Lexikon der Argumente


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Gleichgewicht Rawls I 456
Gleichgewicht/Rawls: Ich verwende den Begriff des Gleichgewichts intuitiv(1). Der Begriff der Stabilität, den ich dazu verwende, ist eigentlich einer der Quasi-Stabilität: wenn ein Gleichgewicht stabil ist, kehren alle Variablen nach einer Störung zu ihrem Gleichgewicht zurück. Bei der Quasistabilität sind es nur einige.(2)
Quasi-stabile Gesellschaft: Eine quasi-stabile Gesellschaft ist eine wohlgeordnete Gesellschaft, die quasistabil ist in Bezug auf ihre Institutionen und den Gerechtigkeitssinn ihre Bürger. Wenn Institutionen durch gewisse Umstände nicht länger als gerecht zu betrachten sind, sollten sie beispielsweise so reformiert werden können, wie die Situation es erfordert, und die Gerechtigkeit ist wieder hergestellt.
>Gerechtigkeit/Rawls.
I 457
Drei Bedingungen müssen für eine Gesellschaft im Gleichgewicht erfüllt sein: 1. Das System ist zu identifizieren und innere und äußere Kräfte müssen unterschieden werden können.
2. Verschiedene Zustände des Systems und ihre charakteristischen Züge sind zu identifizieren.
3. Die Gesetze, die die verschiedenen Zustände verbinden, sind zu spezifizieren.
Je nach Beschaffenheit haben einige Systeme keinen Gleichgewichtszustand, andere haben viele.
I 458
Gerechtigkeitssinn: Der Gerechtigkeitssinn der Bürger in einer Gesellschaft spielt eine entscheidende Rolle. Moralisches Lernen/Tradition: Wir können zwei Hauptströmungen unterscheiden:
1. Die eine stammt von Hume bis Sidgwick und ist heue in sozialen Lerntheorien wiederzufinden. These: fehlende soziale Motive werden durch Lernen hinzugewonnen.
>D. Hume, >H. Sidgwick.
Eine Variante dieser These geht davon aus, dass moralische Standards vor jeglichem Verstehen erworben werden.
>Moral, >Emotivismus.
I 459
2. Die zweite traditionelle These stammt von Rousseau und Kant, sie ist rationalistisch und wird manchmal von J. St. Mill und neuerdings von J. Piaget vertreten: Moralisches Lernen ist demnach nicht so sehr eine Frage des Füllens von Lücken als vielmehr eine freie Entwicklung unserer angeborenen und intellektuellen Fähigkeiten nach natürlicher Veranlagung. >Moral/Rousseau, >Moral/Kant, >Moral/Mill, >Moral/Piaget, >Angeborenes.
Siehe Fußnoten 3-7.

1. Siehe hierzu W.R. Ashby, Design for a Brain, 2. Ed. (London, 1960), Kap. 2-4, 19-29.
2. Siehe hierzu Harvey Leibenstein, Economic Backwardness and Economic Growth, (New York, 1957), S. 18.
3. Siehe J.-J. Rousseau, Emile (London, 1908) insb. S. 46-66 (in Buch II), 172-196 (in Buch. IV).
4. Siehe auch Kant, The Critique of Practical Reason, Pt. II, The Methodology of Pure Practical Reason.
5. Siehe auch J. Piaget, The Moral Judgment oft he Child (London, 1932).
6. Siehe auch Lawrence Kohlberg, „The Development of Moral Thought“, Vita Humana, Bd. 6 (1963).
7. Für VsPiaget siehe: M. L. Hoffman, „Moral Development“ (1970) S. 264-275, und für VsKohlberg: S. 276-281.

