Lexikon der Argumente


Philosophische Themen und wissenschaftliche Debatten
 
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Identität Mouffe Gaus I 283
Staatsbürgerschaft/Identität/Mouffe/Mottier: Mouffe (1992)(1) (...) gründet ihren Begriff von Staatsbürgerschaft sowohl auf einer Kritik als auch auf einer kritischen Wiederaneignung des Liberalismus. Mouffes Projekt der 'pluralistischen Demokratie' stützt sich jedoch auch stark auf postmoderne und poststrukturalistische Argumente (...). >Demokratie/Mouffe; vgl. >Identität/Postmoderne, >Gender/Poststrukturalismus.
MouffeVsEssentialismus: In der Tat nimmt Mouffe eine antiessentialistische Position gegenüber der Staatsbürgerschaft ein und betont die soziale und politische Konstruktion von Geschlechtsidentitäten. Bestimmte Feministinnen befürchten, dass antiessentialistische Positionen die Möglichkeiten für politische Aktionen und Mobilisierung rund um die Identität der Frauen einschränken. Für Mouffe ist die Kritik an essenzialistischen Identitäten im Gegenteil sogar eine Voraussetzung für eine wirklich feministische Politik.
Geschlechtsunterschied: Die vordringlichste Aufgabe besteht ihrer Ansicht nach darin, den Prozess der sozialen Konstruktion zu erkennen, durch den der Geschlechtsunterschied als strukturierender Faktor der sozialen Unterordnungsverhältnisse so wichtig geworden ist. Nach Mouffe ist es gerade innerhalb
Gaus I 284
dieser Prozesse, in denen die wirklichen Machtverhältnisse in der Gesellschaft bestimmt werden. Daher ist eine Perspektive, die sich nur auf die Folgen des Geschlechtsunterschiedes konzentriert - ob "Gleichbehandlung" bedeutet, dass Frauen und Männer unterschiedlich oder gleich behandelt werden sollten - in ihren Augen bedeutungslos. MouffeVsPateman/MouffeVsElshtain: Mouffes Antiessentialismus führt sie dazu, Feministinnen zu kritisieren, die sich vor allem für die Aufwertung weiblicher Werte einsetzen, wie z.B. Pateman oder Elshtain (wenn auch aus unterschiedlichen Perspektiven). Für Mouffe, wie auch für Judith Butler (1990)(2), ist eine solche Position problematisch, da sie die Existenz homogener Identitäten wie "Männer" und "Frauen" voraussetzt.
Staatsbürgerschaft: Im Gegensatz zu Pateman und Young ist Mouffe der Meinung, dass die Lösung nicht darin besteht, Geschlechts- oder andere Gruppenmerkmale für den Begriff der Staatsbürgerschaft relevant zu machen, sondern im Gegenteil, ihre Bedeutung zu verringern. Das Projekt einer radikalen und demokratischen Staatsbürgerschaft, das sie vorschlägt, impliziert eine Konzeption von Staatsbürgerschaft, die weder geschlechtsspezifisch noch geschlechtsneutral ist und auf einer wirklichen Gleichheit und Freiheit aller Bürger beruht. Sie schlägt im Gegenteil vor, sich auf politische Fragen und Ansprüche zu konzentrieren und nicht auf vermeintlich fixierte und wesentliche Geschlechtsidentitäten. Dementsprechend muss die Unterscheidung zwischen dem privaten und dem öffentlichen Bereich von Fall zu Fall neu definiert werden, je nach Art der politischen Forderungen, und nicht auf eine feste und dauerhafte Weise.

1. Mouffe, Chantal (1992) 'Feminism, citizenship and radical democratic politics'. In Judith Butler and Joan Scott, Hrsg., Feminists Theorise the Political. New York: Routledge, 22-40.
2. Butler, Judith (1990) Gender Trouble: Feminism and the Subversion of Identity. New York: Routledge.

