Begriff/ Autor/Ismus |
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Anerkennung | Honneth | Brocker I 789 Anerkennung/Honneth: Honneth These: eine bestimmte Form des Verhältnisses Brocker I 790 zwischen Individuen hat eine für gesellschaftliche Wirklichkeit konstitutive Bedeutung. Die intersubjektive Praxis, in der Menschen sich wechselseitig als Bedürftige, gleichberechtigte und einzigartige Subjekte anerkennen (oder aber sich diese Anerkennung verweigern), bildet gleichsam den Grundbaustein sozialen Lebens. Sie ist Grundlage der Identität von Individuen, wesentlicher Gegenstand sozialer Interaktionen und Auseinandersetzungen und wichtigster Motor gesellschaftlicher Entwicklung. Die praktische Logik sozialer Prozesse folgt daher eine „moralischen Grammatik“ die sich aus den Ansprüchen von Individuen auf die gesellschaftliche Anerkennung ihrer Identität sowie aus den sozialen Kämpfen um diese Ansprüche ergibt. Siehe Identität/Honneth, Anerkennung/Hegel, Intersubjektivität/Hegel. Brocker I 796 HonnethVsMead/HonnethVsHegel: als negative Äquivalente der positiven Aspekte Liebe, Recht und Solidarität müssen auch die Phänomene der Vergewaltigung, Entrechtung und Entwürdigung in einer empirischen Theorie der Anerkennung betrachtet werden. Es sind nämlich solche Erfahrungen der Missachtung, die für soziale Akteure überhaupt erst „die Tatsache vorenthaltener Anerkennung sozial erfahrbar machen“. (1) Drei Grundformen der Anerkennung/Honneth: 1. Stufe: elementare intersubjektives Grundmuster von Liebe und Freundschaft: dieses bildet sich bei Hegel exemplarisch in der Beziehung zwischen Eltern und Kindern. (2) Hier erkennen sich Individuen in ihrer konkreten Bedürfnis- und Affektnatur und der diesbezüglichen Abhängigkeit voneinander an. Brocker I 797 Die elementare Form der Anerkennung bildet sich in der Beziehung der Liebe heraus (siehe Liebe/Honneth). Diese Form kann aber „nicht beliebig auf eine größere Zahl von Interaktionspartnern übertragen.“ (3) Brocker I 798 2. Stufe Sozialisation, Siehe Recht/Honneth, Recht/Hegel, Sozialisation/Honneth. 3. Stufe: Solidarität: siehe Selbstachtung/Honneth. Brocker I 800 Zu Problemen: hier geht es um die geforderte Integration des Anerkennungsproblems in einen gesamtgesellschaftlichen moralisch-sittlichen Orientierungshorizont. HonnethVsMead, HonnethVsMarx, HonnethVsSartre, HonnethVsSorel: siehe (4). Siehe Politik/Honneth. 1. Axel Honneth, Kampf um Anerkennung. Zur moralischen Grammatik sozialer Konflikte, mit einem neuen Nachwort, Frankfurt/M. 2014 (zuerst 1992) S. 150. 2. Ebenda S. 34. 3. Ebenda S. 174 4. Ebenda S. 237, 241, 247f, 253f. Hans-Jörg Sigwart, „Axel Honneth, Kampf um Anerkennung“, in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018 |
Honn I A. Honneth Das Ich im Wir: Studien zur Anerkennungstheorie Frankfurt/M. 2010 Honn II Axel Honneth Kampf um Anerkennung. Zur moralischen Grammatik sozialer Konflikte Frankfurt 2014 Brocker I Manfred Brocker Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018 |
Arbeit | Arendt | Brocker I 359 Arbeit/Arendt: Frage: Wie konnte es dazu kommen, dass Arbeit als höherwertig eingestuft wurde denn öffentliches Sprechen, dass das Herstellen an die Stelle des Handelns trat? Während man im Altertum die Arbeit verachtet habe, sei sie in der Neuzeit zur Grundlage des Lebens aller erklärt worden und, mehr noch, zur Grundlage eines sinnvollen Lebens. ArendtVsMarx: Arbeit „schafft“ nichts. Arbeit habe keinen Bezug zur Welt außerhalb des Arbeitszyklus. Antonia Grunenberg, „Hannah Arendt, Vita Activa oder Vom tätigen Leben“ in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018 |
Arendt I H. Arendt Crises of the Republic: Lying in Politics. Civil Disobedience. On Violence. Thoughts on Politics and Revolution Boston 1972 Brocker I Manfred Brocker Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018 |
