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Republikanismus: Der Republikanismus ist eine politische Ideologie, die die Bedeutung der Staatsbürgerschaft, der bürgerlichen Tugenden und der Rechtsstaatlichkeit in einer Republik hervorhebt. Republikaner glauben, dass das Volk die Souveränität haben sollte und dass die Regierung dem Volk gegenüber rechenschaftspflichtig sein sollte. Siehe auch Republik, Staat, Gesellschaft, Demokratie, Verfassung, parlamentarisches System.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Richard Dagger über Republikanismus – Lexikon der Argumente

Gaus I 168
Republikanismus/Dagger: Historisch gesehen (...) ging es den Republikanern (...) weniger um die Beseitigung der Monarchie als um die Verhinderung des Machtmissbrauchs durch jeden, der ein öffentliches Amt bekleidet. >Republik/Cicero
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Der Kern des Republikanismus ist, kurz gesagt, weder der Wunsch nach Repräsentation noch die Opposition gegen die Monarchie als solche; es ist der Glaube, dass die Regierung eine öffentliche Angelegenheit ist, die von den Mitgliedern der Öffentlichkeit selbst gelenkt werden muss. Das heißt, dass Öffentlichkeit und Selbstverwaltung die Eckpfeiler des Republikanismus sind. Mit "Publizität" meine ich die Bedingung, offen und öffentlich zu sein und nicht privat oder persönlich.
Mill: In diesem Sinne verwendet John Stuart Mill das Wort, wenn er in "Considerations on Representative Government" (Überlegungen zur repräsentativen Regierung) argumentiert, dass es sich bei der Abstimmung nicht um ein Recht handelt, das im Geheimen ausgeübt werden kann, sondern um ein Vertrauen oder eine Pflicht, die "unter dem Auge und der Kritik der Öffentlichkeit ausgeübt werden sollte" (1991(1): 355).
Öffentlichkeit/Bürger: aber was ist dann "die Öffentlichkeit"? Und wie sollen sich ihre Mitglieder selbst regieren? Die Republikaner gingen lange Zeit davon aus, dass nur Bürger als Mitglieder der Öffentlichkeit gelten und nur Männer, die Eigentum besitzen und Waffen tragen, Bürger sein können. Zeitgenössische Republikaner definieren Öffentlichkeit und Staatsbürgerschaft jedoch weiter und schließen Frauen und Menschen ohne substanziellen Besitz ein.
Institutionen: Ähnliche Verschiebungen haben sich in Bezug auf die Selbstverwaltung ergeben. Als sie zum Beispiel repräsentative Institutionen für die neue Republik entwarfen, wussten die Männer, die die US-Verfassung entwarfen, dass sie von der klassischen Vorstellung von Selbstverwaltung als direkter Beteiligung an der Herrschaft abwichen; dennoch sahen sie die Repräsentation als eine Verbesserung innerhalb der Republik und nicht als Aufgabe der republikanischen Praxis.
Öffentlichkeit/Staatsbürgerschaft: "Die Öffentlichkeit" ist mehr als eine Gruppe von Menschen; sie ist ein Aspekt oder eine Lebenssphäre mit eigenen Ansprüchen und Erwägungen, auch wenn sie nicht leicht vom Privaten zu unterscheiden ist. Etwas ist dann öffentlich, wenn es Menschen betrifft, die gemeinsame Anliegen teilen, die sie aus ihrem Privatleben und darüber hinaus herausholen: wie Tocqueville es in Demokratie in Amerika formulierte, "der Kreis der Familie und Freunde" (1969(2): 506).
Der Kern des Republikanismus ist, kurz gesagt, weder der Wunsch nach Repräsentation noch die Opposition gegen die Monarchie als solche; es ist der Glaube, dass die Regierung eine öffentliche Angelegenheit ist, die von den Mitgliedern der Öffentlichkeit selbst gelenkt werden muss. Aus diesen Aspekten der Öffentlichkeit folgen die republikanischen Betonungen der Rechtsstaatlichkeit und, vielleicht am ausgeprägtesten, der bürgerlichen Tugend.
Gaus I 169
VsKorruption: Als Bürger müssen die Menschen bereit sein, ihre persönlichen Neigungen zu überwinden und ihre privaten Interessen beiseite zu lassen, wenn es notwendig ist, das Beste für die Öffentlichkeit als Ganzes zu tun. Entscheidungen müssen dann in Form von verkündeten Regeln oder Dekreten getroffen werden, die das Verhalten der Mitglieder der Öffentlichkeit lenken. Aus dem Beharren auf Öffentlichkeit folgt schnell die Rechtsstaatlichkeit.* >Rechtsstaatlichkeit/Republikanismus.

1. Mill, J. S. (1991 t 18611) Considerations on Repesentative Government. In John Gray, (Hrsg.), On Liberty and Other Essays. Oxford: Oxford University Press.
2. Tocqueville, Alexis de (1969 11835, 18401) Democracy in America, (Hrsg.) J. P. Mayer, trans. G. Lawrence. Garden City, NY: Doubleday Anchor.
3. Cicero (1998) The Republic and The Laws, (Hrsg.), J. Powell and N. Rudd, trans. N. Rudd. Oxford: Oxford University Press.
4. Schofield, Malcolm (1995) 'Cicero's definition of res publica'. In J. G. F. Powell, (Hrsg.), Cicero the Philosopher: Twelve Papers. Oxford: Clarendon.

* Cicero wiederum ist das Gegenteil: "eine Öffentlichkeit ist nicht jede Art von menschlicher Versammlung, die sich auf irgendeine Weise versammelt, sondern eine zahlreiche Versammlung, die durch gesetzliche Zustimmung und Interessengemeinschaft zusammengeführt wird" (1998(3): 19 IBook I, 391). Siehe auch Buch Ill, 45 (1998(3): 73): "Es gibt keine Öffentlichkeit, es sei denn, sie wird durch eine rechtliche Vereinbarung zusammengehalten"; und zur Analyse und Bewertung siehe Schofield (1995)(4).

Dagger, Richard 2004. „Communitarianism and Republicanism“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Dagger, Richard

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004

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