Begriff/ Autor/Ismus |
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Kommunitarismus | Barber | Brocker I 690 Kommunitarismus/Barber: Barber wird nicht von allen Autoren zum Kommunitarismus gezählt, er vertritt jedoch durchaus die typischen Topoi kommunitaristischer Politik: -Ablehnung einer auf abstrakten Prinzipien basierenden politischen Philosophie ((s) KommunitarismusVsKant), -den Vorwurf der Herauslösung des Einzelnen aus sozialen Bindungen („Atomismus“) und -die Unzufriedenheit mit einer rein instrumentellen Sicht politischer Institutionen. BarberVsKommunitarismus: Im Gegensatz zu den Cheftheoretikern des Kommunitarismus hat Barber in der kommunitaristischen Reformbewegung um Amitai Etzioni mitgewirkt. Varianten des Kommunitarismus: a) substantialistisch: hier wird die Gemeinschaft als ein Gegebenes angesehen, dagegen: b) prozedural: hier geht es um die gemeinsame Praxis des Beratens und Entscheidens. Barber ist letzterer Variante zuzurechnen.(1)(2) BarberVsMacIntyre, BarberVsWalzer, BarberVsTaylor: Wenn man Theoretiker wie Michael Walzer, Alasdair MacIntyre und Charles Taylor als Skeptiker einer nationalen Politik der demokratischen Gesellschaft und als Anhänger einer zivilgesellschaftlichen Perspektive ansieht(3), so musste einem Barbers Programm der starken Demokratie als recht radikale und zumutungsreiche Position erscheinen, weil sie der nationalen politischen Gemeinschaft und der Partizipation an politischen Entscheidungen letztlich einen hohen Rang einräumte. (BarberVsTaylor, BarberVsWalzer, BarberVsMacIntyre). >A. MacIntyre, >M. Walzer, >Ch. Taylor. 1. Hartmut Rosa, „Fremde zu Nachbarn: die Vision einer demokratischen Bürgerschaft. Rezension zu Benjamin Barber, „Starke Demokratie“, in: Deutsche Zeitschrift für Philosophie 43/6, 1995 S. 1066-169. 2. W. Jay Reedy, „The relevance of Rousseau to Contemporary Communitarism. The Example of Benjamin Barber”, in: Philosophy and Social Criticism 21/2, 1995 3. Michael Haus, Kommunitarismus. Einführung und Analyse, Wiesbaden 2003 Michael Haus, „Benjamin Barber, Starke Demokratie“ in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018 |
PolBarb I Benjamin Barber The Truth of Power. Intellectual Affairs in the Clinton White House New York 2001 Brocker I Manfred Brocker Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018 |
Souveränität | Walzer | Gaus I 292 Souveränität/internationale Politik/Walzer/Brown: Für Walzer leiten sich die Rechte der politischen Gemeinschaften aus den Rechten ihrer Mitglieder ab, und "die moralische Stellung eines bestimmten Staates hängt von der Realität des gemeinsamen Lebens ab, das er schützt, und davon, inwieweit die Opfer, die dieser Schutz erfordert, bereitwillig akzeptiert und für wertvoll erachtet werden" (1992(1): 54). Vgl. >Souveränität/Internationale Politische Theorie. Brown: Was diese Position von der des Menschenrechtsregimes unterscheidet, ist, dass es den Mitgliedern einer politischen Gemeinschaft obliegt, zu bestimmen, welche Art von "gemeinsamem Leben" sie leben wollen, und dass nicht davon ausgegangen werden kann, dass ihre Wahl auf den Rechten des Einzelnen beruht; das universelle Element dieser Position betrifft also nicht das, was die Gemeinschaft wählt, sondern vielmehr ihr Recht, die Regelungen, unter denen sie regiert wird, selbst zu wählen. >Lebenswelt. Gemeinschaft: nach Walzer (1992(1): 90) sollte gemeinschaftliche Gaus I 293 Autonomie respektiert werden, und Außenstehende dürfen nur dann eingreifen, wenn klar ist, dass das gemeinsame Leben einer Gemeinschaft nicht existiert oder z.B. in Sklaverei, Massaker oder Völkermord zusammengebrochen ist. Diese Position, die Walzer zunächst im Rahmen einer Diskussion über die Ethik der Kriegsführung vertrat, wurde in den letzten zwei Jahrzehnten in einer Reihe von Büchern verteidigt und steht im Einklang mit der allgemeinen Darstellung der Gerechtigkeit, die er in seinem Hauptwerk der "innenpolitischen" politischen Theorie, "Spheres of Justice" (1983(2); siehe auch Walzer, 1987(3); 1994(4)), vorgelegt hat. VsWalzer: ein offensichtlicher Einwand gegen Walzers Position - und zwar, dass das Bild, das diese zu Nardins und Frosts (>Souveränität/Internationale politische Theorie) Schriftsteller vom Staat malen, nicht aus dem Leben gezeichnet zu sein scheint. Selbst wenn man akzeptiert, dass Gemeinschaften das Recht haben sollten, ihre Regierungsform zu wählen, und damit die vermeintlichen Rechte des Einzelnen außer Kraft setzen sollte - und viele würden dies verneinen und argumentieren, dass >Diversität keinen inneren Wert hat -, ist keineswegs klar, dass die "Passung" zwischen bestehenden Staaten und politischen Gemeinschaften es erlaubt, dieses kommunale Recht im westfälischen System zu aktivieren. >Internationale Politische Theorie/Brown, >Völkerrecht/Internationale Politische Theorie. 1. Walzer, M. (1992) Just and Unjust Wars (1977), 2nd Bd. New York: Basic. 2. Walzer, M. (1983) Spheres of Justice. London: Martin Robertson. 3. Walzer, M. (1987) Interpretation and Social Criticism. Cambridge, MA: Harvard University Press. 4. Waver, M. (1994) Thick and Thin: Moral mgument at Home and Abroad. Notre Dame, In: University of Notre Dame Press. Brown, Chris 2004. „Political Theory and International Relations“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications |
Gaus I Gerald F. Gaus Chandran Kukathas Handbook of Political Theory London 2004 |
Verteilungsgerechtigkeit | Walzer | Mause I 199f Verteilungsgerechtigkeit/Walzer: Walzer vertritt eine egalitäre Position in Bezug auf die Verteilung von Gütern. Es geht aber nicht um Nivellierung, sondern um eine Vielfalt von Gütern, deren Verteilung je nach Gut spezifischen Regeln folgt. >Egalitarismus. Soziale Güter/Walzer: Bsp Mitgliedschaft und Zugehörigkeit, Sicherheit und Wohlfahrt, Geld und Waren, Ämter, harte Arbeit, Freizeit, Erziehung und Bildung, Verwandtschaft und Liebe, göttliche Gnade, Anerkennung, politische Macht. Dominante Güter erlauben ihren Besitzern auch Güter aus einer anderen Sphäre zu erwerben und dabei die Verteilungsregeln dieser Sphäre zu missachten. Dies ist der Fall, wenn Personen aufgrund bloßer Parteimitgliedschaft (und nicht aufgrund von Qualifikation und Leistung) Ämter in einer Gesellschaft besetzen, oder wenn Geld (und nicht Begabung) über den Zugang zu Bildung entscheidet. Dominante Güter sind ungerecht, weil sie die innere Logik der Gerechtigkeitssphären verletzen und ein quer zu den Sphären bestehendes Herrschaftsprinzip etablieren. >Öffentliche Güter. Lösung/Walzer: „komplexe Gleichheit“: In Gemeinschaften mit komplexer Gleichheit gibt es keine dominanten Güter, die Autonomie der verschiedenen Gerechtigkeitssphären bleibt gewahrt. Verteilungsprinzip der komplexen Gerechtigkeit lautet formal wie folgt: „Kein soziales Gut X sollte ungeachtet seiner Bedeutung an Männer und Frauen, die im Besitz eines Gutes Y sind, einzig und allein deswegen verteilt werden, weil sie dieses Y besitzen“.(1) Dadurch, dass keine Sphäre der anderen untergeordnet wird, werden unterschiedliche individuelle Entfaltungsmöglichkeiten eröffnet. Werden die sphärenspezifischen Verteilungsprinzipien beachtet, so darf das Verteilungsergebnis durchaus ergebnisoffen, d. h. ungleich sein. VsWalzer: Es stellt sich die praktische Frage, wie die Autonomie und wechselseitige Unabhängigkeit der Gerechtigkeitssphären gewahrt werden kann. Walzers Ziel der Reduzierung von Dominanz erfordert eine Abgrenzung der Sphären. Diese kann letztlich nur von einer staatlichen Macht wahrgenommen werden. Das steht aber im Widerspruch zur Rolle der gemeinschaftlichen Aktivitäten und des zivilgesellschaftlichen Engagements. (VsKommunitarismus). >Kommunitarismus, >Gerechtigkeit, >Ungleichheit. VsWalzer: Frage: verteidigen seine Prinzipien nicht nur den Status quo, wenn sie so stark an Traditionen und Überzeugungen einer bestimmten Gemeinschaft geknüpft sind?(2) 1. M. Walzer, Sphären der Gerechtigkeit. Ein Plädoyer für Pluralität und Gleichheit. Frankfurt a. M. 1992, S. 50. 2. Bernd Ladwig, Gerechtigkeitstheorien zur Einführung. Hamburg 2013. S. 167. |
Mause I Karsten Mause Christian Müller Klaus Schubert, Politik und Wirtschaft: Ein integratives Kompendium Wiesbaden 2018 |