Lexikon der Argumente


Philosophische Themen und wissenschaftliche Debatten
 
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Suggestibilität Ceci Slater I 103
Suggestiblität/Kinder/Ceci/Bruck: (Ceci & Bruck 1993)(1) führte das Wiederauftreten des Problems der falschen Aussagen in der psychologischen Forschung auf vier Faktoren zurück: 1) erhöhte Zulässigkeit von psychologischen Gutachten;
2) den Wunsch der Sozialwissenschaftler, Forschungen zu relevanten Fragen der Zeit durchzuführen, einschließlich Fragen im Zusammenhang mit sozialem Aktivismus wie Bürgerrechten;
3) die Suche der Rechtsgemeinschaft nach Daten über minderjährige Zeugen als Folge der Zunahme der gemeldeten Straftaten an Kindern; und
4) schließlich als logische Fortsetzung der Forschung zur Zeugenaussage bei erwachsenen Augenzeugen.
>Suggestibilität/Psychologische Theorien, >Suggestibilität/Sozialpsychologie, >Suggestibilität/Biologische Theorien.
VsCeci/VsBruck: >Suggestibilität/Myers.


1. Ceci, S. J., & Bruck, M. (1993). The suggestibility of the child witness: A historical review and synthesis. Psychological Bulletin, 113, 403–439.


Kelly McWilliams, Daniel Bederian-Gardner, Sue D. Hobbs, Sarah Bakanosky, and Gail S. Goodman, „Children’s Eyewitness Memory and Suggestibility. Revisiting Ceci and Bruck’s (1993) Review“, in: Alan M. Slater & Paul C. Quinn (eds.) 2012. Developmental Psychology. Revisiting the Classic Studies. London: Sage Publications

Slater I
Alan M. Slater
Paul C. Quinn
Developmental Psychology. Revisiting the Classic Studies London 2012
Suggestibilität Myers Slater I 105
Suggestibilität/Myers: MyersVsBruck, MyersVsCeci: 1) Es gibt eine Richtung ("spin") in Ceci & Brucks (1993)(1) Review, die das Potenzial hat, legitime Bemühungen zum Schutz von Kindern zu beeinträchtigen. Ihre Beispiele sind nicht zahlreich genug. Die Artikel von Ceci und Bruck vermitteln ein unnötig pessimistisches Bild vom Kinderschutzsystem und der Glaubwürdigkeit der Kinder. (Myers 1995)(2)
>S.J. Ceci, >M. Bruck.
2) Ceci und Bruck (1993)(1) scheinen alles daran zu setzen, jede Forschung, die die Stärken der Kinder betont, abzuwerten.
3) Ceci und Bruck (1993)(1) und die Artikel des Sozialpolitischen Berichts von Ceci und Bruck sind keine unparteiische Überprüfung der Literatur.
VsMyers/CeciVsVs/BruckVsVs: siehe Ceci, Bruck, & Rosenthal, 1995(3), für eine Antwort auf Myers Kritik.
>Suggestibilität/Psychologische Theorien, >Suggestibilität/Sozialpsychologie, >Suggestibilität/Ceci/Bruck.

1. Ceci, S. J., & Bruck, M. (1993). The suggestibility of the child witness: A historical review and synthesis. Psychological Bulletin, 113, 403–439.
2. Myers, J. E. B. (1995). New era of skepticism regarding children’s credibility. Psychology, Public Policy, and Law, 1, 387–398.
3. Ceci, S. J., Bruck, M., & Rosenthal, R. (1995). Children’s allegations of sexual abuse: Forensic and scientific issues: A reply to commentators. Psychology, Public Policy and Law, 1, 494–520.


Kelly McWilliams, Daniel Bederian-Gardner, Sue D. Hobbs, Sarah Bakanosky, and Gail S. Goodman, „Children’s Eyewitness Memory and Suggestibility. Revisiting Ceci and Bruck’s (1993) Review“, in: Alan M. Slater & Paul C. Quinn (eds.) 2012. Developmental Psychology. Revisiting the Classic Studies. London: Sage Publications

