Lexikon der Argumente


Philosophische Themen und wissenschaftliche Debatten
 
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Geisteswissenschaften Gadamer I 9
Geisteswissenschaften/Tradition/Gadamer: Das Wort „Geisteswissenschaften« hat sich vor allem durch den Übersetzer von John Stuart Mills Logik eingebürgert. Mill sucht in seinem Werk anhangsweise die Möglichkeiten zu skizzieren, die die Anwendung der Induktionslogik auf die moral sciences besitze. Der Übersetzer sagt dafür Geisteswissenschaften(1).
>Geisteswissenschaften/Mill.
I 10
GadamerVsTradition/GadamerVsMill/GadamerVsHume/GadamerVsInduktion: Nun macht es aber das eigentliche Problem aus, das die Geisteswissenschaften dem Denken stellen, dass man das Wesen der Geisteswissenschaften nicht richtig erfasst hat, wenn man sie an dem Maßstab fortschreitender Erkenntnis von Gesetzmäßigkeit misst. Die Erfahrung der gesellschaftlich- geschichtlichen Welt lässt sich nicht mit dem induktiven Verfahren der Naturwissenschaften zur Wissenschaft erheben. Vgl. >Hermeneutik, >Verstehen, >Deutung, >Kulturelle Überlieferung.

1. J. St. Mill, System der deduktiven und induktiven Logik, übertragen von Schiel,
18632, 6. Buch »Von der Logik der Geisteswissenschaften Oder moralischen Wissen-
schaften«.

Gadamer I
Hans-Georg Gadamer
Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010

Gadamer II
H. G. Gadamer
Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977
Glau Schurz I 219
Glau/grot/rün/Goodman/Schurz: logische Form: (B: beobachtet. G*: grot) G*: <> ((Bxt0 > Gx) u (~Bxt0 > Rx)).
Sa: Smaragd.
Stichprobe: {a:1 ≤ i ≤ n}
Dann sind die Behauptungen
Sai u Bat0 u Gai und
Sai u Bat0 u G*ai
definitorisch äquivalent.
Wenden wir den induktiven Verallgemeinerungsschluss sowohl für “grün” als auch für “grot” an, so ergibt unser Sample die beiden Allhypothesen
H:= „Alle Smaragde sind grün“ und
H*: = „Alle Smaragde sind grot“.
Problem: H und H* implizieren aber für alle nicht vor t0 beobachteten Smaragde widersprüchliche Prognosen (grün kontra rot).
Schurz: Zu subjektiv induktiven Vertauschbarkeitsannahmen besteht folgender Zusammenhang: für reguläre Wahrscheinlichkeits Funktionen kann die Vertauschbarkeitsannahme nicht zugleich für ein Prädikat (Gx) und sein pathologisches Gegenstück (G*) Geltung besitzen.

Frage: Nach welchen Kriterien sollen wir entscheiden, welche Prädikate wir als vertauschbar bzw. induktiv projizierbar ansehen? Viele Kriterien wurden vorgeschlagen und erwiesen sich als untauglich.
Carnap: (1947(1),146, 1976(2), 211): These: Nur qualitative Prädikate sind induzierbar (projizierbar) „glau“ ist ein
Def „positionales“ Prädikat/Carnap, d.h. ein Prädikat, das in seiner Definition auf den Zeitpunkt t0 Bezug nimmt. Bsp glau.

Def qualitatives Prädikat/Carnap: hat keinen definitorischen Bezug auf Individuenkonstanten.
GoodmanVsCarnap: (Goodman 1955/75(3), 105): Problem der Sprachabhängigkeit (sic: Abhängigkeit): Durch wechselseitige Umdefinition kann man von unserer Sprache (mit „grün“ und „rot“) zu einer in ihrer Ausdrucksstärke äquivalenten Sprache übergehen, in der „grot“ und „rün“ (G*x, R*x) als Grundbegriffe (Grundprädikate) fungieren:

Sprache L (Gx,Rx primitiv)
Definitionen in L
G*x: <> ((Bxt0 > Gx) u (~Bxt0 > Rx))
R*x: <> ((Bxt0 > Rx) u (~Bxt0 > Gx))

Sprache L* (G*x, R*x primitiv)
Definitionen in L*
Gx: <> ((Bxt0 > G*x) u (~Bxt0 > R*x))
Rx: <> ((Bxt0 > R*x) u (~Bxt0 > G*x)).

