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Lawrence M. Mead über Wohlfahrtsstaat – Lexikon der Argumente
Gaus I 219 Wohlfahrtsstaat/Arbeit/Lawrence Mead/Moon: Man kann anerkennen, dass Menschen auf "Wohlfahrt" angewiesen sind, weil ihre Möglichkeiten so begrenzt sind und ihr Zustand daher eher eine Anklage gegen die Gesellschaft als gegen die betroffenen Individuen darstellt, aber Tatsache bleibt, dass der Bezug von Sozialhilfe es nicht ermöglicht, die volle Staatsbürgerschaft oder Mitgliedschaft in der Gesellschaft zu erlangen. Sie halten die Person lediglich in einem marginalisierten Zustand. Soziale Eingliederung erfordert mehr als den Bezug von Leistungen. Lawrence Mead: Diese Argumentationslinie ist von einer Reihe "konservativer" Kritiker des Wohlfahrtsstaates vertreten worden. Lawrence Mead (1992)(3) zum Beispiel argumentiert, dass sich der Charakter der Armut zumindest in Amerika in den letzten Jahrzehnten verändert hat und dass die soziale Ausgrenzung, die durch Armut dargestellt wird, die Unfähigkeit armer Menschen widerspiegelt, als rationale Handelnde selbst ihre eigenen Interessen zu verfolgen.* Der Schlüssel zur Überwindung dieser Ausgrenzung liegt darin, den passiven Armen die Fähigkeit zur Handlungsfähigkeit zu vermitteln, zu handeln, um ihre eigenen Interessen zu fördern und ihr eigenes Leben zu kontrollieren, indem ihnen angemessene disziplinarische Kontrollen auferlegt werden. Wenn Armut zu sozialer Ausgrenzung führt und somit ein Hindernis für die Staatsbürgerschaft darstellt, dann muss der Staat dafür sorgen, dass seine Bürger die Fähigkeiten entwickeln, die es ihnen ermöglichen, der Armut zu entkommen. Die wichtigste Politik ist nach Meads Ansicht die "Workfare"; von den Armen muss verlangt werden, dass sie als Voraussetzung für ihre Unterstützung arbeiten, denn wenn sie nicht die Disziplin und das Gefühl der Erfüllung entwickeln, die Arbeit mit sich bringt, werden sie nicht in der Lage sein, sich den Bedingungen der Abhängigkeit zu entziehen. Die Sozialpolitik muss einen explizit "paternalistischen" Charakter annehmen, und der Staat muss selbstbewusst eine schützende Rolle übernehmen. Mead hält es für möglich, dass "öffentliche Bevormundung dazu beitragen könnte, informelle (soziale) Kontrollen zu regenerieren, indem Gemeindeorganisationen in Richtlinienprogramme einbezogen werden" (1997: 27-8). In diesem Fall müsse "Paternalismus in seinem öffentlichen Sinn nicht dauerhaft sein", sondern nur, weil die notwendigen Disziplinen durch andere soziale Einrichtungen auferlegt werden. * Es sei darauf hingewiesen, dass Mead die Charakterisierung seiner Position als "konservativ" ablehnen würde, da er argumentiert, dass zumindest in Amerika die konservative Position die liberale Annahme teilt, dass die Armen "kompetent" sind, und glaubt, dass das Problem der Armut durch die Art und Weise verursacht wird, in der Wohlfahrtsprogramme die Anreize für arme Menschen verfälschen. Die Lösung besteht also nicht in einer Reform der Armen, sondern in der Abschaffung der Wohlfahrtsprogramme. Zweifellos spiegelt diese Ansicht die Denkweise einiger Konservativer wider, jedoch sehen andere selbsternannte Konservative das Thema ähnlich wie Mead. 1. Mead, Lawrence M. (1992) The New Politics of Poverty. New York: Basic. 2. Mead, Lawrence M., ed. (1997) The New Paternalism. Washington: Brookings Institution. Moon, J. Donald 2004. „The Political Theory of the Welfare State“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications_____________ Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der ArgumenteDer Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente. |
Mead I George Herbert Mead Geist, Identität und Gesellschaft aus der Sicht des Sozialbehaviorismus Frankfurt 1973 Gaus I Gerald F. Gaus Chandran Kukathas Handbook of Political Theory London 2004 |