Slater I
Alan M. Slater
Paul C. Quinn
Developmental Psychology. Revisiting the Classic Studies London 2012
Suggestibilität Psychologische Theorien Slater I 102
Suggestibilität/Kinder/Psychologische Theorien: In den 1980er Jahren gab es eine Reihe von falschen Aussagen von Kindern, die zu Verurteilungen in Fällen von angeblichem Kindesmissbrauch führten. Dies führte zu psychologischen Studien über Interviewmethoden, die Kindern falsche Aussagen oder Erinnerungen suggerieren könnten. (Goodman 2006)(1). Einige Fälle wurden von Ceci und Bruck (1993)(2) überprüft.
VsBruck/VsCeci: Für Kritik an Ceci und Brucks Beschreibung dieser Fälle siehe Cheit & Mervis (2007)(3) und Myers (1995)(4).
Slater I 103
Der Beginn der systematischen Forschung über die Suggestibilität von Kindern wird oft den europäischen Psychologen zugeschrieben, insbesondere Binets (1900)(5) Veröffentlichung von La suggestibilité. Zu den Ergebnissen von Binets Experimenten und denen seiner Zeitgenossen wie Stern, Varendock und Lipmann gehörten die schädlichen Auswirkungen wiederholter führender Befragungen und die Vorteile der Verwendung von "Free Recall" gegenüber geschlossenen Ja-Nein-Fragen. Obwohl viele der Ergebnisse zeigten, dass Fehler in den Aussagen von Kindern zum großen Teil das Ergebnis einer nicht optimalen Befragung sind, bestanden viele Fachleute damals darauf, dass Kinder nicht als Zeugen dienen sollten (Goodman, 1984)(6). Für die Forschung in den USA siehe >Suggestibilität/Ceci/Bruck. (Ceci & Bruck 1993)(2)
Erklärung der Falschaussage/Suggestibilität: Spurentheorie (ein Vorläufer von Brainerd und Reyna's aktueller Fuzzy Trace Theory; siehe Brainerd, Reyna, & Ceci, 2008(7)) und Theorie der Quellenüberwachung
Slater I 104
(Johnson & Raye, 1981(8); Mitchell & Johnson, 2009(9)), bezogen auf Fragen der Gedächtnisformbarkeit und Suggestibilität bei Kindern im Vergleich zu Erwachsenen.
A. Trace Theory: Die Spurentheorie (Tracde Theory), die auf das falsche Gedächtnis von Kindern angewendet wird, legt nahe, dass Erinnerungen in zwei separaten "Spuren" ("traces") gespeichert werden. Eine davon ist die "wortgetreue Spur", die aus reichen Oberflächendetails über das Ereignis besteht. Die andere ist die "Quintessenz-Spur". Diese Spur ist eine allgemeinere, zusammengefasstere Version der Bedeutung des Ereignisses. Die wortgetreue Spur zerfällt schnell, und so kann man sich im Laufe der Zeit nur auf seine "Quintessenz-Spur" für einen Erinnerungsbericht verlassen. Nach dieser Theorie bestehen Entwicklungsunterschiede in der Abhängigkeit von wortgetreuen versus Quintessenz-Spuren.

B. Source Monitoring Theory: Die Quellenüberwachungs-Theorie (Source Monitoring Theory) geht davon aus, dass die Suggestibilität aus der Unfähigkeit eines Individuums entsteht, den richtigen Ursprung der gespeicherten Informationen zu bestimmen. These: Fehler können auftreten, wenn ein Kind es versäumt, die Informationsquelle zu unterscheiden (z.B. ein Interviewer, der dem Kind mündlich nachträgliche Fehlinformationen zur Verfügung stellt, die als eine Informationsquelle gelten würden, gegenüber dem Kind, das das Ereignis tatsächlich gesehen oder erlebt hat, was als eine alternative Informationsquelle gelten würde).
Vgl. >Suggestibilität/Sozialpsychologie, >Suggestibilität/Biologische Theorien.