Lösung/Schurz: Man kann zwischen qualitativen und positionalen Prädikaten sprachunabhängig in Bezug auf ostensive Erlernbarkeit unterscheiden! ((s) Von einem zukünftigen Zeitpunkt abhängige Eigenschaften können nicht gezeigt werden.)
I 220
GoodmanVsInduktion/Schurz: damit ist aber noch nicht beantwortet, warum sich Induktion auf qualitative und nicht auf positionale Prädikate stützen soll. Induktion besteht darin, bisher als konstant beobachtete Muster in die Zukunft zu verlängern. Um Induktionsregeln sinnvoll formulieren zu können, müssen wir wissen, was konstant blieb! Und das hängt von den qualitativen Merkmalen ab. Positionale Merkmale sind Pseudomerkmale.
Pointe: Dass Individuen „konstant“ „grot“ sind heißt, dass sie zu t0 ihre Farbe von grün nach rot verändern.
In diesem Fall haben wir „Anti-Induktion“ und nicht Induktion betrieben. Das ist der Grund, warum wir (mit Carnap) für Induktionsregeln Grundprädikate für qualitative und nicht positionale Merkmale haben.


1. Carnap, R. "On the Application of Inductive Logic", Philosophy and Phenomenological Research 8, 133-147.
2. Carnap, R. (1976). Einführung in die Philosophie der Naturwissenschaft, 3. Aufl. München: Nymphenburger. (Engl. Orig. 1966).
3. Goodman, N. (1955/75) Tatsache, Fiktion, Voraussage, Frankfurt/M.: Suhrkamp. Engl, Orig. Fact, Fiction and Forecast (1955).

Schu I
G. Schurz
Einführung in die Wissenschaftstheorie Darmstadt 2006
Induktion Einstein Genz II 320
EinsteinVsInduktion: Es gibt keine induktive Methode, die zu den Grundbegriffen der Physik führen könnte.

Gz I
H. Genz
Gedankenexperimente Weinheim 1999

Gz II
Henning Genz
Wie die Naturgesetze Wirklichkeit schaffen. Über Physik und Realität München 2002
Induktion Medawar Anne-Kathrin Reulecke (Hg) Fälschungen. Frankfurt 2006
245
Induktion/MedawarVsInduktion: (in Anlehnung an Popper):
1. Es gibt keinen objektiven Ausgangspunkt
2. Der Prozess des Entdeckens wird mit dem des Beweisens verwechselt
3. Es ist nicht möglich, mit Sicherheit zu einer Verallgemeinerung zu gelangen, die mehr Information als die Summe der besonderen Sätze enthält, auf denen sie aufbaut.
>Entdeckungen, >Beweis, >Fortschritt, >Wissenschaft, >Verallgemeinerung.
Medawar pro Popper: (Logik der Forschung)(1): hypothetisch-deduktive Methode. Trial and Error. Das soll über den Prozess der Entdeckung Rechenschaft geben.
Lösung/Medawar: Stil der traditionellen literarischen Erzählung: Ahnungen, falsche Ausgangspunkte, verworfene Hypothesen, emotionale Aspekte, Zufälle. Es sei möglich, literarische Sprache im Sinn einer “wahrhaftigen Erzählung“ zu verwenden.
246
VsMedawar: das ist naiv!
247
Der soziale Gebrauch von Wort und Schrift bringt unweigerlich Fiktion als kommunikativen Kunstgriff ins Spiel.
>Fiktion.


1. Karl Popper: Logik der Forschung. 11. Auflage. Tübingen 2005.

Meda I
P. B. Medawar
The Uniqueness of the Individual
Induktion Popper I 110
Induktionsprinzip: es aus der Wissenschaft streichen zu wollen, hieße nichts anders, als die Entscheidung über Wahrheit und Falschheit der Theorien aus der Wissenschaft herauszunehmen. Das Induktionsprinzip kann nur ein allgemeiner Satz sein. Versucht man, es als einen "empirisch gültigen" Satz aufzufassen, so tauchen sofort dieselben Fragen nochmals auf, die zu seiner Einführung Anlass gegeben haben. Wir müssten um es zu rechtfertigen, induktive Schlüsse anwenden: Regress.
I 115
Induktion/Popper: wir lehnen sie ab, weil es kein geeignetes Abgrenzungskriterium gibt. Kein Kennzeichen des empirischen, nicht-metaphysischen Charakters eines theoretischen Systems. Abgrenzungskriterium: es wird ein Vorschlag für eine Festsetzung sein. Allein Sache des Entschlusses. Das ist nur zu rechtfertigen durch die Analyse seiner logischen Konsequenzen: Fruchtbarkeit, >Erklärungskraft usw.