Rawl I
J. Rawls
A Theory of Justice: Original Edition Oxford 2005
Kohlberg Kulturpsychologie Slater I 170
Kohlberg/Kulturpsychologie: VsKohlberg: [Die] Beweise für kontextuelle und kulturelle Unterschiede in moralischen Urteilen über das Lügen (>Aufrichtigkeit/Kulturpsychologie, >Aufrichtigkeit/Kohlberg, >Moral/Kohlberg) stellen die moralische Universalität der Annahme von Kohlbergs Theorie stark in Frage. Es ist klar, dass selbst kleine Kinder bei moralischen Urteilen über Unaufrichtigkeit sehr empfindlich auf Kontextfaktoren reagieren und dass es interkulturelle Unterschiede in den sozialen Normen über das Lügen gibt.

Gail D. Heyman and Kang Lee, “Moral Development. Revisiting Kohlberg’s Stages“, in: Alan M. Slater and Paul C. Quinn (eds.) 2012. Developmental Psychology. Revisiting the Classic Studies. London: Sage Publications

Slater I
Alan M. Slater
Paul C. Quinn
Developmental Psychology. Revisiting the Classic Studies London 2012
Kohlberg Psychologische Theorien Slater I 167
Kohlberg/Moral/Psychologische Theorien: Eine wichtige Kritik wurde von Shweder (1991)(1) vorgetragen, der das Modell kritisierte, weil es sich zu sehr auf Fragen der Gerechtigkeit konzentrierte und es versäumte, eine Reihe von moralischen Anliegen wie Göttlichkeit und Gemeinschaft zu erfassen, die in nicht-westlichen Kulturen sehr ausgeprägt sind. (ShwederVsKohlberg). >Moral/Kohlberg.
Siehe auch GilliganVsKohlberg >Moral/Gilligan.
Kohlbergs Ansatz wurde weiterhin kritisiert, weil er sich auf hypothetische Situationen stützt. Wie Krebs und Denton (2005)(2) feststellten, unterscheiden sich die moralischen Dilemmata im wirklichen Leben in vielerlei Hinsicht von den Dilemmata Kohlbergs, was Auswirkungen auf die moralische Argumentation haben kann. (KrebsVsKohlberg, DentonVsKohlberg).
Wenn Einzelpersonen beispielsweise hypothetische Dilemmata in Betracht ziehen, werden sie wahrscheinlich nicht die Möglichkeit in Erwägung ziehen, in Zukunft mit den Zielen ihrer Urteile zu interagieren. Empirische Beweise scheinen diese Kritik jedoch nicht zu unterstützen. So zeigte beispielsweise die Arbeit von Walker und Kollegen (Walker, 1989(3); Walker, de Vries, & Trevethan, 1987)(4), dass hypothetische und selbst erzeugte moralische Dilemmata zu ähnlichen moralischen Einstufungen für Kinder und Erwachsene führen. (WalkerVsKohlberg).
Slater I 168
ShwederVsKohlberg/DentonVsKohlberg: Kohlbergs Modell (...) betont moralisches Denken unter Ausschluss moralischen Verhaltens. Krebs und Denton (2005(2), S. 645) argumentierten: "Was Menschen tun, ist praktischer wichtig als das, was sie sagen, und das Studium dessen, was Menschen tun, ist besser gerüstet, um die Moral zu erklären, als das Studium dessen, was sie sagen". Sie behaupteten, dass moralisches Denken nur einen kleinen Teil der Varianz des moralischen Verhaltens ausmacht, und stellten fest, dass die Korrelationen zwischen moralischem Verhalten und Leistung bei Kohlbergs Argumentationsaufgaben tendenziell etwa .3 und nach der Kontrolle für Faktoren wie den sozioökonomischen Status noch niedriger sind (siehe auch Blasi, 1980(5) und Gibbs, 2006(6), für ein Gegenargument).
Slater I 171
Xu et al. (2010)(7) fanden heraus, dass (...) Kinder, die fälschlicherweise behaupteten, ein Geschenk zu mögen, eher eine positive Ansicht von Lügen in Höflichkeitssituationen äußerten. Eine Studie von Fu, Evans, Wang und Lee (2008)(8) untersuchte den Zusammenhang zwischen der Argumentation von Kindern über das Lügen und ihrem tatsächlichen Lügenerzählen. Die Ergebnisse dieser Studien zeigen, dass die moralische Argumentation von Kindern signifikante Auswirkungen auf ihr moralisches Verhalten haben kann, wenn die Argumentations- und Verhaltenskontexte sehr parallel aufgebaut sind. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Kohlbergs moralische Dilemmata in der Tat zu abstrakt sein könnten, um nützliche Einblicke in das moralische Verständnis, das moralische Verhalten und die Verbindung zwischen beiden zu geben (Krebs & Denton, 2005)(2).
1. Shweder, R. (1991). Thinking through cultures: Expeditions in cultural psychology. Cambridge, MA:
Harvard University Press.
2 Krebs, D. L. & Denton, K. (2005). Toward a more pragmatic approach to morality: A critical evaluation of Kohlberg’s modeL Psychological Review, 112,629—649.
3. Walker, L. J. (1989). A longitudinal study of moral reasoning. Child Development, 60, 157—166.
4. Walker, L. J., de Vries, B., & Trevethan, S. D. (1987). Moral stages and moral orientations in real-life and hypothetical dilemmas. Child Development, 58, 842—858.
5. Blasi, A. (1980). Bridging moral cognition and moral action: A critical review of the literature. Psychological Bulletin, 88, 1-45.
6. Gibbs, J. C. (2006). Should Kohlberg’s cognitive developmental approach be replaced with a more pragmatic approach? Comment on Krebs and Denton. Psychological Review, 113, 666—671.
7. Xu, F., Bao, X., Fu, G., Taiwar, V, & Lee, K. (2010). Lying and truth-telling in children: From concept to action. Child Development, 81, 581—596.
8. Fu, G., Evans, A. D., Wang, L., & Lee, K. (2008). Lying in the name of the collective good: A developmental study. Developmental Science, 11, 495—503.


