Lexikon der Argumente


Philosophische Themen und wissenschaftliche Debatten
 
[englisch]

Screenshot Tabelle Begriffes

 

Finden Sie Gegenargumente, in dem Sie NameVs…. oder….VsName eingeben.

Erweiterte Suche:
Suchbegriff 1: Autor oder Begriff Suchbegriff 2:Autor oder Begriff

zusammen mit




Der gesuchte Begriff oder Autor findet sich in folgenden 3 Einträgen:
Begriff/
Autor/Ismus
Autor
Autor
Eintrag
Eintrag
Literatur
Literatur
Feminismus Butler Brocker I 743
Feminismus/Butler: Problem: Wenn eine politische Bewegung sich mit der Subjektidentität, die sie problematisiert, identifiziert, entwickelt sich eine Eigenlogik. „Die feministische Kritik muss auch begreifen, wie die Kategorie „Frau(en) das Subjekt des Feminismus, gerade durch jene Machtstrukturen hervorgebracht und eingeschränkt wird, mittels derer das Ziel der Emanzipation erreicht werden soll.(1) >Emanzipation, >Gleichberechtigung, >Methode, >Macht.
Brocker I 745
Der Feminismus würde von einem offeneren, vielfältigeren Geschlechterverständnis profitieren.(2)
Brocker I 746
Feministinnen haben kritisiert, dass Weiblichkeit gesellschaftlich überdeterminiert ist, in Formen gezwängt, die offenbar weit über biologische Unterschiede, die zur Erhaltung der Art nötig sein mögen, hinausgehen. >Überdetermination.
ButlerVsFeminismus: Butler fragt radikaler – nicht wie viel von „gender“ überschießend ist und auf ungerechtfertigter Machtausübung basiert, sondern ob die feministische Bewegung nicht generell ohne ein Subjekt mit der Identitätsbestimmung „Frau“ arbeiten sollte?
>Identität/Butler, >Gender/Butler.

1. Judith Butler, Gender Trouble. Feminism and the Subversion of Identity, New York/London 1999 (zuerst 1990); Dt. Judith Butler, Das Unbehagen der Geschlechter, Frankfurt/M. 1991, S. 17
2. Ebenda, Schlusskapitel.

Christine Hauskeller, “Judith Butler, Das Unbehagen der Geschlechter“ in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018

Brocker I
Manfred Brocker
Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018
Multikulturalismus Feminismus Gaus I 257
Multikulturalismus/Feminismus/Kukathas: Einer der wichtigsten Einwände gegen den Multikulturalismus besteht darin, dass er, wenn er Ausnahmeregelungen oder Sonderrechte für kulturelle Gruppen oder religiöse Gemeinschaften und Organisationen anstrebt, faktisch Schutz für Gruppen anstrebt, deren Praktiken sexistisch und für Frauen höchst nachteilig - wenn nicht gar schädlich - sind. Susan Moller OkinVsFeminismus: Diese Ansicht wurde am eindringlichsten von Susan Okin (1998(1); 1999a(2); 1999b(3); 2002(4)) vertreten, die sich mit fast allen der prominentesten Verteidigerinnen des Multikulturalismus auseinandergesetzt hat und ihr Engagement für die Rechte und Interessen der Frauen als unzureichend empfand.
Der Multikulturalismus steht in Spannung zum Feminismus, weil beide Ideen politische Visionen repräsentieren, die weit voneinander entfernt sind.
Gleichheit/PollitVsFeminismus: Katha Pollit drückt es so aus: "In seiner Forderung nach Gleichheit für Frauen stellt sich der Feminismus praktisch jeder Kultur auf der Erde entgegen. Der Multikulturalismus fordert Respekt für alle kulturellen Traditionen, während der Feminismus alle kulturellen Traditionen in Frage stellt" (1999(5): 27). Feministische Kritikerinnen des Multikulturalismus fragen daher nicht nur, warum Gruppen, die Frauen nicht die gleichen Chancen oder gar die gleiche Würde zugestehen, besondere Rechte oder Schutzmaßnahmen erhalten sollen, sondern auch, warum
Gaus I 258
der liberale Staat es versäumt, in solche kulturellen Gemeinschaften einzugreifen, um sicherzustellen, dass Frauen Bildung nicht verleugnet wird, zur Heirat gezwungen werden oder zu Opfern von Körperverstümmelung werden. Warum sollte eine Kulturgruppe das Recht haben, zu versuchen, nach ihren Wegen zu leben, wenn diese Wege die individuellen Rechte ihrer Mitglieder verletzen? Bildung: Warum sollte der liberale Staat nicht stattdessen den Mitgliedern solcher Gruppen, vorzugsweise durch Erziehung, aber wo nötig auch durch Bestrafung, deutlich machen, dass solche Praktiken nicht zu tolerieren sind (Okin, 1998(1): 676).
Religion: Wenn Schriftsteller wie Margalit und Halbertal (1994)(6) die öffentliche Finanzierung des Religionsunterrichts für ultra-orthodoxe Juden auf der Grundlage des Rechts auf Kultur verteidigen, fragen Feministinnen wie Okin (1999b(3): 131), wie dies verteidigt werden kann, wenn die Folge dieser Praxis eine Erziehung für Mädchen ist, die darauf ausgerichtet ist, das religiöse Leben von Jungen zu erleichtern.
Kukathas: (...) die Tatsache dieses Konflikts bestimmt nicht, ob die eine oder die andere philosophische Haltung vorherrschen sollte (Kukathas, 2001(7)).
Shachar: Einige Schriftsteller haben jedoch versucht zu argumentieren, dass multikulturelle Anpassung nicht unvereinbar mit feministischen Anliegen sein muss. Der bemerkenswerteste Beitrag zu dieser Position kam von Ayelet Shachar, die argumentiert, dass es ein Fehler sei, Multikulturalismus nur im Sinne der Gewährung "äußerer Schutzmaßnahmen" für kulturelle Gruppen zu verstehen. Da Einzelpersonen typischerweise Mitglieder vieler Gruppen sind, stellt sich die Frage, wie man "Identitätsgruppen in bestimmten Rechtsgebieten die Gerichtsbarkeit zuweist und gleichzeitig die Rechte der Gruppenmitglieder als Bürger respektiert" (Shachar, 2001(8): 27-8).
>Multikulturalismus/Shachar.
Staatsbürgerschaft/Kultur/Frauen: Auch andere Schriftsteller haben nach Wegen gesucht, eine Lösung für das Spannungsfeld zwischen Feminismus und Multikulturalismus zu finden. Einige sind zu dem Schluss gekommen, dass eine Form der differenzierten Staatsbürgerschaft entwickelt werden muss, wenn die Ansprüche von Frauen und die Ansprüche der Kultur vermittelt werden sollen (Benhabib, 2002(9): 82-104). Andere haben vorgeschlagen, dass eine dialogische Lösung, bei der auf die Berufung auf individuelle Rechte oder Verfahrensgerechtigkeit verzichtet wird, eine bessere Aussicht bietet, eine Übereinstimmung von kulturellen Werten und Fraueninteressen zu erreichen (Eisenberg, 2003(10)).

