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Staatsbürgerschaft: Die Staatsbürgerschaft ist der rechtliche Status einer Person als anerkanntes Mitglied einer bestimmten Nation oder eines Landes. Sie verleiht bestimmte Rechte und Pflichten, wie das Wahlrecht, das Recht, ein öffentliches Amt zu bekleiden und öffentliche Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen, und erlegt gleichzeitig Pflichten wie die Zahlung von Steuern und die Einhaltung von Gesetzen auf. Siehe auch Staat, Bürger, Bourgois/Citoyen, Recht, Rechte, politische Wahlen, Wahlsysteme, Besteuerung.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Wohlfahrtsökonomik über Staatsbürgerschaft - Lexikon der Argumente

Gaus I 216
Staatsbürgerschaft/Wohlfahrtsökonomik/Moon: Da die Begriffe der positiven Rechte und der Chancengleichheit außerhalb spezifischer sozialer Kontexte nicht gut definiert sind, werden sie oft mit Argumenten kombiniert, die an die Ideale der Staatsbürgerschaft und der sozialen Solidarität appellieren. Das Grundargument ist, dass der Wohlfahrtsstaat die Einbeziehung aller Bürgerinnen und Bürger als vollwertige Mitglieder einer demokratischen Gesellschaft garantieren sollte, was voraussetzt, dass ein umfassendes Spektrum an sozialen Rechten bereitgestellt wird. Die Argumentation ist recht einfach: So wie die Bürgerinnen und Bürger bürgerliche und politische Rechte haben müssen, so müssen ihnen auch bestimmte soziale Rechte garantiert werden, wenn sie vollwertige Mitglieder einer Gesellschaft sein wollen, insbesondere wenn sie sich an der demokratischen Politik beteiligen wollen.
Die Schlüsselprämisse in diesem Argument ist, dass die Staatsbürgerschaft universell sein muss. Alle, die zu vorsätzlichem oder verantwortungsbewusstem Handeln fähig sind, müssen vollwertige Bürger sein. Die einzige legitime Grundlage für den Ausschluss ist die Unfähigkeit zu verantwortlichem Handeln.
T. H. Marshall: T. H. Marshall (1977)(1) bietet eine klassische Darstellung des Wohlfahrtsstaates als notwendiges Ergebnis der universellen Ausdehnung der Staatsbürgerschaft. Er zeichnet die Entstehung der universalen Staatsbürgerschaft nach, indem er drei aufeinanderfolgende Phasen beobachtet, von denen die erste die allgemeine Ausdehnung der Bürgerrechte, die zweite die Universalisierung des Wahlrechts und die dritte das Wachstum des Wohlfahrtsstaates und die Schaffung der "sozialen Rechte der Staatsbürgerschaft" beinhaltet.*
Individualismus: Es gibt eine Reihe von Varianten dieses Arguments, aber ein gemeinsames Thema ist ein tiefes Misstrauen gegenüber dem Markt und zumindest bestimmte Formen des Individualismus.
Effizienz/Solidarität: Während Argumente der Effizienz den Markt als Ausgangspunkt nehmen und Sozialpolitiken damit begründen, dass sie Marktversagen korrigieren können, gehen Argumente der Solidarität von etwas aus, das der entgegengesetzten Annahme nahe kommt - der Projektion eines Ideals, in dem alle Aktivitäten durch kollektive Vereinigungen organisiert sind, in denen Individuen hauptsächlich auf gemeinsame Bedürfnisse und Bestrebungen ausgerichtet sind.
Soziale Ordnung: Richard Titmuss (1972)(2) preist die "Geschenkbindung", und David Harris (1987)(3) spricht von der Familie als Modell für das gesellschaftliche Leben. Konkreter äußerten Claus Offe (1984)(4) und Gosta Esping-Andersen (1985)(5) einmal die Hoffnung, dass das Wachstum des kollektiven Konsums und andere Formen der Dekommodifizierung den Kapitalismus schließlich verdrängen und zu einer sozialistischen Gesellschaftsordnung führen werden.
>Gesellschaft/David Harris.

* Wie so vieles in der Sozialwissenschaft ist auch Marshalls Darstellung blind gegenüber geschlechtsspezifischen Fragen, da er diese Phasen als eine historische Abfolge darstellt, als die Vollendung oder virtuelle Vollendung der einen, die die Grundlage für die Verwirklichung der nächsten legt. Seine Phasen beschreiben die allmähliche Ausdehnung der mit der Staatsbürgerschaft verbundenen Rechte für Männer, aber sie ignorieren die Erfahrung von Frauen (und, wie ich hinzufügen möchte, andere, nicht klassenbedingte Ausschlüsse), die oft verschiedene Wohlfahrtsrechte (z.B. Witwenrenten) beanspruchen konnten, bevor sie Anspruch auf politische oder sogar volle Bürgerrechte hatten.

1. Marshall, T. H. (1977 119501) 'Citizenship and social class'. In his Class, Citizenship, and Social Development. Chicago: University of Chicago Press.
2. Titmuss, Richard (1972) The Gift Relationship: From Human Blood to Social Policy. New York: Random House.
3. Harris, David (1987) Justifying State Welfare. Oxford: Blackwell.
4. Offe, Claus (1984) Contradictions of the Welfare State. Cambridge, MA: MIT Press.
5. Esping-Andersen, Gosta (1985) Politics against Markets. Princeton, NJ: Princeton University Press.

Moon, J. Donald 2004. „The Political Theory of the Welfare State“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications


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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Wohlfahrtsökonomik

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004

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