Begriff/ Autor/Ismus |
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Altruismus | Sen | Brocker I 882 Altruismus/Gary S. Becker: Manche Ökonomen, darunter Gary S. Becker deuten moralische Aufwendungen so um, dass diese als raffinierte Formen einer – auf soziale Anerkennung oder transzendentes Heil erpichten – Selbstsorge erscheinen (Becker 1976 (1); Becker 1996(2)): Mithilfe von heimlichen, den Akteuren unbekannten Motiven wird gewöhnlicher Altruismus als außergewöhnlicher Egoismus rekonstruiert. >Egoismus, >Unbewusstes, >Handlungen, >Verhalten. SenVsBecker, Gary: Sen aber hält dagegen: Wenn es solcher, wissenschaftlich fragwürdiger, ad-hoc-Unterstellungen bedarf, um moralisches Handeln zum eigenen Nachteil nicht schlichtweg als irrational abzutun, was sagt das eigentlich über die hier zur Anwendung kommende Theorie aus?(3) Sollte man nicht lieber auf das Dogma vom Eigennutz verzichten als auf die Plausibilität der eigenen Aussagen? >Rationalität, >Irrationalität, >Theorien, >Methode. 1. Gary S. Becker, The Economic Approach to Human Behavior, Chicago 1976 2. Gary S. Becker, Accounting for Tastes, Cambridge, Mass. 1996 3. Amartya Sen, Ökonomie für den Menschen. Wege zu Gerechtigkeit und Solidarität in der Marktwirtschaft, München 2000, S. 332-334. Claus Dierksmeier, „Amartya Sen, Ökonomie für den Menschen (1999)“ in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018 |
EconSen I Amartya Sen Collective Choice and Social Welfare: Expanded Edition London 2017 Brocker I Manfred Brocker Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018 |
Diskriminierung | Alchian | Henderson I 31 Diskriminierung/Alchian/Henderson/Globerman: „Diskriminierung bei der Auswahl von Mitarbeitern aufgrund von Ethnie, Glaube, Geschlecht, Schönheit oder Alter wird in gemeinnützigen Unternehmen stärker ausgeprägt sein als in Wirtschaftsunternehmen.“(1) Kosten der Diskriminierung: [Kontext: Private Unternehmen diskriminieren nicht so stark wie öffentliche Einrichtungen]: Die staatlich geführten City Colleges of Chicago konnten einen hochqualifizierten Bewerber diskriminieren, weil die Universität niemandem gehörte und daher auch niemand die Kosten für diese Diskriminierung trug. Aber die Werbeagentur war ein gewinnorientiertes Unternehmen. Wenn das Unternehmen auf die Möglichkeit verzichtete, jemanden einzustellen, der einen guten Job machen würde, würde es finanziell nicht so gut dastehen. >Privater Sektor, >Öffentlicher Sektor. Wenn es länger dauert, jemanden zu finden, der genauso gut ist, oder wenn man sich mit jemandem zufrieden gibt, der weniger qualifiziert ist, würde das Unternehmen finanziell unter seiner Entscheidung zur Diskriminierung leiden. >Kosten, >Profitrate, >Profit, >Rassismus, >Vorurteil, >Diskriminierung/Becker. Henderson I 32 Alchian/Kessel: In ihrem berühmten Artikel von 1962, „Competition, Monopoly and Pecuniary Gain“(2), fragten [Alchian und Kessel]: „Aber warum diskriminieren monopolistische Unternehmen [Dunkelhäutige] ((s) im Original negroes) mehr als wettbewerbsfähige Unternehmen?“ AlchianVsBecker: Sie fuhren fort und wiesen darauf hin, dass es keinen guten Grund - oder zumindest keinen Grund, den Becker nannte - für die Annahme gibt, dass monopolistische Unternehmen Schwarze stärker diskriminieren als wettbewerbsfähige Unternehmen. Alchian und Kessel lieferten die fehlende Logik. Monopole: Monopole, so stellten sie fest, erhalten ihre Monopolmacht in der Regel von der Regierung. Regierungen verhindern oft, dass andere Unternehmen konkurrieren. Öffentlicher Sektor: Öffentliche Versorgungsunternehmen sind ein Beispiel dafür. Aber oft reguliert die Regierung im Gegenzug für die Gewährung der Monopolmacht die Gewinne der Monopole. Alchian und Kessel schrieben: „Ihre Kardinalsünde ist es, zu profitabel zu sein."