Véronique Mottier 2004. „Feminism and Gender Theory: The Return of the State“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004
Staatsbürgerschaft Mouffe Gaus I 283
Staatsbürgerschaft/Identität/Mouffe/Mottier: Mouffe (1992)(1) (...) gründet ihre Konzeption von Staatsbürgerschaft sowohl auf einer Kritik als auch auf einer kritischen Wiederaneignung des Liberalismus. Mouffes Projekt der 'pluralistischen Demokratie' stützt sich jedoch auch stark auf postmoderne und poststrukturalistische Argumente (...). >Demokratie/Mouffe, vgl. >Identität/Postmoderne, >Gender/Poststrukturalismus.
MouffeVsEssentialismus: In der Tat nimmt Mouffe eine antiessentialistische Position gegenüber der Staatsbürgerschaft ein und betont die soziale und politische Konstruktion von Geschlechtsidentitäten. Bestimmte Feministinnen befürchten, dass antiessentialistische Positionen die Möglichkeiten für politische Aktionen und Mobilisierung rund um die Identität der Frauen einschränken. Für Mouffe ist die Kritik an essenzialistischen Identitäten im Gegenteil sogar eine Voraussetzung für eine wirklich feministische Politik.
Geschlechtsunterschied: Die vordringlichste Aufgabe besteht ihrer Ansicht nach darin, den Prozess der sozialen Konstruktion zu erkennen, durch den der Geschlechtsunterschied als strukturierender Faktor der sozialen Unterordnungsverhältnisse so wichtig geworden ist. Nach Mouffe ist es gerade innerhalb
Gaus I 284
dieser Prozesse, in denen die wirklichen Machtverhältnisse in der Gesellschaft bestimmt werden. Daher ist eine Perspektive, die sich nur auf die Folgen des Geschlechtsunterschiedes konzentriert - ob "Gleichbehandlung" bedeutet, dass Frauen und Männer unterschiedlich oder gleich behandelt werden sollten - in ihren Augen bedeutungslos. MouffeVsPateman/MouffeVsElshtain: Mouffes Antiessentialismus führt sie dazu, Feministinnen zu kritisieren, die sich vor allem für die Aufwertung weiblicher Werte einsetzen, wie z.B. Pateman oder Elshtain (wenn auch aus unterschiedlichen Perspektiven). Für Mouffe, wie auch für Judith Butler (1990)(2), ist eine solche Position problematisch, da sie die Existenz homogener Identitäten wie "Männer" und "Frauen" voraussetzt.
Staatsbürgerschaft: Im Gegensatz zu Pateman und Young ist Mouffe der Meinung, dass die Lösung nicht darin besteht, Geschlechts- oder andere Gruppenmerkmale für den Begriff der Staatsbürgerschaft relevant zu machen, sondern im Gegenteil, ihre Bedeutung zu verringern. Das Projekt einer radikalen und demokratischen Staatsbürgerschaft, das sie vorschlägt, impliziert eine Konzeption von Staatsbürgerschaft, die weder geschlechtsspezifisch noch geschlechtsneutral ist und auf einer wirklichen Gleichheit und Freiheit aller Bürger beruht. Sie schlägt im Gegenteil vor, sich auf politische Fragen und Ansprüche zu konzentrieren und nicht auf vermeintlich fixierte und wesentliche Geschlechtsidentitäten. Dementsprechend muss die Unterscheidung zwischen dem privaten und dem öffentlichen Bereich von Fall zu Fall neu definiert werden, je nach Art der politischen Forderungen, und nicht auf eine feste und dauerhafte Weise.

1. Mouffe, Chantal (1992) 'Feminism, citizenship and radical democratic politics'. In Judith Butler and Joan Scott, Hrsg., Feminists Theorise the Political. New York: Routledge, 22-40.
2. Butler, Judith (1990) Gender Trouble: Feminism and the Subversion of Identity. New York: Routledge.

Véronique Mottier 2004. „Feminism and Gender Theory: The Return of the State“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004