden über Ideologie – Lexikon der Argumente

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Ideologie/Freeden: [für Marx und Engels(1)] (...) war die abstrakte Philosophie nichts anderes als Ideologie, weil beide die umgekehrte mentale Reflexion einer verzerrten und entfremdeten Realität waren.
Heute: ist es anders. Ideologien werden sinnvollerweise nicht als defekte Philosophien begriffen, sondern als allgegenwärtige und gemusterte Formen des Denkens über Politik. Sie sind Cluster von Ideen, Überzeugungen, Meinungen, Werten und Einstellungen, die in der Regel von identifizierbaren Gruppen vertreten werden und die Handlungsanweisungen, ja sogar Pläne für die öffentliche Politikgestaltung in dem Bemühen liefern, die sozialen und politischen Arrangements eines Staates oder einer anderen politischen Gemeinschaft aufrechtzuerhalten, zu rechtfertigen, zu verändern oder zu kritisieren. Dies sagt uns etwas über ihre Funktionen und über die notwendigen Dienste, die sie für eine solche Gemeinschaft leisten.
Zunächst einmal ist es unvorstellbar, sich eine Gesellschaft vorzustellen, die sich nicht auf solche Denkmuster einlässt, die keine unterscheidbaren und wiederkehrenden Denkweisen hat, z.B. darüber, wer in dieser Gesellschaft belohnt werden sollte und wofür oder über die Grenzen der Ausübung politischer Macht, über den Wert nationaler Symbole oder über ihre Erwartungen an die Regierung.
Freeden: Ideologien, lassen Sie es mich betonen, sind im gesamten Bereich des Denkens über politische Ziele und Prinzipien evident, und praktisch alle Mitglieder einer Gesellschaft haben politische Ansichten und Werte, die sie fördern und verteidigen.
Analytische Philosophie: Im Gegensatz dazu verortet sich die analytische politische Philosophie an einem bestimmten Ende jedes dieser Spektren.
Sprache: Ideologien (...) wetteifern (...) absichtlich oder unabsichtlich um die Kontrolle der politischen Sprache, mit deren Hilfe sie versuchen, die politische Macht auszuüben, die zur Verwirklichung ihrer Funktionen notwendig ist. Letztlich zielen sie darauf ab, die im Wesentlichen umstrittenen Bedeutungen der wichtigsten politischen Begriffe genau zu definieren. Während also ein politischer Philosoph wie Rawls behauptet, dass viele schwierige Entscheidungen keine klare Antwort zu haben scheinen (1993: 57)(2), legt die Morphologie
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von Begriffen nahe, dass sie im Gegenteil viele klare Antworten haben könnten.
Soziale Gruppen/ideologische Familien: (...) geben ihren Anhängern eine soziale und politische Identität und fungieren als einer der Hauptfaktoren bei der Verwirklichung politischer Ziele.
1) (...) Es gibt keine notwendige Konfiguration von Ideologien in diesen Formen; sie können durchaus das Produkt kontingenter historischer Kräfte sein, die im Laufe der Zeit auftauchen und verschwinden. Andererseits können einige der Ideologiefamilien grundlegende menschliche Auffassungen von der Gesellschaftsordnung und ihrer Beziehung zu menschlichen Trieben und Hoffnungen widerspiegeln.
2) (...) jede dieser Ideologien ist Schauplatz loser und fließender Positionen. Es gibt nichts Offensichtliches, das als Sozialismus bezeichnet werden könnte, aber es gibt sicherlich Sozialismen: Marxistische, evolutionäre oder Zunft-Sozialismen sind Beispiele dafür.
3) (...) Ideologien schließen sich nicht gegenseitig aus.
4) (...) eine Fragmentierung der Ideologien hat die großen Familien begleitet und sich in den letzten Jahrzehnten verstärkt. Neben den vollständigen Ideologien mit ihren totalen, wenn nicht gar totalitären Lösungen für soziale Fragen gibt es dünne Ideologien, die sich mit Bereichen ideologischer Auseinandersetzungen befassen, ansonsten aber auf andere Ideologien zurückgreifen, um die Lücken zu füllen, mit denen sie sich nicht in erster Linie befassen. Nationalismus ist ein solcher Fall, der keine substantielle Theorie der Verteilungsgerechtigkeit enthält (...).
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Politische Theorie: Die sorgfältige und kritische Untersuchung von Ideologien ist der einzige Analysebereich, in dem politische Ideen als direkter Zweig des Politikstudiums und nicht als Philosophie oder Geschichte angemessen berücksichtigt werden können. Nur dann können Fragen wie die folgenden behandelt werden: Was sind die sozialen und politischen Funktionen politischer Ideen; (...).
Methode: All diese Fragen können nur dann gestellt werden, wenn wir auch Unmoral, Inkonsequenz und schlechte Argumente als geeigneten Gegenstand für die Analyse im Bereich der politischen Praxis betrachten. >Macht/Freeden.
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Sprache: Die vergleichende Untersuchung von Ideologien muss sich mit [den] Problemen der Übersetzung befassen, wenn Unterschiede oft durch scheinbare Ähnlichkeiten der Sprache verschleiert werden, während Ähnlichkeiten durch unterschiedliche Ausdrucksformen verschleiert werden.
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(...) Ideologien richten sich nicht nur an Gruppen, sie sind immer Gruppenprodukte. Wie in Karl Mannheims berühmtem (1936)(3) Bericht sind Ideologien Weltanschauungen von Menschen, die ein gemeinsames Weltverständnis teilen, vielleicht aufgrund gemeinsamer sozioökonomischer Wurzeln oder weil sie sich eine bestimmte Reihe kultureller Werte angeeignet haben.

1. Marx, K. and F. Engels 1974. The German Ideology, ed. C. J. Arthur. London: Lawrence and Wishart. S.47
2. Rawls, J. 1993. Political Liberalism. New York: Columbia University Press. S. 57
3. Mannheim, K. 1936. Ideology and Utopia. London: Routledge and Kegan Paul.


Freeden, M. 2004. „Ideology, Political Theory and Political Philosophy“. In: Gaus, Gerald F. 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications.


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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Freeden, Michael

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004

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