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Capital Reversing: Die Kapitalumkehr bezieht sich auf ein Paradoxon in der Kapitaltheorie, bei dem ein niedrigerer Zinssatz dazu führt, dass arbeitsintensivere Techniken anstelle von kapitalintensiveren Techniken eingesetzt werden. Dies stellt die neoklassische Annahme in Frage, dass billigeres Kapital immer die Kapitalintensität erhöht, was sich auf Theorien zur Einkommensverteilung und zum Wirtschaftswachstum auswirkt. Siehe auch Kapital, Kapitaltheorie, Kapitalkontroverse (Cambridge Capital Controversy), Reswitching.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Neoklassiker über Capital Reversing - Lexikon der Argumente

Harcourt I 145
Reswitching/Kapitalumkehr/Neoklassische Theorie/Harcourt: Leider verschwinden für die neoklassischen Wiedergänger alle diese Ergebnisse (siehe Reswitching/Ökonomische Theorien), wenn wir unsere sehr spezielle Annahme fallen lassen (die allerdings mit Marx, Bde. I und n, in denen die organische Zusammensetzung des Kapitals in allen Verwendungen einheitlich ist), dass jede w-r-Beziehung eine gerade Linie ist.
>Capital reversing/Wirtschaftstheorien
, >Cambridge-Kapital-Kontroverse,
>Arbeit/Marx, >K. Marx, >Werttheorie/Marx.
Harcourt: Die Möglichkeit, dass ein und dieselbe Methode bei zwei (oder mehr) Werten von r am profitabelsten ist, während andere dazwischen profitabler sind, ist unvermeidlich. (Man beachte jedoch, dass es die Möglichkeit ist, die unvermeidlich ist: gekrümmte w-r-Verhältnisse implizieren nicht automatisch, dass es zu einem Double-Switching kommt.)
>Reswitching/Wirtschaftstheorien.
Reswitching: Ein Fall, in dem es vorkommt, ist (...) [dieser]: Technik b (die eine geradlinige w-r-Beziehung hat) kehrt zurück, nachdem sie der Technik a (die eine gekrümmte hat) zwischen den Gewinnraten von rba und rab Platz gemacht hat. Man wird feststellen, dass qb - die Produktion pro Mann der Technik b - qa übersteigt. Wenn wir also die nachhaltigen Gleichgewichte des Pro-Kopf-Konsums bei verschiedenen Profitraten vergleichen, erhalten wir nicht das neoklassische Gleichnis…
(Zu den“Gleichnissen“ oder „Parabeln“ siehe >Neoklassiker/Harcourt.)
...- Investitionen in umständlichere Produktionsmethoden bei sinkendem r ermöglichen langfristig einen höheren nachhaltigen Lebensstandard - wir hätten stattdessen eine „Delle“ im Bereich rba-rab (...).
Umgekehrtes Kapital: Während eine Umschaltung den Zweck erfüllt, ist die Umkehrung des Kapitals alles, was erforderlich ist, um „perverse“ stationäre Bewegungen zu erhalten: siehe Bruno, Burmeister und Sheshinski [1966](1), Pasinetti [1966a](2).
Umkehrung des Kapitals: Während die Umschaltung den Zweck erfüllt, genügt die Umkehrung des Kapitals, um „perverse“ stationäre Bewegungen zu erhalten: siehe Bruno, Burmeister und Sheshinski [1966](1), Pasinetti [1966a](2).
Es sollte auch klar sein, vielleicht nur allzu schmerzlich, dass entweder die Umschaltung oder die Kapitalumkehr oder beides zusammen die Gleichnisse (1) und (2) ebenfalls zerstören.
Hier noch einmal die Parabeln:

Harcourt I 122
(1) ein Zusammenhang zwischen niedrigeren Gewinnraten und höheren Werten des Kapitals je Beschäftigten;
(2) ein Zusammenhang zwischen niedrigeren Gewinnraten und höheren Kapital-Output-Relationen;
(3) ein Zusammenhang zwischen niedrigeren Profitraten und (durch Investitionen in stärker „mechanisierte“ oder „umständlichere“ Produktionsmethoden) einem höheren dauerhaften Pro-Kopf-Verbrauch
(bis zu einem Maximum);
(4) dass unter Wettbewerbsbedingungen die Einkommensverteilung zwischen Gewinnempfängern und Lohnempfängern durch die Kenntnis der Grenzprodukte und des Faktorangebots erklärt werden kann.

Harcourt I 146
Wie die Zerstörung durch Kapitalumkehrung von Parabel (1) - aus Pasinetti [1966a](2), S. 516-17:
Harcourt I 147
„Die Schlussfolgerung ist einfach, dass die gesamte Theorie des Kapitals in Bezug auf dieses Problem in der Falle einer alten Denkweise gefangen zu sein scheint. Ohne jede Rechtfertigung, außer dass dies die Denkweise ist, die Ökonomen seit jeher gewohnt sind, wird davon ausgegangen, dass bei einem gegebenen Stand des technischen Wissens die Kapitalgüter, die bei einer niedrigeren Profitrate rentabel werden, immer eine höhere „Kapitalmenge“ pro Mann mit sich bringen. Die vorangegangene Analyse zeigt, dass dies nicht notwendigerweise so ist; es gibt keinen allgemein zu erwartenden Zusammenhang zwischen der Richtung der Veränderung der Profitrate und der Richtung der Veränderung der 'Kapitalmenge' pro Mann.“ (S. 516-17).

* Es wäre eine Ironie, wenn fast 100 Jahre später die rivalisierende Werttheorie zu der von Ricardo und Marx an der Annahme scheitern würde, die Böhm-Bawerk an der Marx'schen Theorie so beanstandet hat. Siehe dazu Dobb [1940](3), S. 74 nl, und allgemein eine brillante - und höchst relevante - Darstellung des historischen und analytischen Hintergrunds der gegenwärtigen Debatte.

1. Bruno, M., Burmeister, E. and Sheshinski, E. [1966] 'Nature and Implications of the Reswitching of Techniques', Quarterly Journal of Economics, LXXX, S. 526-53.
2. L.L. Pasinetti [1966a] 'Changes in the Rate of Profit and Switches of Techniques', Quarterly
Journal of Economics, LXXX, S. 503-17.
3. Dobb, M. H. [1940] Political Economy and Capitalism (London: Routledge).

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Neoklassiker

Harcourt I
Geoffrey C. Harcourt
Some Cambridge controversies in the theory of capital Cambridge 1972

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