Gail D. Heyman and Kang Lee, “Moral Development. Revisiting Kohlberg’s Stages“, in: Alan M. Slater and Paul C. Quinn (eds.) 2012. Developmental Psychology. Revisiting the Classic Studies. London: Sage Publications

Slater I
Alan M. Slater
Paul C. Quinn
Developmental Psychology. Revisiting the Classic Studies London 2012
Konventionen Turiel Upton I 126
Konventionen/Turiel/Upton: (Turiel 1983(1)) These: Die Moral wird durch die Begriffe Schaden, Wohlergehen und Fairness strukturiert. Im Gegensatz dazu haben Handlungen, die Gegenstand sozialer Konventionen sind, keine intrinsischen zwischenmenschlichen Konsequenzen. Zum Beispiel sprechen Kinder in der Schule ihren Lehrer in der Regel mit ihrem Titel und Nachnamen an (...). Es gibt jedoch keinen inneren Grund, warum dies besser ist, als den Lehrer mit seinem Vornamen anzusprechen (...). Nur die soziale Konvention (...) macht "Mr. Smith" angemessener als "Joe". Diese Konventionen sind willkürlich in dem Sinne, dass sie keinen intrinsischen Status haben, aber wichtig sind für das reibungslose Funktionieren der sozialen Gruppe, da sie den Mitgliedern der Gesellschaft eine Möglichkeit bieten, ihren sozialen Austausch zu koordinieren. Das Verständnis von Konventionen ist daher mit dem kindlichen Verständnis von sozialer Organisation verbunden. Jüngste Forschungen über die Überzeugungen von Kindern über soziale Ausgrenzung deuten darauf hin, dass Kinder in der Lage sind, diese beiden Aspekte der moralischen Argumentation zu trennen, aber dass ihre Fähigkeit, den Unterschied zwischen Moral und sozialer Konvention zu erkennen, während der Pubertät zunimmt (Killen und Stangor, 2001(2); Killen. 2007(3)). >Moral/Turiel, >Moralität/Kohlberg; (TurielVsKohlberg).