Slater I 106
Stress/Arousal/Suggestibilität/Psychologische Theorien: Ältere Literatur, wie sie von Ceci und Bruck untersucht wurde, benutzte oft den Begriff "Arousal" oder "Stress" auf eine Weise, die heute als ziemlich unpräzise gilt. Derzeit würden die Forscher wahrscheinlich zwischen einer Valenzdimension (von positiv zu negativ) und einer Arousal-Dimension (von langweilig zu aufregend; Bradley & Lang, 1994)(10) unterscheiden. Erfahrungen, die Auswirkungen an der Schnittstelle von negativer Valenz und hohem Arousal hervorrufen, wären für die Erforschung von Zeugen im Kindesalter von größter Bedeutung. Im Gegensatz zum dimensionalen Ansatz behaupten andere Theoretiker nun, dass diskrete Emotionen, wie "Not", "Angst" oder "Wut", in Bezug auf die Erinnerung und Suggestibilität von kindlichen Zeugen untersucht werden sollten (Davis, Quas, & Levine, 2008)(11).
1. Goodman, G. S. (2006). Children’s eyewitness memory: A modern history and contemporary commentary. Journal of Social Issues, 62, 811–832.
2. Ceci, S. J., & Bruck, M. (1993). The suggestibility of the child witness: A historical review and synthesis. Psychological Bulletin, 113, 403–439.
3. Cheit, R., & Mervis, D. (2007). Myths about the country walk case. Journal of Child Sexual Abuse, 16, 95–115.
4. Myers, J. E. B. (1995). New era of skepticism regarding children’s credibility. Psychology, Public Policy, and Law, 1, 387–398.
5. Binet, A. (1900). La suggestibility (Suggestibility). Paris: Schleicher Frères.
6. Goodman, G. S. (1984). Children’s testimony in historical perspective. Journal of Social issues, 40, 9-31
7. Brainerd, C. J., Reyna, V. F., & Ceci, S. J. (2008). Developmental reversals in false memory: A review of data and theory. Psychological Bulletin, 134, 343–382.
8. Johnson, M. K., & Raye, C. L. (1981). Reality monitoring. Psychological Review, 88, 67–85.
9. Mitchell, K. J., & Johnson, M. K. (2009). Source monitoring 15 years later: What have we learned from fMRI about the neural mechanisms of source memory? Psychological Bulletin, 135, 638–677.
10. Bradley, M. M., & Lang, P. J. (1994). Measuring emotion: The self-assessment manikin and the semantic differential. Journal of Behavioral Therapy and Experimental Psychiatry, 25, 49–59.
11. Davis, E. L., Quas, J. A., & Levine, L. (2008). Children’s memory for stressful events: Exploring the role of discrete emotions. In M. L. Howe, G. S. Goodman, & D. Cicchetti (Eds), Stress, trauma, and children’s memory development (pp. 236–264). New York: Oxford University Press.


Kelly McWilliams, Daniel Bederian-Gardner, Sue D. Hobbs, Sarah Bakanosky, and Gail S. Goodman, „Children’s Eyewitness Memory and Suggestibility. Revisiting Ceci and Bruck’s (1993) Review“, in: Alan M. Slater & Paul C. Quinn (eds.) 2012. Developmental Psychology. Revisiting the Classic Studies. London: Sage Publications

