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Konstruktivismus, Philosophie: die These, dass die Gegenstände der äußeren Welt mitsamt ihren Eigenschaften und Relationen zu anderen Gegenständen und ihre Relationen zu uns vom Gehirn konstruiert werden. Spielarten des Konstruktivismus sind verschieden stark in ihren Annahmen in Bezug auf die Existenz und Erkennbarkeit einer objektiven, von uns unabhängigen Realität. Siehe auch Autopoiesis, Systemtheorie, Luhmann, Maturana.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Alexander Wendt über Konstruktivismus – Lexikon der Argumente

Gaus I 297
Konstruktivismus/Internationale Politische Theorie/Wendt/Brown: Im Laufe der 1990er Jahre gewann der Konstruktivismus an Bedeutung, wenn auch vielleicht begünstigt durch einen gewissen Mangel an Definition, der es ermöglichte, eine Vielzahl von Varianten des nominell-konstruktivistischen Denkens aufblühen zu lassen. Die Veröffentlichung von Alexander Wendts "Social Theory of International Politics" im Jahr 1999(1) - ein Text, der ausdrücklich darauf abzielt, dieselbe Art von Rolle für den Konstruktivismus zu spielen wie die Waltz'sche Theorie der Internationalen Politik für den Neorealismus - markierte eine Art "Mündigwerden" für den neuen Ansatz(...).
>K.N. Waltz
.
Wendts Leistung besteht darin, ein hohes Maß an erkenntnistheoretischer Raffinesse mit Erkenntnissen aus älteren Traditionen des internationalen Denkens, insbesondere der Arbeit der sogenannten "englischen Schule" (Dunne, 1998)(2), zu verbinden. Er entwickelt drei verschiedene und miteinander konkurrierende Darstellungen von "Anarchie" im weitesten Sinne - die Hobbes'sche, Locke'sche und Kant'sche - und arbeitet die verschiedenen Arten von internationalen Systemen heraus, die man unter diesen verschiedenen Darstellungen erwarten könnte (...).
>Anarchismus, >I. Kant, >Th. Hobbes, >J. Locke.
Statismus/VsWendt: Wendts Statismus wurde kritisiert, indem man ihm vorgeworfen hat, er versuche, mit Hilfe eines faustischen Handels eine neue Orthodoxie zu konstruieren, indem er eine Kritik des konventionellen internationalen Denkens produziere, die sich die Akzeptanz des Mainstreams erkauft, indem sie seine Kritik an diesem abschwächt (Kratochwil, 2000)(3).
Brown: Das ist hart, obwohl, wie ein kürzlich veranstaltetes Forum zu Wendts Werk zeigt, es sicherlich der Fall ist, dass die Mainstream-Schriftsteller seinen Positionen positiver gegenüberstanden als die Spätmodernisten (Review of International Studies, 2000). Tatsächlich verfehlen diese Kritiken, auch wenn sie zutreffend sind, den eigentlichen Punkt: Der Wert von Wendts Werk liegt genau in dem Versprechen, das es bietet, die Anliegen der internationalen politischen Theorie und der Mainstream-Theorie der internationalen Beziehungen wieder zusammenzubringen, zum Vorteil beider Diskurse.

1. Wendt, A. (1999) Social Theory of International Politics. Cambridge: Cambridge University Press.
2. Dunne, T. (1998) Inventing International Society. London: Macmillan.
3. Kratochwil, F. (2000) 'Constructing a new orthodoxy? Wendt's Social Theory of International Politics and the constructivist challenge'. Millennium: Journal of International Studies, 29: 73-101.

Brown, Chris 2004. „Political Theory and International Relations“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Wendt, Alexander

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004

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