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Feminismus: Der Feminismus umfasst eine Reihe sozialer und politischer Bewegungen und Ideologien, die darauf abzielen, die politische, wirtschaftliche, persönliche und soziale Gleichstellung der Geschlechter zu definieren und durchzusetzen. Der Feminismus vertritt den Gedanken, dass die Gesellschaft dem männlichen Standpunkt Vorrang einräumt und dass Frauen in dieser Gesellschaft ungerecht behandelt werden. Siehe auch Gleichberechtigung, Emanzipation.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Terence Ball über Feminismus – Lexikon der Argumente

Gaus I 23
Feminismus/Ball: 1) Eine feministische oder geschlechterzentrierte Herangehensweise an die Geschichte des politischen Denkens begann in den 1960er Jahren, als Frauen nach einer "nutzbaren Vergangenheit" suchten, einer Geschichte, die die gegenwärtigen Kämpfe mit früheren, von den meist männlichen Historikern weitgehend vernachlässigten verbindet. Feministische Historikerinnen des politischen Denkens suchten Heldinnen - und Helden -, die sich für die Rechte der Frauen und damit verbundene Anliegen eingesetzt hatten.
2) In [einer] zornigeren - und wohl auch genaueren - zweiten Phase machten sich feministische Wissenschaftlerinnen daran, die in den Werken von Platon, Aristoteles, Machiavelli, Hobbes, Locke
Gaus I 24
Rousseau, Bentham, Mill, Marx, etc. lauernde Frauenfeindlichkeit aufzudecken und zu kritisieren.
>Platon
, >Aristoteles, >N. Machiavelli, >Th. Hobbes, >J. Locke, >J.-J. Rousseau, >J. Bentham, >J.St. Mill, >K. Marx.
Die öffentlich-private Dichotomie und der Begriff der Zustimmung in der liberalen Theorie sind eine Täuschung, der Gesellschaftsvertrag ist ein "brüderliches" Konstrukt, und der moderne Wohlfahrtsstaat ist eine verdeckt patriarchalische Institution (Pateman, 1989)(1).
>C. Pateman.
3) Es folgte eine dritte Phase, in der die angeblich staatsbürgerlichen Tugenden der Männer in Laster verwandelt wurden - Machthunger, Herrschaftsanspruch oder einfach nur Angeberei -, die den Frauen angeblich fehlten. Männer sind herrschend, Frauen nährend; Männer konkurrierend, Frauen kooperativ; Männer denken und urteilen in abstrakten und universellen Kategorien, Frauen in konkreten und besonderen Fällen; und so weiter. Ein neuer Ausdruck - "mütterliches Denken" - wurde geprägt, um diesen sanft militanten Momismus zu erfassen (Ruddick, 1989)(2). In dieser Sichtweise sind Männer abwesende Väter und herrschsüchtige Patriarchen; Frauen sind fürsorgliche und besorgte Mütter, die "mit einer anderen Stimme" sprechen (Gilligan, 1982)(3). Dies stellt so etwas wie eine Rückkehr zu dem von Okin und anderen so heftig kritisierten "Biologie-ist-bestimmt"-Essenzialismus und "Funktionalismus" dar.
>S.M. Okin.
Es akzeptiert auch die von Pateman und anderen kritisierte Unterscheidung zwischen öffentlich und privat, indem es diese Dichotomie auf den Kopf stellt und verdinglicht, so dass der "private" Bereich der Familie dem "öffentlichen" Bereich von Politik, Macht, Aggression und Krieg übergeordnet wird (Elshtain, 1987)(4).
>J.B. Elshtain.
Mütterlichkeit: Dem neuen "mütterlichen Denken" - und insbesondere der neuen mütterlichen Herangehensweise der Mütter an die Geschichte des politischen Denkens - mangelte es nicht an Kritikern. Mary Dietz (1985)(5) und andere feministische Kritikerinnen stellten gegen die Aufwertung des privaten Bereichs durch die Mütterrechtlerinnen und das Feiern der Mutterschaft einen aktiven und engagierten bürgerlichen Feminismus oder eine "Bürgerschaft mit feministischem Gesicht" in Aussicht.
>M. Dietz.

1. Pateman, Carole (1989) The Disorder of Women. Stanford, CA: Stanford University Press.
2. Ruddick, Sara (1989) Maternal Thinking: Toward a Politics of Peace. Boston: Beacon.
3. Gilligan, Carol (1982) In a Different Voice. Cambridge, MA: Harvard University Press.
4. Elshtain, Jean Bethke (1987) Women and War. New York: Praeger.
5. Dietz, Mary G. (1985) ‘Citizenship with a feminist face: the problem with maternal thinking’. Political Theory, 13: 19–37.

Ball, Terence. 2004. „History and the Interpretation of Texts“. In: Gaus, Gerald F. 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Ball, Terence

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004

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