Slater I
Alan M. Slater
Paul C. Quinn
Developmental Psychology. Revisiting the Classic Studies London 2012
Zeugenbefragung Rechtspsychologie Slater I 109
Zeugenbefragung/Kinder/Rechtspsychologie: Wie aus Cecis und Brucks Rezension (1993)(1) und der Vielzahl der nachfolgenden Literatur hervorgeht, ist die Befragung eines kindlichen Zeugen ein heikler und komplexer Prozess. Ein Interviewer muss sich der Art, des Zeitpunkts und der Häufigkeit der gestellten Fragen bewusst sein. VsCeci/VsBruck: Einige Forscher waren der Meinung, dass die Review von Ceci und Bruck, die eng definiert war, um sich auf die Suggestibilität und damit auf die Fehler von Kindern zu konzentrieren, zu sehr auf die Erstellung von Falschmeldungen durch Kinder ausgerichtet war und andere Forschungsfragen als die Möglichkeit falscher Anschuldigungen vernachlässigte (Lyon, 1995)(2).
Obwohl die Möglichkeit falscher Anschuldigungen eine berechtigte Angst bei der Befragung eines Kindes ist, ist es auch wichtig, Kinder zu berücksichtigen, deren Suggestibilität dazu führen kann, dass sie wahre Berichte über Missbrauch verweigern, sowie Kinder, die kritische Details eines tatsächlich erlebten missbräuchlichen Ereignisses auslassen (Lindsay, 2007(3); Lyon, 1995(2); Lyon & Saywitz, 2006(4)).
Wie können Interviewer wahre Berichte über Missbrauch erzielen und falsche Berichte vermeiden? Kinder, die missbraucht wurden, geben nicht immer alles preis, wenn sie nur offene Fragen beantworten sollen (Lindsay, 2007)(3). Darüber hinaus verstehen Kinder nicht immer den Kontext dieser Art von Befragung.
Dies kann zu Offenlegungen führen, die möglicherweise falsch interpretiert werden (Poole & Lindsay, 2001)(5).
Michael Lamb und Kollegen entwickelten das inzwischen beliebte National Institute of Child Health and Human Development (NICHD) Protokoll (Lamb, Orbach, Hershkowitz, Esplin, & Horowitz, 2007)(6) für forensische Befragungen von Kindern in Fällen von sexuellem Missbrauch. Das Protokoll ist so strukturiert, dass es sich auf Fragen zur freien Erinnerung ("free recall") konzentriert, gefolgt von angeführten Fragen, die Informationen enthalten, die das Kind selbst gegeben hat. Indem der Interviewer nur vom Kind zur Verfügung gestellte Informationen verwendet, vermeidet er oder sie Fehlinformationen, die die Gefahr einer möglichen Verzerrung der Berichte oder der Glaubwürdigkeit des Kindes mit sich bringen, auch wenn der Bericht nicht verzerrt ist (Lyon, 1995)(2).
Menschliche Figurenzeichnungen haben anatomisch detaillierte Puppen in Zeugenbefragungen weitgehend ersetzt. Neuere Forschungen haben jedoch auch Bedenken hinsichtlich der Verwendung solcher Zeichnungen geäußert, um Kindern zu helfen, ihre Erfahrungen offen zu legen (z.B. Bruck, 2009)(7). So sind im NICHD-Protokoll Requisiten im Allgemeinen verboten.
>Suggestibilität/Ceci/Bruck, >Suggestibilität/Myers, >Suggestibilität/Sozialpsychologie, >Suggestibilität/Biologische Theorien, >Arousal/Psychologische Theorien, >Sexueller Missbrauch/Rechtspsychologie, >Stress/Rechtspsychologie, >Erinnerung/Rechtspsychologie.
Slater I 113
In einer Studie von Gilstrap und Ceci (2005)(8) wurden drei bis siebenjährige von Juristen über eine von Forschern organisierte Veranstaltung (Besuch eines Magiers in den Klassenzimmern der Kinder) befragt. Die Ergebnisse zeigten, dass ungenaue, irreführende Fragen die einzige Art der Befragung im Zusammenhang mit der Zustimmung von Kindern waren. Was die Genauigkeit der Kinder betrifft, so war es dennoch möglich, "direkt vom Verhalten von Kind zu Kind vorherzusagen und das dazwischenliegende Verhalten der Erwachsenen effektiv zu überspringen" (S. 40). Mit anderen Worten, die Genauigkeit von Kindern konnte nur anhand der Beiträge des Kindes aus dem Interview vorhergesagt werden, wodurch alle vom Interviewer gestellten Fragen entfernt werden. Insgesamt wurden die Suggestivitätsfehler der Kinder also nicht durch die Befragung der Erwachsenen verursacht. VsCeci/VsBruck: Das relativ einfache und wohl negative Bild von Ceci und Bruck (1993)(1) wurde durch ein nuancierteres Verständnis ersetzt, das auf einem weltweiten wissenschaftlichen Forschungsaufwand basiert.

1. Ceci, S. J., & Bruck, M. (1993). The suggestibility of the child witness: A historical review and synthesis. Psychological Bulletin, 113, 403–439.
2. Lyon, T. D. (1995). False allegations and false denials in child sexual abuse. Psychology, Public Policy, and Law, 1, 429–437.
3. Lindsay, D. S. (2007). Autobiographical memory, eyewitness reports, and public policy. Canadian Psychology, 48, 57–66.
4. Lyon, T. D., & Saywitz, K. J. (2006). From post-mortem to preventive medicine: Next steps for research on child witnesses. Journal of Social Issues, 62, 833–861.
5. Poole, D. A., & Lindsay, S. D. (2001). Children’s eyewitness reports after exposure to misinformation from parents. Journal of Experimental Psychology: Applied, 7, 27–
6. Lamb, M. E., Orbach, Y., Hershkowitz, I., Esplin, P. W., & Horowitz, D. (2007). A structured forensic interview protocol improves the quality and informativeness of investigative interviews with children: A review of research using the NICHD Investigative Interview Protocol. Child Abuse and Neglect, 31, 1201–1231.
7. Bruck, M. (2009). Human figure drawings and children’s recall of touching. Journal of Experimental Psychology: Applied, 15, 361–374.
8. Gilstrap, L., & Ceci, S. J. (2005). Reconceptualizing children’s suggestibility: Bidirectional and temporal processes. Child Development, 76, 40–53.


Kelly McWilliams, Daniel Bederian-Gardner, Sue D. Hobbs, Sarah Bakanosky, and Gail S. Goodman, „Children’s Eyewitness Memory and Suggestibility. Revisiting Ceci and Bruck’s (1993) Review“, in: Alan M. Slater & Paul C. Quinn (eds.) 2012. Developmental Psychology. Revisiting the Classic Studies. London: Sage Publications

Slater I
Alan M. Slater
Paul C. Quinn
Developmental Psychology. Revisiting the Classic Studies London 2012