1. Turiel, E (1983) The Development of Social Knowledge: Morality and convention. Cambridge: Cambridge University Press.
2. Kilien, M and Stangor, C (2001) Children’s social reasoning about inclusion and exclusion in gender and race peer group contexts. Child Development, 72: 174-86.
3. Killen. M (2007) Children’s social and moral reasoning about exclusion. Current Directions in
Psychological Science, 16: 32-6.

Upton I
Penney Upton
Developmental Psychology 2011
Moral Entwicklungspsychologie Upton I 124
Moral/Entwicklungspsychologie/Upton: Während Piaget zwischen heteronomer und autonomer Moral (>Moral/Piaget) unterscheidet, spricht Kohlberg (1958)(1) von drei Entwicklungsebenen des moralischen Denkens: präkonventionelle, konventionelle und postkonventionelle Moral. >Moral/Kohlberg. Postkonventionelle Moral/Kohlberg: Kohlberg (1958(1) schlug vor, dass die meisten Jugendlichen die Ebene II [konventionelle Moral] erreichen und die meisten von uns auch im Erwachsenenalter auf dieser Ebene der Argumentation bleiben. Nur wenige Individuen erreichen die postkonventionelle Ebene des Denkens; tatsächlich fand Kohlberg die Stufe 6 so selten, dass sie inzwischen aus der Theorie entfernt wurde.
VsKohlberg: Die Evidenz unterstützt die Ansicht, dass Kinder und Jugendliche die von Kohlberg vorgeschlagenen Ebenen durchlaufen, auch wenn sie möglicherweise nicht das Niveau der postkonventionellen Argumentation erreichen (Flavell et al., 1993(2); Walker, 1989(3)). Interkulturelle Studien liefern auch einige Belege für die Universalität der ersten vier Stufen Kohlbergs (Snarey et al., 1985)(4). Allerdings ist diese Theorie nicht ohne ihre Kritiker, und Kohlbergs Modell wurde sowohl wegen kultureller als auch geschlechtsspezifischer Verzerrungen angeklagt.
KulturpsychologieVsKohlberg: Es wurde angenommen, dass Kohlbergs Theorie kulturell verzerrt ist, weil sie Ideale wie individuelle Rechte und soziale Gerechtigkeit betont, die hauptsächlich in westlichen Kulturen zu finden sind (Shweder, 1994)(5).
>Kulturelle Unterschiede.
Miller und Bersoff (1992)(6) zeigten, dass die Amerikaner mehr Wert auf eine Gerechtigkeitsorientierung (Stufe 4) legten als Inder. Im Gegensatz dazu legten die Inder ein größeres Gewicht auf zwischenmenschliche Verantwortlichkeiten, wie die Einhaltung der eigenen Verpflichtungen gegenüber anderen und die Berücksichtigung der Bedürfnisse anderer Menschen (Stufe 3). In gleicher Weise wurde festgestellt, dass Frauen eher die Stufe 3 als die Stufe 4 verwenden.
GeschlechterstudienVsKohlberg: Laut Gilligan (1982(7), 1996(8)) spiegelt die Reihenfolge der Stufen daher eine geschlechtsspezifische Verzerrung wider. Die Platzierung abstrakter Gerechtigkeitsprinzipien (Stufe 4) über Beziehungen und die Sorge um andere (Stufe 3) basiert auf einer männlichen Norm und spiegelt die Tatsache wider, dass die meisten von Kohlbergs Forschungen männliche Teilnehmer nutzten. Gilligan argumentiert daher, dass diese Orientierungen zwar unterschiedlich sind, dass aber die eine nicht unbedingt besser ist als die andere.
Es gibt jedoch einige Diskussionen über das Ausmaß der Beweise zur Unterstützung von Gilligans Behauptungen über geschlechtsspezifische Unterschiede in der moralischen Argumentation; eine Meta-Analyse der Beweise durch Jaffee and Hyde (2000)(9) ergab, dass geschlechtsspezifische Unterschiede in der Argumentation klein waren und in der Regel besser durch die Art des Dilemmas erklärt werden als durch das Geschlecht. Die Beweise scheinen nun darauf hinzudeuten, dass sorgebedingtes Denken sowohl von Männern als auch von Frauen verwendet wird, um zwischenmenschliche Dilemmata zu bewerten, während Gerechtigkeitsüberlegungen auf gesellschaftliche Dilemmata angewendet werden.
>Geschlechtsunterschiede, >Gerechtigkeit.

