Begriff/ Autor/Ismus |
Autor |
Eintrag |
Literatur |
---|---|---|---|
Condorcet-Jury-Theorem | Condorcet | Parisi I 494 Condorcet Jury Theorem/Condorcet/Nitzan/Paroush: Condorcet (1785)(1) macht die folgende dreiteilige Aussage: 1) Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Team von Entscheidungsträgern gemeinsam die richtige Entscheidung trifft, ist höher als die Wahrscheinlichkeit, dass ein einzelnes Mitglied des Teams eine solche Entscheidung trifft. 2) Dieser Vorteil des Teams gegenüber der individuellen Leistung steigt monoton mit der Größe des Teams. Parisi I 495 3) Es ist vollkommen sicher, dass die Entscheidung des Teams richtig ist, wenn die Größe des Teams gegen unendlich tendiert, d. h. die Wahrscheinlichkeit dieses Ereignisses tendiert mit der Größe des Teams gegen eins. Ein "Condorcet-Jury-Theorem" (nachfolgend CJT) ist eine Formulierung hinreichender Bedingungen, die die obigen Aussagen bestätigen. Es gibt viele CJTs, aber Laplace (1815)(2) war der erste, der ein solches Theorem vorschlug. >Condorcet-Jury-Theorem/Laplace. Parisi I 496 VsCondorcet: Im Gegensatz zu den ersten beiden Teilen von Condorcets Aussage ist das Überleben des dritten Teils etwas überraschend. Es wurden viele Versuche unternommen, die Gültigkeit des dritten Teils im Falle heterogener Teams zu beweisen (siehe Boland, 1989(3); Fey, 2003(4); Kanazawa, 1998(5); und Owen, Grofman und Feld, 1989(6)). 1. De Condorcet, N. C. (1785). Essai sur l’application de l’analyse a la probabilite des decisions rendues a la pluralite des voix. Paris: De l’imprimerie royale. 2. Laplace, P. S. de (1815). Theorie analytique des probabilities. Paris: n.p. 3. Boland, P. J. (1989). “Majority systems and the Condorcet jury theorem.” The Statistician 38(3): 181–189. 4. Fey, M. (2003). “A note on the Condorcet jury theorem with supermajority rules.” Social Choice and Welfare 20(1): 27-32. 5. Kanazawa, S. (1998). “A brief note on a further refinement of Condorcet Jury Theorem for heterogenous groups.” Mathematical Social Sciences 35(1): 69-73. 6. Owen, G., B. Grofman, and S. Feld (1989). “Proving a distribution free generalization of the Condorcet jury theorem.” Mathematical Social Sciences 17(1): 1-16. Shmuel Nitzan and Jacob Paroush. “Collective Decision-making and the Jury Theorems”. In: Parisi, Francesco (ed) (2017). The Oxford Handbook of Law and Economics. Vol 1: Methodology and Concepts. NY: Oxford University. |
Condo I N. de Condorcet Tableau historique des progrès de l’ esprit humain Paris 2004 Parisi I Francesco Parisi (Ed) The Oxford Handbook of Law and Economics: Volume 1: Methodology and Concepts New York 2017 |
Condorcet-Jury-Theorem | Wirtschaftstheorien | Parisi I 494 Condorcet-Jury-Theorem/Ökonomische Theorien/Nitzan/Paroush: Condorcet (1785)(1) macht die folgende dreiteilige Aussage: 1) Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Team von Entscheidungsträgern gemeinsam die richtige Entscheidung trifft, ist höher als die Wahrscheinlichkeit, dass ein einzelnes Mitglied des Teams eine solche Entscheidung trifft. 2) Dieser Vorteil des Teams gegenüber der individuellen Leistung steigt monoton mit der Größe des Teams. Parisi I 495 3) Es ist vollkommen sicher, dass die Entscheidung des Teams richtig ist, wenn die Größe des Teams gegen unendlich tendiert, d. h. die Wahrscheinlichkeit dieses Ereignisses tendiert mit der Größe des Teams gegen eins. Ein "Condorcet-Jury-Theorem" (nachfolgend CJT) ist eine Formulierung hinreichender Bedingungen, die die obigen Aussagen bestätigen. Es gibt viele CJTs, aber Laplace (1815)(2) war der erste, der ein solches Theorem vorschlug. >Condorcet-Jury-Theorem/Laplace. Parisi I 496 VsCondorcet: Im Gegensatz zu den ersten beiden Teilen