(2) Henderson I 33 Mit anderen Worten: Sobald regulierte Monopole an die ihnen vom Staat auferlegte Gewinnbeschränkung stoßen, können sie rechtlich gesehen nicht mehr verdienen, und so „geben“ sie die zusätzlichen Gewinne für Dinge aus, die als Konsumgüter betrachtet werden können. Alchian und Kessel, die in einer weniger politisch korrekten Ära schrieben, führten eine lange Liste dieser anderen Dinge an, eine Liste, die „hübsche Sekretärinnen“, „üppige Büros“ und „große Spesenkonten“ umfasst. Rassismus: Was hat es mit Rassendiskriminierung auf sich? Wie bereits erwähnt, begrenzen die Kosten der Rassendiskriminierung das Ausmaß der Rassendiskriminierung begrenzt. Aber wenn die Regierung Unternehmen dazu zwingt, geringere Gewinne zu erzielen, als sie andernfalls erzielen könnten, wird Rassendiskriminierung ebenso wie Unwirtschaftlichkeit zu einem „freien Gut“. Daher würden wir mehr Rassendiskriminierung erwarten in monopolistischen Unternehmen, deren Gewinne von der Regierung reguliert werden. Test der Hypothese: Alchian und Kessel testeten ihre Hypothese, indem sie eine Stichprobe von 224 nichtjüdischen und 128 jüdischen MBA-Studenten analysierten, die die Harvard Business School absolviert hatten. Die Absolventen waren in 10 großen Industriekategorien beschäftigt. Von den 10, so schrieben sie, waren die beiden Branchen mit den größten regulatorischen Einschränkungen, die eine effiziente Produktion behinderten, „Transport, Kommunikation und andere öffentliche Versorgungsbetriebe“ und „Finanzen, Versicherungen und Immobilien“. Obwohl 36 Prozent der MBAs Juden waren, lag ihr Anteil in den beiden am stärksten regulierten Branchen bei nur 18 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Ergebnis zufällig eintrat, lag bei weniger als 0,0005.* Die Schwächung der Rechte der Eigentümer der regulierten Unternehmen, ihr Eigentum zur Gewinnsteigerung zu nutzen, hatte den Effekt, dass antisoziales Verhalten und unsoziale Ergebnisse gefördert wurden. * Für einen Überblick über diese Studie und mehrere andere bahnbrechende Studien über Eigentumsrechte von Alchian, siehe Henderson (2019)(3). 1. Armen A. Alchian (2006), "Some Economics of Property," p. 48. 2. Alchian, Armen A., and Reuben A. Kessel (1962). Competition, Monopoly and Pecuniary Gain. In H.G. Lewis (ed.), Aspects of Labor Economics (National Bureau of Economic Research): 157-183. 3. Henderson, David (2019, May 6). Economics Works. Liberty Classics. Econlib. |
Alchian I Armen A. Alchian William R. Allen Exchange and Production: Competition, Coordination and Control Belmont, CA: Wadsworth 1977 Henderson I David R. Henderson Steven Globerman The Essential UCLA School of Economics Vancouver: Fraser Institute. 2019 |
Diskriminierung | Becker | Henderson I 31 Diskriminierung/Kosten/Gary Becker/Henderson/Globerman: Im Jahr 1957 veröffentlichte Gary Becker, damals Wirtschaftsprofessor an der Columbia University, ein bahnbrechendes Buch mit dem Titel The Economics of Discrimination(1). Die Kosten der Diskriminierung: Die wichtigste Botschaft des Buches lautet, dass ein Arbeitgeber, der bei der Einstellung von Mitarbeitern aufgrund ihrer Ethnie und nicht aufgrund ihrer Produktivität diskriminiert, auf Gewinne verzichtet. Mit anderen Worten: Diskriminierung hat seinen Preis. Henderson I 32 Rassismus: Becker hat darauf hingewiesen, dass dies nicht bedeutet, dass es keine Diskriminierung gibt. Einige Arbeitgeber sind bereit, auf Gewinne zu verzichten, um das auszuüben, was Becker ihre „Vorliebe für Diskriminierung“ nennt. Er wies jedoch darauf hin, dass Diskriminierung für diejenigen, die sie ausüben, kostspielig ist und dass diese Kosten das Ausmaß der Diskriminierung begrenzen. Die Nachfrage: Das Gesetz der Nachfrage, das besagt, dass die Menschen weniger kaufen, wenn der Preis von etwas steigt, gilt auch für Diskriminierung. Alchian/Kessel: Alchian und sein Mitautor Reuben Kessel von der University of Chicago haben Beckers Erkenntnis aufgegriffen und weiterverfolgt. Monopole und Diskriminierung: In seinem Buch(1) hatte Becker festgestellt, dass Schwarze häufiger von monopolistischen Unternehmen diskriminiert werden. Während Becker diese Tatsache nicht als Rätsel ansah, taten dies Alchian und Kessel. Alchian/Kessel: In ihrem berühmten Artikel von 1962, „Competition, Monopoly and Pecuniary Gain“(2), fragten sie: „Aber warum diskriminieren monopolistische Unternehmen [Dunkelhäutige]* stärker als wettbewerbsorientierte Unternehmen?