1. Kohlberg, L (1958) The development of modes of moral thinking and choice in the years 10 to
16. Unpublished doctoral thesis, University of Chicago.
2. Flavell, JH, Miller, PH and Miller, SA (1993) Cognitive Development(3rd edn). Englewood Cliffs,
NJ: Prentice Hall.
3. Walker, U (1989) A longitudinal study of moral reasoning. Child Development, 60: 157-66.
4. Snarey, JR, Reimer, J and Kohlberg, L (1985) The development of social-moral reasoning among kibbutz adolescents: a longitudinal cross-cultural study. Developmental Psychology, 20:3-17.
5. Shweder, RA and Levine, RA (eds)(1994) Culture Theory: Essays on mind, self and emotion.
Cambridge: Cambridge University Press.
6. Miller, JG and Bersoff, DM (1992) Culture and moral judgment: how are conflicts between justice and interpersonal responsibilities resolved? Journal of Personality and Social Psychol0ogy, 62(4): 541-54.
7. Gilligan, C (1982) In a D4fferent Voice: Psychological theory and women’s development. Cambridge, MA: Harvard University Press.
8. Gilligan. C (1996) The centrality of relationships in psychological development: a puzzle, some evidence and a theory, in Noam, GG and Fischer, KW (eds) Development and Vulnerability in Close Relationships. Hillsdale, NJ: Lawrence Erlbaum.
9. Jaffee, S and Hyde,JS (2000) Gender differences in moral orientation: a meta-analysis. Psychological Bulletin, 126: 703-2 6.

Upton I
Penney Upton
Developmental Psychology 2011
Moral Gender Studies Upton I 124
Moral/Gender Studies/Upton: Gender StudiesVsKohlberg: Laut Gilligan (1982(1), 1996(2)) spiegelt die Reihenfolge der Stufen daher eine geschlechtsspezifische Verzerrung wider. Die Platzierung abstrakter Gerechtigkeitsprinzipien (Stufe 4) über Beziehungen und die Sorge um andere (Stufe 3) basiert auf einer männlichen Norm und spiegelt die Tatsache wider, dass die meisten von Kohlbergs Forschungen männliche Teilnehmer nutzten. Gilligan argumentiert daher, dass diese Orientierungen zwar unterschiedlich sind, dass aber die eine nicht unbedingt besser ist als die andere. Es gibt jedoch einige Diskussionen über das Ausmaß der Beweise zur Unterstützung von Gilligans Behauptungen über geschlechtsspezifische Unterschiede in der moralischen Argumentation; eine Meta-Analyse der Beweise durch Jaffee and Hyde (2000)(3) ergab, dass geschlechtsspezifische Unterschiede in der Argumentation klein waren und in der Regel besser durch die Art des Dilemmas erklärt werden als durch das Geschlecht. Die Beweise scheinen nun darauf hinzudeuten, dass sorgebasiertes Denken sowohl von Männern als auch von Frauen verwendet wird, um zwischenmenschliche Dilemmata zu bewerten, während Gerechtigkeitsüberlegungen auf gesellschaftliche Dilemmata angewendet werden. >Moral/Kohlberg, >Moralität/Kulturpsychologie.

1. Gilligan, C (1982) In a D4fferent Voice: Psychological theory and women’s development. Cambridge, MA: Harvard University Press.
2. Gilligan. C (1996) The centrality of relationships in psychological development: a puzzle, some evidence and a theory, in Noam, GG and Fischer, KW (eds) Development and Vulnerability in Close Relationships. Hillsdale, NJ: Lawrence Erlbaum.
3. Jaffee, S and Hyde,JS (2000) Gender differences in moral orientation: a meta-analysis. Psychological Bulletin, 126: 703-2 6.