von Condorcets Aussage ist das Überleben des dritten Teils etwas überraschend. Es wurden viele Versuche unternommen, die Gültigkeit des dritten Teils im Falle heterogener Teams zu beweisen (siehe Boland, 1989(3); Fey, 2003(4); Kanazawa, 1998(5); und Owen, Grofman und Feld, 1989(6)). In der Tat ist die folgende Version der CJT bekannt: "Wenn ein Team von Entscheidungsträgern eine einfache Mehrheitsregel anwendet, wäre die Entscheidung im Grenzfall vollkommen korrekt, da die Größe Parisi I 497 des Teams gegen unendlich tendiert, selbst wenn die individuellen Kompetenzen, die pis, unterschiedlich sind, vorausgesetzt, dass pi ≥ 1∕2+ε ist, wobei der Wert von ε eine positive Konstante ist, egal wie klein er ist." Der Beweis des Theorems beruht auf dem Laplace-Beweis mit P = 1∕2+ε in Verbindung mit der Tatsache, dass Π eine zunehmende Funktion der Kompetenzen der Teammitglieder ist. >Entscheidungstheorie, >Entscheidungsprozesse. 1. De Condorcet, N. C. (1785). Essai sur l’application de l’analyse a la probabilite des decisions rendues a la pluralite des voix. Paris: De l’imprimerie royale. 2. Laplace, P. S. de (1815). Theorie analytique des probabilities. Paris: n.p. 3. Boland, P. J. (1989). “Majority systems and the Condorcet jury theorem.” The Statistician 38(3): 181–189. 4. Fey, M. (2003). “A note on the Condorcet jury theorem with supermajority rules.” Social Choice and Welfare 20(1): 27-32. 5. Kanazawa, S. (1998). “A brief note on a further refinement of Condorcet Jury Theorem for heterogenous groups.” Mathematical Social Sciences 35(1): 69-73. 6. Owen, G., B. Grofman, and S. Feld (1989). “Proving a distribution free generalization of the Condorcet jury theorem.” Mathematical Social Sciences 17(1): 1-16. Shmuel Nitzan and Jacob Paroush. “Collective Decision-making and the Jury Theorems”. In: Parisi, Francesco (ed) (2017). The Oxford Handbook of Law and Economics. Vol 1: Methodology and Concepts. NY: Oxford University. |
Parisi I Francesco Parisi (Ed) The Oxford Handbook of Law and Economics: Volume 1: Methodology and Concepts New York 2017 |
Tod | Condorcet | Habermas III 214 Tod/Condorcet/Habermas: Condorcet erwartet (1795) die hygienische und medizinische Überwindung von Elend und Krankheit; er glaubt, „dass eine Zeit kommen muss, da der Tod nur mehr die Wirkung außergewöhnlicher Umstände sein wird.“ (1) Habermas: mit anderen Worten: Condorcet glaubt an das ewige Leben vor dem Tode. Diese Konzeption ist für das geschichtsphilosophische Denken des 18. Jahrhunderts repräsentativ. Gerade die Radikalität lässt allerdings die Bruchstellen des geschichtsphilosophischen Denkens hervortreten. HabermasVsCondorcet: Condorcet muss für seine lineare Fortschrittskonzeption voraussetzen, 1. dass sich die Geschichte der Physik und die an ihrem Vorbild orientierten Wissenschaften als ein kontinuierlicher Entwicklungspfad rekonstruieren lässt; Habermas III 215 2. dass alle Probleme, auf die bisher religiöse und philosophische Lehre eine Antwort gaben, entweder in wissenschaftlich bearbeitbare Probleme umgesetzt oder als Scheinprobleme durchschaut werden können. 3. Setzt Condorcet die Vorstellung einer universalen Vernunft voraus, die er selbst als Kind des 18. Jahrhunderts nicht überblicken kann. VsCondorcet: Diese Vorstellung wird zunächst von der Historischen Schule und später von der Kulturanthropologie in Frage gestellt. >Fortschritt, >Teleologie, >Aufklärung, >Kulturanthropologie. 1. Condorcet, Entwurf einer historischen Darstellung der Fortschritte des menschlichen Geistes, hrsg. von W. Alff, Frankfurt, 1963, S. 383 |
Condo I N. de Condorcet Tableau historique des progrès de l’ esprit humain Paris 2004 Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 |