“ AlchianVsBecker: Sie fuhren fort und wiesen darauf hin, dass es keinen guten Grund gibt, oder zumindest keinen Grund, den Becker nennt, um zu erwarten, dass monopolistische Unternehmen Schwarze stärker diskriminieren als wettbewerbsfähige Unternehmen. >Diskriminierung/Alchian. *Im Original negroes. 1. Becker, Gary (1957). The Economics of Discrimination. University of Chicago Press. 2. Alchian, Armen A., and Reuben A. Kessel (1962). Competition, Monopoly and Pecuniary Gain. In H.G. Lewis (ed.), Aspects of Labor Economics (National Bureau of Economic Research): 157-183. |
Henderson I David R. Henderson Steven Globerman The Essential UCLA School of Economics Vancouver: Fraser Institute. 2019 |
Humankapital | Becker | Mause I 510f Humankapital/Becker: Die Homogenität des Faktors Arbeit wird in eine neue Inhomogenität aufgelöst (Becker 1992, 1993a,b.)(1)(2). Nachfrager nach Humankapital sind, ebenso wie Nachfrager nach anderen Kapitalformen und nach den Produktionsfaktoren Arbeit und Boden, die Unternehmen, der Staat und andere Arbeitgeber. Kern der Humankapitaltheorie ist die Auffassung, dass Humankapital die Produktivität eines Akteurs erhöht und die erhöhte Produktivität ein höheres Einkommen des Akteurs und Wachstum der Volkswirtschaft insgesamt bewirkt. Frage: Wie wird die Menge des Humankapitals und ihrer gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen bestimmt? Lösung: Vergleich von Kosten und Nutzen der Bildungsausgaben. Enge Auffassung: Investitionen in Humankapital sind nur solche Handlungen, die die Produktivität in Zukunft steigern. Individuum: Der Humankapitalbestand eines Individuums ist der Bestand an produktiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, die einen Einkommensstrom zur Folge haben. VsHumankapital/VsBecker: Der Begriff des menschlichen Kapitals wurde nach seiner Einführung als menschenverachtend kritisiert. In Deutschland wurde er im Jahr 2004 zum „Unwort des Jahres“ gekürt.(3) Heutzutage ist diese Ablehnung überwunden. >Fähigkeiten, >Menschen, >Wissen, >Information, >Individuen. 1. Gary S. Becker, Menschliches Dasein aus ökonomischer Sicht. Nobel-Lesung vom 9. Dezember 1992. In Die Nobelpreisträger der ökonomischen Wissenschaft, Hrsg. Karl-Dieter Grüske, Bd. III, 206– 236. Düsseldorf 1992 2. Gary. S. Becker 1993Human capital. A theoretical and empirical analysis with special references to education, 3. Aufl. Chicago: NBER. 3. Jury Unwort des Jahres. 2004. Generelle Stellungnahme zum Unwort des Jahres „Humankapital“. http:// www. unwortdesjahres. net/ index. php? id = 18. |
Mause I Karsten Mause Christian Müller Klaus Schubert, Politik und Wirtschaft: Ein integratives Kompendium Wiesbaden 2018 |
Präferenzen | Stigler | Mause I 170f Präferenzen/Wirtschaft/Stigler/Becker: Die Standardtheorie unterstellt (…) konstante Präferenzen aller Marktakteure. (1) VsBecker, Gary S./VsStigler, George J.: Es gibt adaptive Präferenzen, d. h. solche, die sich in Abhängigkeit von bisherigen Konsummustern verändern. (2) Bsp Sensibilisierung für gesellschaftliche Fehlentwicklungen, neues Umweltbewusstsein. >G. Becker. 1. Stigler, George J., und Gary S. Becker, De Gustibus Non Est Disputandum. American Economic Review 67 (2), 1977. S. 76– 90. 2. Weizsäcker, Carl Christian von. Adaptive Präferenzen und die Legitimierung dezentraler Entscheidungsstrukturen. In Behavioral Economics und Wirtschaftspolitik, Hrsg. Christian Müller und Nils Otter, Stuttgart 2015, S. 67– 99. |
EconStigler I George J. Stigler Gary S. Becker De Gustibus Non Est Disputandum 1977 Mause I Karsten Mause Christian Müller Klaus Schubert, Politik und Wirtschaft: Ein integratives Kompendium Wiesbaden 2018 |
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