Upton I
Penney Upton
Developmental Psychology 2011
Moral Gilligan Slater I 167
Moral/GilliganVsKohlberg/sexuelle Unterschiede/Gilligan: Gilligan (1982)(1) argumentierte, dass sein Modell die moralischen Denkfähigkeiten von Frauen nicht angemessen charakterisiert, da die Daten von Kohlberg (Kohlberg 1963/2008)(2); (>Moralität/Kohlberg) nur von männlichen Teilnehmern stammen. VsVs/VsGilligan: Nachfolgende Studien mit weiblichen Teilnehmern haben jedoch gezeigt, dass männliche und weibliche Teilnehmer auf sehr ähnliche Weise über Kohlbergs Dilemma nachdenken.
Die einzigen konsistenten Geschlechterunterschiede, die in diesem Bereich gefunden wurden, betreffen die Argumentation der Erwachsenen über reale Dilemma im Kontext sozialer Beziehungen (z.B. ob man einem Freund sagen soll, dass sein Ehepartner eine Affäre hat, oder ob man seinen Vater gegen seinen Willen in ein Pflegeheim schicken soll (Walker, 2006)(3).

1. Gilligan, C. (1982). In a different voice. Cambridge, MA: Harvard University Press.
2. Kohlberg, L. (1963/2008). The development of children’s orientations toward a moral order. I: Sequence in the development of moral thought. Human Development, 51, 8—20.
3. Walker, L.J. (2006). Gender and morality. In M. Killen & J. G. Smetana (Eds), Handbook of moral development (pp. 93—115). Mahwah, NJ: Erlbaum.


Gail D. Heyman and Kang Lee, “Moral Development. Revisiting Kohlberg’s Stages“, in: Alan M. Slater and Paul C. Quinn (eds.) 2012. Developmental Psychology. Revisiting the Classic Studies. London: Sage Publications

Slater I
Alan M. Slater
Paul C. Quinn
Developmental Psychology. Revisiting the Classic Studies London 2012
Moral Kohlberg Habermas IV 260
Moral/Entwicklung/Psychologie/Kohlberg/Habermas: L. Kohlberg unterscheidet drei Ebenen des moralischen Bewusstseins (1), a) die präkonventionelle Ebene, auf der nur Handlungsfolgen beurteilt werden,
b) die konventionelle, auf der bereits die Orientierung an und der Verstoß gegen Normen beurteilt wird,
c) die postkonventionelle Ebene, auf der auch die Normen selbst im Lichte von Prinzipien beurteilt werden.

1.L. Kohlberg, Zur kognitiven Entwicklung des Kindes, Frankfurt 1974.


Slater I 165
Moral/Kohlberg: Wie Piaget (>Moral/Piaget) bat Kohlberg (1963/2008)(1) Kinder, über eine Situation nachzudenken. Z.B. das Heinz-Dilemma. Def Heinz-Dilemma: Herr Heinz, der Ehemann einer krebskranken Frau, brach in eine Apotheke ein, um ein Medikament zu stehlen, nachdem sich der Apotheker geweigert hatte, ihm das Medikament zu einem reduzierten Preis oder auf Kredit zu geben.
Die Kinder (Jungen im Alter von 10 bis 13 Jahren) diskutierten dann ausführlich über dieses Problem.
Phasen/Kohlberg: 6 Stufen der Moral, gruppiert in drei Ebenen:

Erste Ebene: die präkonventionelle Ebene, Urteile sind durch Eigeninteresse gekennzeichnet.

Die Orientierung auf Stufe 1 konzentriert sich darauf, Strafen zu vermeiden und Gehorsam um seiner selbst willen zu zeigen.
Die Ausrichtung auf der zweiten Stufe konzentriert sich auf das, was Kohlberg "naiver instrumentaler Hedonismus" nannte, der oft als "Du kratzt meinen Rücken und ich kratze deinen" bezeichnet wird.