Schurz I 15f
Induktion/PopperVsInduktion/Schurz: Popper These: Wissenschaft kann gänzlich ohne Induktion auskommen. -viele Autoren VsPopper. Theoretische Termini/Popper: Problem: weil Beobachtungssätze theoriebeladen sind, ist die Grenze zwischen >Beobachtungsbegriffen und >theoretischen Termini nicht scharf.

Po I
Karl Popper
Grundprobleme der Erkenntnislogik. Zum Problem der Methodenlehre
In
Wahrheitstheorien, Gunnar Skirbekk Frankfurt/M. 1977

Schu I
G. Schurz
Einführung in die Wissenschaftstheorie Darmstadt 2006
Induktion Schurz I 50
Induktion/Schurz:
1. Methodische Induktion: aus Beobachtungen. PopperVsInduktion: Induktion ist nicht die zentrale Methode der Gewinnung von Hypothesen und Theorien. Verwechslung von Entdeckungs- und Begründungszusammenhang. Wie Hypothesen gewonnen werden, vielleicht sogar durch Raten, ist für den Begründungszusammenhang ganz irrelevant. Daher ist methodische Induktion entbehrlich.
>Entdeckungen, >Begründung.

2. Logische Induktion/Carnap: nicht der Entdeckung, sondern der Begründung: Methode der Feststellung des Bestätigungsgrades.
>Bestätigung, >Bestätigungsgrad.
I 51
PopperVs: Eine Theorie kann sich als wahrheitsnäher als eine andere herausstellen, das zeigt aber nicht, dass es nicht eine dritte, noch wahrheitsnähere Theorie gibt. D.h. es gibt keinen Absolutheitsanspruch für Theorien. Wahrheitsnähe = Wahrscheinlichkeit.
Es gibt keinen begrenzten sprachlichen Möglichkeitsraum, der alle möglichen Alternativtheorien enthält.
Das gilt aber nur für logische Hypothesen!
Empirische Hypothesen: hier ist es möglich, eine endliche Liste aller möglichen Alternativhypothesen aufzustellen.
Popper: Konkurrierende Theorien kann man nur komparativ bewerten.
>Vergleiche, >Vergleichbarkeit.
I 52
3. Epistemische Induktion/Musgrave/Schurz: Wenn eine Theorie bisher erfolgreicher war, ist es wahrscheinlich, dass sie auch in Zukunft erfolgreicher sein wird. Hier geht es nicht um Objekthypothesen sondern um eine epistemische Metahypothese über Bewährungsgrad. Die epistemische Induktion ist unverzichtbar. Ohne sie wäre die Poppersche Methode der Bewährungsproben sind sinnlos. Bisheriger Erfolg wäre irrelevant für zukünftiges Handeln. >Erfolg, >Erkenntnistheorie.

