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Haftung: Haftung bezieht sich auf rechtliche Verpflichtungen oder Schulden, die eine Einzelperson, ein Unternehmen oder eine Einrichtung anderen gegenüber hat. Sie können finanzielle Verantwortlichkeiten, rechtliche Verpflichtungen oder die Pflicht zur Durchführung bestimmter Handlungen umfassen. Verbindlichkeiten umfassen Darlehen, aufgelaufene Kosten, Hypotheken oder Forderungen gegen Vermögenswerte und werden in Bilanzen ausgewiesen, um zu zeigen, was und wem etwas geschuldet wird. Siehe auch Haftungsrecht, Pflichten, Verantwortung.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Guido Calabresi über Haftung – Lexikon der Argumente

Parisi I 19
Haftung/Eigentum/Calabresi/Melamed/Miceli: Der Klassiker von Calabresi und Melamed (1972)(1) befasst sich mit der Art und Weise, wie einmal übertragene Rechte oder Ansprüche rechtlich geschützt und übertragen werden.
Parisi I 20
Sie unterschieden zwischen ...
Eigentumsregeln: ... nach denen ein Anspruch nur übertragen werden kann, wenn der Inhaber des Anspruchs zustimmt; und ...
Haftungsregeln: ..., wonach eine Partei, die ein Recht erwerben will, dies ohne die Zustimmung des Inhabers tun kann, sofern sie bereit ist, eine Entschädigung für den Verlust des Inhabers zu zahlen.* Eigentumsregeln bilden also die Grundlage für den (freiwilligen) Markttausch, während ...
Haftungsregeln die Grundlage für den legalen (erzwungenen) Tausch bilden.
Märkte: Da der Markttausch einvernehmlich ist, gewährleistet er einen gegenseitigen Nutzen bzw. die Realisierung von Gewinnen aus dem Handel.
Recht/Eigentumsregeln: Die Rolle des Rechts bei solchen Transaktionen ist auf die Durchsetzung von Eigentumsrechten und den vertraglichen Austausch von Ansprüchen beschränkt. Mit anderen Worten: Das Recht ist komplementär zu den Märkten, um eine effiziente Ressourcenallokation zu fördern.
Recht/Haftungsregeln: Im Falle von Haftungsregeln hingegen übernimmt das Gesetz die primäre Rolle, einen Austausch des Anspruchs zu den vom Gericht diktierten Bedingungen zu erzwingen. Hier ist das Gesetz ein Ersatz für den Marktaustausch bei der Organisation der Übertragung von Ansprüchen, da die Verhandlungskosten freiwillige Übertragungen ausschließen.
Externalitäten/Haftung: Die Wahl zwischen Markt und juristischem Austausch hängt von der Abwägung zwischen den Transaktionskosten, die mit dem Aushandeln des Preises verbunden sind, und den Fehlern des Gerichts bei der Festlegung des Preises ab. >Coase-Theorem/Miceli.
Eigentumsregel/Miceli: (...) nehmen wir an, dass Landwirte, die entlang einer Eisenbahnstrecke liegen, das Recht haben, von Ernteschäden durch Funkenflug verschont zu bleiben, und dass dieses Recht durch eine Eigentumsregel geschützt ist. Die Eisenbahn müsste dann die Zustimmung aller Landwirte einholen, um Züge auf einer bestimmten Strecke fahren zu lassen, was aufgrund der hohen Verhandlungskosten wahrscheinlich dazu führen würde, dass überhaupt keine Züge fahren würden.
Haftungsregel: Würden die Rechte der Landwirte stattdessen durch eine Haftungsregel geschützt, die die Eisenbahn nur verpflichtet, die Landwirte für etwaige Schäden zu entschädigen, es den Landwirten aber nicht erlaubt, den Zugverkehr zu verhindern, würde die Eisenbahn den Schaden durch die Bemessung der Schadensersatzpflicht internalisieren, und sie würde die effiziente Anzahl von Zügen fahren.
Rechtliches Problem: Diese Regelung stellt das Gericht jedoch vor die schwere Aufgabe, den Schaden der Geschädigten genau zu bemessen. Wenn der Schaden unterschätzt wird, wird die Bahn zu viele Züge fahren lassen, und wenn der Schaden überschätzt wird, wird die Bahn zu wenige Züge fahren lassen.

* Calabresi und Melamed diskutieren auch eine dritte Regel, die sogenannte Unveräußerlichkeitsregel, die den Austausch eines Anspruchs unter allen Umständen verbietet, einschließlich des einvernehmlichen Austauschs. Beispiele hierfür sind der verfassungsmäßige Schutz bestimmter Grundrechte, wie Rede und Religion, sowie Gesetze, die den Verkauf von Organen, Kindern und kulturellen Artefakten verbieten.


1. Calabresi, Guido and A. Douglas Melamed (1972). “Property Rules, Liability Rules, and Inalienability: One View of the Cathedral.” Harvard Law Review 85: 1089–1128.


Miceli, Thomas J. „Economic Models of Law“. In: Parisi, Francesco (Hrsg.) (2017). The Oxford Handbook of Law and Economics. Vol 1: Methodology and Concepts. NY: Oxford University Press.


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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Calabresi, Guido

Parisi I
Francesco Parisi (Ed)
The Oxford Handbook of Law and Economics: Volume 1: Methodology and Concepts New York 2017

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