Zweite Ebene: die Moral der konventionellen Rollenkonformität, in der Urteile durch die Betonung sozialer Beziehungen und die Wertschätzung von Normen und Konventionen gekennzeichnet sind.

Die Ausrichtung der dritten Stufe konzentriert sich auf die Aufrechterhaltung positiver Beziehungen zu anderen, indem sie den erwarteten gesellschaftlichen Standards für gute Leistungen folgt.
Die Ausrichtung der vierten Stufe konzentriert sich auf die Einhaltung der Gesetze zur Aufrechterhaltung der sozialen Ordnung.

Dritte Ebene: Moral der selbst akzeptierten moralischen Prinzipien, mit Urteilen, die sich durch einen Fokus auf die intern gehaltenen moralischen Prinzipien auszeichnen.

Die Ausrichtung der fünften Stufe konzentriert sich auf die Koordination der Interessen der Gruppe mit wichtigen universellen Werten wie der Notwendigkeit, das Leben zu erhalten.
Stufe 6 konzentriert sich auf das Handeln nach dem Gewissen in Bezug auf die Grundprinzipien der Fairness wie Gleichheit und Menschenrechte.

Kohlbergs These: Es ist notwendig, dass Individuen die Phasen in der Reihenfolge durchlaufen. Das Muster der Zusammenhänge (...) unterstützte die Vorstellung, dass die höheren Ebenen der moralischen Argumentation die niedrigeren Ebenen ersetzen, während sich Kinder entwickeln.

Vor Kohlberg und Piaget waren die dominanten Ansichten der moralischen Entwicklung der behavioristische Ansatz, der sich darauf konzentriert, wie Verhaltensweisen durch Konditionierung erworben werden, der Sozialisationsansatz, der die Internalisierung sozialer Normen betont, und der psychodynamische Ansatz, der die Rolle unbewusster Motive im menschlichen Verhalten betont. Jeder dieser Ansätze stellt Kinder als passive Empfänger von Werten und Normen dar, die ihnen entweder extern oder intern über unbewusste Prozesse auferlegt werden. Kohlberg hingegen charakterisierte die moralische Argumentation von Kindern als sich entwickelnd, wenn sie in komplexen sozialen Umgebungen interagieren und Erfahrungen mit sozialen Rollen sammeln (Turiel, 2008)(2). Kohlberg argumentierte, dass selbst kleine Kinder die mentale und emotionale Fähigkeit haben, ihr soziales Umfeld zu verstehen und über die moralischen Auswirkungen ihres Verhaltens nachzudenken.
>Entwicklungsphasen, >Moral/Turiel.

1. Kohlberg, L. (1963/2008). The development of children’s orientations toward a moral order. I: Sequence in the development of moral thought. Human Development, 51, 8—20.
2. Turiel, E. (2008). The development of children’s orientations toward moral, social, and personal orders: More than a sequence in development. Human Development, 51, 21—39.

Gail D. Heyman and Kang Lee, “Moral Development. Revisiting Kohlberg’s Stages“, in: Alan M. Slater and Paul C. Quinn (eds.) 2012. Developmental Psychology. Revisiting the Classic Studies. London: Sage Publications


Upton I 124
Postkonventionelle Moral/Kohlberg/Upton: Kohlberg (1958(1) schlug vor, dass die meisten Jugendlichen die Ebene II [konventionelle Moral] erreichen und die meisten von uns im Erwachsenenalter auf dieser Ebene der Argumentation bleiben. Nur wenige Individuen erreichen die postkonventionelle Ebene des Denkens; tatsächlich fand Kohlberg die Stufe 6 so selten, dass sie inzwischen aus der Theorie entfernt wurde. >VsKohlberg.

1. Kohlberg, L (1958). The development of modes of moral thinking and choice in the years 10 to
16. Unpublished doctoral thesis, University of Chicago.