Schu I
G. Schurz
Einführung in die Wissenschaftstheorie Darmstadt 2006
Theorien Waltz Brocker I 625
Theorie/Politik/Waltz: Eine Theorie sollte das Auftauchen von Gesetzmäßigkeiten erklären (1). Für Waltz ist eine Theorie keine „Reihe von Gesetzen, ein bestimmtes Verhalten oder Phänomene betreffend“. Theorien haben auch nicht die Funktion, Gesetze zu erklären. (2) Gesetze/Waltz: werden durch Beobachtung gewonnen.
Theorien: werden durch spekulative Prozesse gewonnen, die Gesetze erklären sollen. Theorien seien Spekulationen. Daher seien sie mit der realen Welt nur lose verbunden.
Pointe: aus dieser definitorischen Trennung von Gesetzen und Theorien folgt, dass Theorien nicht danach beurteilt werden können, ob sie wahr sind.
Lösung/Waltz: eine gute Theorie zeichnet sich dadurch aus, dass sie in ihrem Aufbau kohärent ist und andere Wissenschaftler sie ernstnehmen. (3)
Gesetze/Waltz: Gesetze können dagegen nach den Kriterien „wahr“ und „falsch“ beurteilt werden.
WaltzVsEmpirismus: Waltz propagiert eine scharfe Trennung zwischen Theorie und Realität.
Aber es gilt auch: WaltzVsRationalismus.
Brocker I 626
Pragmatismus/Waltz/Masala: Man kann Waltz eine pragmatistische Position in der Nähe zu Sellars und Quine nachweisen. Realität/Waltz: Theorien konstruieren für Waltz eine Realität, ohne dass jemand jemals sagen könnte, dass dies die Realität ist (4). ((s) Diese Position kann aber nicht so ohne weiteres Quine zugeschrieben werden).
>Theorien/Quine, Realität/Quine, Gesetze/Quine,
Empirismus/Quine.
Kriterien/Waltz: für die Bildung von Theorien: 1.Kriterium: Theorien müssen diskriminieren.
Realität/Realismus/Waltz: These: es gibt eine von Sprache und Theorien unabhängige Realität. ((s) Widerspruch zu der These oben, nach der es mehrere „Realitäten“ geben soll). ((s) Das ist eine Position des extremen Realismus). Die von Masala erwähnte Nähe zu Quine und Sellars lässt sich nicht ganz nachvollziehen: Siehe Realität/Sellars, Theorie/Sellars.
Methode/WaltzVsPopper: Waltz plädiert für ein pluralistisches Verfahren aus Falsifikation und Verifikation. (5)
2.Kriterium für die Theoriebildung: (WaltzVsBehavioralismus): WaltzVsInduktion: die induktive Methode der politischen Theorien der 1960er und 1970er Jahre ist falsch, da sie aus vorgefundenen Korrelationen Gesetze formulieren will. Mit der Methode der Korrelation kann jede Variable zu einer anderen in einen statistisch signifikanten Zusammenhang gebracht werden.
Komplexität/WaltzVsInduktion: die Komplexität der realen Welt sei durch Theorien nicht zu erklären. Denn diese Theorien sind nicht Beschreibungen, sondern Instrumente, um Teile der realen Welt zu erklären.
Brocker I 627
Theorien/Waltz: sollten einfacher sein als die Realität; sie sollten „elegant“ sein. (6) Um das zu erreichen, muss eine Theorie bestimmte Faktoren unberücksichtigt lassen. Begriffe/Bedeutung/WaltzVsSozialwissenschaften: Problem: nicht nur variieren Bedeutungen mit Betrachtern, dies mach jede sozialwissenschaftliche Theorie inhärent schwar. Aber auch der Versuch durch Operationalisierung von Definitionen die Bedeutung eines Begriffes zu spezifizieren, ist kein Ausweg, denn jeder Begriff kann in jedem Diskurskontext operationalisiert werden. (7) Siehe auch Begriffe/Quine.
Lösung/Waltz: wir müssen Kausalitäten spezifizieren.
Brocker I 628
Sozialwissenschaften/Waltz: wenn kausale Verbindungen und die Interaktion der Variablen erklärt werden können, sind harte soziwalwissenschaftliche Theorien möglich. Theorien/Waltz: können nicht getestet werden – lediglich die aus ihnen abgeleiteten Hypothesen. Daher sollte eine Theorie auch nicht verworfen werden, wenn eine ihrer Hypothesen nicht bestätigt wird.(8)

1. Kenneth N. Waltz, „Theory of International Relations“, in: Fred Greenstein/Nelson W. Polsby (Hg.) International Politics: Handbook of Political Science, Reading, Mas. 1975, S. 4
2. Ebenda S. 3.
3. Kenneth N. Waltz, “Assaying Theories: Reflections on Imre Lakatos”, in: Colin Elman/Miriam Fendius Elman (Ed.) Progress in International Relations Theory: Appraising the Field, Cambridge, Mass.2003, S. xii.
4. Kenneth N. Waltz Theory of International Politics, Reading, Mas. 1979, S. 9.
5. Kernneth N. Waltz “Response to my Critics” in: Robert O. Keohane (Ed.) Neorealism and its Critics, New York 1986, S. 336.
6. Waltz 1975, S. 9.
7. Ebenda S. 11
8. Ebenda S. 13.
Carlo Masala, „Kenneth N. Waltz, Theory of International Politics” in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018

PolWaltz I
Kenneth N. Waltz
Man,the State and War New York 1959

Brocker I
Manfred Brocker
Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018

Der gesuchte Begriff oder Autor findet sich in folgenden 2 Thesen von Autoren des zentralen Fachgebiets.
Begriff/
Autor/Ismus
Autor
Eintrag
Literatur
VsInduktion Deutsch, D. I 63
These: DeutschVsInduktion.
VsInduktion Popper, K. Schurz I 15
PopperVsInduktion/Antiinduktivismus/Popper: These Wissenschaft kann gänzlich ohne Induktion auskommen. (VieleVsPopper).

Schu I
G. Schurz
Einführung in die Wissenschaftstheorie Darmstadt 2006