Dialektik | Hegel | Bubner I 75 Dialektik/Platon/Hegel/Bubner: wahre Dialektik ist nicht Streitsucht verschiedener wechselnder Gesichtspunkte, sondern eine notwendige Bewegung im Innern des Erfassens der Wirklichkeit. Ironie/Sokrates/Hegel/Bubner: die sokratische Methode bringe jeden selber zum Nachdenken und erzeuge so eine Distanz zur je gegebenen Unmittelbarkeit, die nicht auf willkürlichem Eingriff beruhe.. Mit ihr gelingt die Zurücknahme des subjektiven Stellungbeziehens. den Dingen selber wird Platz geschafft. Der Dogmatismus einseitiger Aspekte zerstört sich selbst. So lässt die Dialektik alles gelten, und die innere Zerstörung sich daran entwickeln. I 76 Ironie/Friedrich Schlegel: ist so die höchste Weise des Verhaltens des Geistes. Bubner: Dialektik als" Ironie der Welt" ist dann das Gegenstück zur Selbstherrlichkeit des modernen Ich mit seiner alles zersetzenden Reflexion. I 77 HegelVsPlaton: blieb auf halbem Wege stehen. Er bewegte sich unentschieden zwischen der subjektiven und der objektiven Dialektik, d.h. der geschmeidigen Reflexion, derer wir alle fähig sind, und der Zwangsläufigkeit im Darlegen eines Zusammenhangs der Unverträglichkeit. Das ist eine Übersetzungsaufgabe (der subjektiven in die objektive Dialektik) die durch die sokratische Ironie geleistet werden kann. "Allgemeine Ironie der Welt". Wright I 21 Dialektik/Hegel/Marx/Wright, G. H.: das dialektische Schema der Entwicklung durch These, Antithese und Synthese ist kein kausalistisches Denkmuster. Die Hegelschen und Marxschen Konzeptionen von Gesetz und Entwicklung kommen dem näher, was wir Muster begrifflicher oder logischer Verknüpfungen nennen würden. Wright I 154 G. H. von WrightVsMarx: Marx zeigt eine deutliche Ambivalenz zwischen einerseits einer „kausalistischen“, „szientistischen“ und andererseits einer „hermeneutisch-dialektischen“, „teleologischen“ Orientierung. Diese Ambivalenz gibt Anlass zu radikal verschiedenen Interpretationen seiner philosophischen Aussagen. Gadamer I 471 Dialektik/Hegel/Gadamer: Das spekulative Verhältnis muss (...) in dialektische Darstellung übergehen. Das ist nach Hegel die Forderung der Philosophie. >Spekulation/Hegel, >Prädikation/Hegel. Was hier Ausdruck und Darstellung heißt, ist freilich nicht eigentlich ein beweisendes Tun, sondern die Sache selbst be- Gadamer I 472 weist sich, indem sie sich so ausdrückt und darstellt. So wird Dialektik auch wirklich erfahren, dass dem Denken der Umschlag in sein Gegenteil als eine unbegreifliche Umkehrung widerfährt. Ausdruck: Die Dialektik ist der Ausdruck des Spekulativen, die Darstellung dessen, was im Spekulativen eigentlich darin liegt, und insofern das “wirklich“ Spekulative . Beweis: Sofern nun aber (...) die Darstellung kein hinzukommendes Tun, sondern das Herauskommen der Sache selbst ist, gehört der philosophische Beweis selbst mit zur Sache. Darstellung: (...) nichtsdestotrotz ist solche Darstellung in Wahrheit gar nicht äußerlich. Sie hält sich nur dafür, solange das Denken nicht weiß, daß es sich selbst am Ende als >Reflexion der Sache in sich erweist. Dazu stimmt, dass Hegel den Unterschied von spekulativ und dialektisch nur in der Vorrede zur Phänomenologie betont. Weil sich dieser Unterschied der Sache nach selber aufhebt wird er von Hegel später, auf dem Standpunkt des absoluten >Wissens, nicht mehr festgehalten. >Spekulation/Hegel, >Denken/Hegel. |
Bu I R. Bubner Antike Themen und ihre moderne Verwandlung Frankfurt 1992 WrightCr I Crispin Wright Wahrheit und Objektivität Frankfurt 2001 WrightCr II Crispin Wright "Language-Mastery and Sorites Paradox" In Truth and Meaning, G. Evans/J. McDowell Oxford 1976 WrightGH I Georg Henrik von Wright Erklären und Verstehen Hamburg 2008 Gadamer I Hans-Georg Gadamer Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010 Gadamer II H. G. Gadamer Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977 |