Kohlb I
Lawrence Kohlberg
The Philosophy of Moral Development: Moral Stages and the Idea of Justice New York 1981

Ha I
J. Habermas
Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988

Ha III
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981

Ha IV
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981

Slater I
Alan M. Slater
Paul C. Quinn
Developmental Psychology. Revisiting the Classic Studies London 2012

Upton I
Penney Upton
Developmental Psychology 2011
Moral Kulturpsychologie Upton I 124
Moral/Kulturpsychologie/Upton: KulturpsychologieVsKohlberg: Es wurde vermutet, dass Kohlbergs Theorie kulturell verzerrt ist, weil sie Ideale wie individuelle Rechte und soziale Gerechtigkeit betont, die hauptsächlich in westlichen Kulturen zu finden sind (Shweder, 1994)(1). >Moral/Kohlberg.
Miller und Bersoff (1992)(2) zeigten, dass die Amerikaner mehr Wert auf eine Gerechtigkeitsorientierung (Stufe 4) legten als Inder. Im Gegensatz dazu legten die Inder ein größeres Gewicht auf zwischenmenschliche Verantwortlichkeiten, wie die Einhaltung der eigenen Verpflichtungen gegenüber anderen und die Berücksichtigung der Bedürfnisse anderer Menschen (Stufe 3). In gleicher Weise wurde festgestellt, dass Frauen eher die Stufe 3 als die Stufe 4 verwenden.
>Moral/Gender Studies, >Moral/Kohlberg, >Moral/Gilligan.

1. Shweder, RA and Levine, RA (eds)(1994) Culture Theory: Essays on mind, self and emotion.
Cambridge: Cambridge University Press.
2. Miller, JG and Bersoff, DM (1992) Culture and moral judgment: how are conflicts between justice and interpersonal responsibilities resolved? Journal of Personality and Social Psychol0ogy, 62(4): 541-54.

Upton I
Penney Upton
Developmental Psychology 2011
Moral Turiel Upton I 125
Moral/Turiel/TurielVsKohlberg/Upton: In seiner Domänentheorie argumentiert Turiel (1983)(1), dass sich die Begriffe der Moral und der sozialen Konvention des Kindes aus der Erkenntnis entwickeln, dass bestimmte Handlungen oder Verhaltensweisen an sich schädlich sind und dass diese sich daher von anderen Handlungen unterscheiden, die nur soziale Folgen haben. So hat beispielsweise das Schlagen einer anderen Person intrinsische Auswirkungen (den verursachten Schaden) auf das Wohlbefinden der anderen Person. Solche intrinsischen Effekte treten unabhängig von sozialen Regeln auf, welche für Schlagen gelten oder nicht gelten. Die Kernmerkmale der moralischen Kognition konzentrieren sich daher auf das Nachdenken über die Auswirkungen von
Upton I 126
Handlungen auf das Wohlbefinden, und die Moral ist durch Konzepte von Schaden, Wohlergehen und Fairness strukturiert. Im Gegensatz dazu haben Handlungen, die Gegenstand sozialer Konventionen sind, keine intrinsischen zwischenmenschlichen Konsequenzen. Vgl. >Moral/Kohlberg, >Konventionen/Turiel.

1. Turiel, E (1983) The Development of Social Knowledge: Morality and convention. Cambridge: Cambridge University Press.

Upton I
Penney Upton
Developmental Psychology 2011

Der gesuchte Begriff oder Autor findet sich in folgenden Thesen von Autoren angrenzender Fachgebiete:
Begriff/
Autor/Ismus
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Literatur
Moral Kohlberg, L. Graeser I 193
Kohlberg, Lawrence/Graeser: (pädagogischer Psychologe): These: Es gibt eine gewissermaßen natürliche Moralentwicklung.
I 194
In konkreten Fällen ist es dann nicht mehr wichtig, ob wir von einer Handlung Betroffene oder Handelnde sind. GraeserVsKohlberg: es bleibt schleierhaft, woher wir das vorher wissen sollen.

Grae I
A. Graeser
Positionen der Gegenwartsphilosophie. München 2002