1. Okin, Susan Moller (1998) 'Feminism and multiculturalism: some tensions'. Ethics, 108: 661—84.
2. Okin, Susan Moller (1999a) 'Is multiculturalism bad for women?'. In Joshua Cohen, Matthew Howard and Martha C. Nussbaum, Hrsg., Is Multiculturalism Bad for Women? Princeton, NJ: Princeton University Press, 7-24.
3. Okin, Susan Moller (1999b) 'Reply'. In Joshua Cohen, Matthew Howard and Martha C. Nussbaum, Hrsg., Is Multiculturalism Bad for Women? Princeton, NJ: Princeton University Press, 115—31.
4. Okin, Susan Moller (2002) '"Mistresses of their own destiny": group rights, gender, and realistic rights of exit'. Ethics, 112: 205-30.
5. Pollit, Katha (1999) 'Whose culture?' In Joshua Cohen, Matthew Howard and Martha C. Nussbaum, Hrsg., Is Multiculturalism Bad for Women? Princeton, NJ: Princeton University Press, 27—30.
6. Margalit, Avishai and Moshe Halbertal (1994) 'Liberalism and the right to culture'. Social Research,61: 491-510.
7. Kukathas, Chandran (2001) 'Is Feminism Bad for Multiculturalism?' Public Affairs Quarterly, 15 (2): 83-98.
8. Shachar, Ayelet (2001) Multicultural Jurisdictions. Cambridge: Cambridge University Press.
9. Benhabib, Seyla (2002) The Claims of Culture: Equality and Diversity in the Global Era. Princeton, NJ: Princeton Umversity Press.
10. Eisenberg, Avigail (2003) 'Diversity and equality: three approaches to cultural and sexual difference'. Journal ofP01itica1 Philosophy, 11 41-64.

Kukathas, Chandran 2004. „Nationalism and Multiculturalism“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004
Religion Nussbaum Brocker I 906
Religion/Nussbaum: Religionen können zwar bestimmte Privilegien zugestanden werden, aber lediglich insofern, als auch die ihr anhängenden Individuen gestärkt werden. Die Freiheit der Religion darf nur so weit gesichert werden, wie auch die Freiheit besteht, diese aufzugeben oder zu wechseln.(1) Religion/Nussbaum: Religion hat durchaus einen intrinsischen Wert mit Blick auf sinnliche und Identitätsbildung.
NussbaumVsFeminismus: Durch eine reduktionistische Sicht auf Religion (wenn Religion als per se patriarchalisch und repressiv gegenüber Frauen angesehen wird) wird keine Solidarisierung mit denjenigen zugelassen, die innerhalb einer Religionsgemeinschaft
Brocker I 907
gegen patriarchale Tendenzen kämpfen.(2) >Paternalismus/Nussbaum, >Feminismus.
Religion/Nussbaum: 1. Jede Person als Zweck an sich betrachten
vgl. >Mensch, >Zwecke/Kant.
2. „Moral constraint“: Danach bekommt Religion zwar ein hohes Maß an Freiraum und Schutz, aber nur solange die Ausübung mit Verfassungsprinzipien vereinbar ist.
Eingriffe in die Relation sind zum Schutz von Fähigkeiten statthaft. Eine Grenze für Zugeständnisse an Religionen ist dann gegeben, wenn verfassungsmäßige oder menschenrechtlich verankerte fundamentale Rechte (deren Sinn darin besteht, Fähigkeiten zu schützen) nicht garantiert sind.

1. Martha C. Nussbaum, Women and Human Development. The Capabilities Approach, Cambridge 2000, p. 228
2. Ebenda p. 181f
Sandra Seubert, „Martha C. Nussbaum, Women and Human Development (2000)“, in:Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018

Brocker I
Manfred Brocker
Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018