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Werte: Werte sind grundlegende Überzeugungen, die das Verhalten leiten und Prinzipien darstellen, an denen der Einzelne festhält und die seine Entscheidungen und seine Einstellung zu sich selbst, zu anderen und der Welt beeinflussen. Siehe auch Überzeugungen, Verhalten, Individuen, Gemeinschaft, Normen, Prinzipien, Entscheidungen, Entscheidungsprozesse, Entscheidungstheorie.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Friedrich Nietzsche über Werte – Lexikon der Argumente

Höffe I 378
Werte/Nietzsche/Höffe: [Nietzsche nimmt] (...) eine dreifache „Umwertung aller Werte“ [vor]:
1) Als Erstes werden bisher hochgeschätzte Werte entwertet, weil sie entweder ihre gestaltende Kraft Oder aber ihr Recht verloren haben. Hauptkritikpunkt ist die Moral der Nächstenliebe, die als Moral der «Missratenen, Verstimmten, Schlechtweggekommenen», als ein Ressentiment der Schwachen, entlarvt wird. Zusätzlich wird sie mit dem Argument diskreditiert, dass sie ihrem Anschein zum Trotz selbst einem Machtwillen, nämlich dem Willen derjenigen entspringt,
die die Sklavenmoral verkünden, der Priester.
>Macht/Nietzsche
.
2) Nach der zweiten Umwertung werden gewisse überlieferte Werte nicht entwertet, erhalten jedoch einen neuen Grund der Wertschätzung. Selbst die Ideale, bei denen man an das von Nietzsche kritisierte Christentum zu denken pflegt, die asketischen Ideale, werden nicht rundum verworfen: «Bei Künstlern» bedeuten sie «nichts oder zu vielerlei; bei Philosophen und Gelehrten etwas wie Witterung und Instinkt für die günstigsten Vorbedingungen hoher Geistigkeit.»(1)
>Christentum/Nietzsche.
3) Schließlich wird eine bisherige Rangfolge von Werten umgekehrt. Zum einen wird etwas, das bislang vielerorts hochgeschätzt ist, das Übersinnliche, zum Unwahren erklärt. Laut Nietzsche gibt es kein Jenseits zur Natur, keine Metaphysik mehr. Zum anderen erhält den Rang, den die bisher hochgeschätzte Moral, die Mitleids- und Sklavenmoral, verdiente, jetzt die «Herrenmoral», die dem archaischen Griechentum entnommene «aristokratische Wertgleichung» von Gut mit Vornehm, Mächtig, Schön und Gottgeliebt.
>Moral/Nietzsche.

1. F. Nietzsche, Genealogie der Moral, 3. Abhandlung, Nr. 1
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Ries II 51
Umwertung der Werte/Nietzsche: Erste halbbewusste Vertreter: Sophisten, Antisthenes, der Cyniker. Die Morgenröte beginnt diese Aufgabe mit einer "Arbeit der Tiefe".
>Sophisten, >Kommentare über die Sophisten.
Ries II 75
Werte/Jenseits von Gut und Böse(1)/Nietzsche: folgenschwere Ineinssetzung von Wahr und Gut. Illusion: »die Dinge höchsten Wertes müssen einen anderen, eigenen Ursprung haben«. Scheinwelt.

1. F. Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse, KGW VI. 2.
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Danto III 201
Werte/Sklavenmoral/Herrenmoral/Nietzsche/Danto: Ressentiment/Sklavenmoral: Der Sklave fürchtet nicht nur die Bosheit des Herren und bauscht sie auf: er verübelt (Ressentiment) die Stärke des Herrn ebenso wie seine eigenen verhältnismäßige Ohnmacht.
Er kann seine Feindseligkeit nicht auf den Wegen ausagieren, die den Aristokraten offenstehen. Strategie des Sklaven: den Herren dazu zu bringen, dass er die Wertetafel des Sklaven akzeptiert und sich selbst aus der Perspektive des Sklaven einschätzt. Schließlich wird der Herr in seinen eigenen Augen böse.
Vgl. >Herrschaft/Knechtschaft.
Danto: Die Umwertung der Werte wird durch die Arbeit der Religion möglich. Durch die Religion wurden die Starken unter das Joch einer beschränkten Menge von Geboten gebeugt, die sie grausamerweise erleiden mussten. Die Religion fungierte als ein Mittel zur Rache, das die Unwilligen demütig aufgriffen. Als er noch mächtig war, hatte der Aristokrat stets anderes hochgeschätzt.
>Religion/Nietzsche.
Danto III 202
Durch sein Verhalten zeigte der Aristokrat zunächst Verachtung für die Weltanschauung der (christlichen) Religion und für die Absichten des priesterlichen Grolls.
>Christentum/Nietzsche.
Nun sind die Priester die bösesten Feinde, weil sie die ohnmächtigsten sind.(1) Sie kultivieren das Ressentiment bis zu seinem höchsten Grad. Ihre Umwertung der Werte ist letztlich ein Akt der geistigsten Rache.(2)

1. F. Nietzsche, Zur Genealogie der Moral, KGW VI. 2, S.. 280.
2. Ebenda, S. 281.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Nie I
Friedrich Nietzsche
Sämtliche Werke: Kritische Studienausgabe Berlin 2009

Nie V
F. Nietzsche
Beyond Good and Evil 2014

Höffe I
Otfried Höffe
Geschichte des politischen Denkens München 2016

Ries II
Wiebrecht Ries
Nietzsche zur Einführung Hamburg 1990

Danto I
A. C. Danto
Wege zur Welt München 1999

Danto III
Arthur C. Danto
Nietzsche als Philosoph München 1998

Danto VII
A. C. Danto
The Philosophical Disenfranchisement of Art (Columbia Classics in Philosophy) New York 2005

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