Dialektik | Marx | Wright I 21 Dialektik/Hegel/Marx/Wright, G. H.: das dialektische Schema der Entwicklung durch These, Antithese und Synthese ist kein kausalistisches Denkmuster. Die Hegelschen und Marxschen Konzeptionen von Gesetz und Entwicklung kommen dem näher, was wir Muster begrifflicher oder logischer Verknüpfungen nennen würden. I 154 G. H. von WrightVsMarx: Marx zeigt eine deutliche Ambivalenz zwischen einerseits einer „kausalistischen“, „szientistischen“ und andererseits einer „hermeneutisch-dialektischen“, „teleologischen“ Orientierung. Diese Ambivalenz gibt Anlass zu radikal verschiedenen Interpretationen seiner philosophischen Aussagen. Vgl. >Hermeneutik, >Teleologie. |
Marx I Karl Marx Das Kapital, Kritik der politische Ökonomie Berlin 1957 WrightCr I Crispin Wright Wahrheit und Objektivität Frankfurt 2001 WrightCr II Crispin Wright "Language-Mastery and Sorites Paradox" In Truth and Meaning, G. Evans/J. McDowell Oxford 1976 WrightGH I Georg Henrik von Wright Erklären und Verstehen Hamburg 2008 |
Eigentum | Arendt | Brocker I 358 Eigentum/Besitz/ArendtVsMarx/Arendt: Marx setze fälschlich Eigentum mit Besitz gleich. Demgegenüber verwendet Arendt eine Eigentumsdefinition, die dieses weitgehend auf »Haus und Hof« bezieht. Mit John Locke und anderen liberalen Denkern besteht sie darauf, dass sich Besitz qualitativ von Eigentum unterscheide. Besitz sei aufgehäuftes aufgehäuftes Eigentum, das weit über die Befriedigung des persönlich Notwendigen hinausgehe. Antonia Grunenberg, „Hannah Arendt, Vita Activa oder Vom tätigen Leben“ in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018 |
Arendt I H. Arendt Crises of the Republic: Lying in Politics. Civil Disobedience. On Violence. Thoughts on Politics and Revolution Boston 1972 Brocker I Manfred Brocker Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018 |
Ende der Geschichte | Fukuyama | Brocker I 805 Geschichte/Fukuyama: Fukuyamas These vom „Ende der Geschichte“ bezieht sich auf den Zusammenbruch der Sowjetunion und das Ende des Ost-West-Konfliktes bzw. des Kalten Krieges. Dieser Endpunkt ist durch den Sieg eines liberal-marktwirtschaftlichen Brocker I 806 und demokratischen Systems westlicher Prägung über alternative Ordnungsmodelle gekennzeichnet. Der Titel speilt sowohl auf Hegels als auch auf Marx‘ gleichnamige These an. Geschichte/Hegel: Hegel sah in der Durchsetzung eines liberalen Staates das Ende der Geschichte Geschichte/MarxVsHegel/Marx: das Ende der Geschichte ist erst mit der weltweiten Durchsetzung des Kommunismus erreicht. FukuyamaVsMarx: Die Durchsetzung von Demokratie und Kapitalismus stehe am Ende der Geschichte. Demokratie/Kapitalismus/Fukuyama: beide haben sich durchgesetzt, weil sie zwei Grundbedürfnisse des Menschen am besten befriedigen: Kapitalismus/Fukuyama: ist das Wirtschaftssystem, das am besten eine effiziente Güterallokation unter den Bedingungen der Knappheit erreicht. Demokratie/Fukuyama: ist das Ordnungsmodell, das das menschliche Bedürfnis nach sozialer Anerkennung relativ gesehen besser befriedigt als andere Systeme. Fukuyama prophezeit keinen schnellen Sieg der Demokratie. Der Kampf um sie wird zwischen einer sogenannten post-historischen Welt (in den Industriestaaten des Globalen Nordens) und einer historischen Welt (in den sich industrialisierenden Staaten des Globalen Südens) weiterhin ausgetragen. Siehe Demokratie/Fukuyama. Brocker I 811 VsFukuyama: Seine Thesen wurden als nicht besonders eigenständig rezipiert. Es wurde darauf hingewiesen, dass sie bereits bei Alexandre Kojève vorhanden sind.(1) Siehe auch Herrschaft/Knechtschaft/Kojève. Vielen Kritikern schien Fukuyamas Buch insgesamt zu pessimistisch. VsFukuyama: 1. Die empirische Stichhaltigkeit seiner Geschichtsdarstellung wurde in Zweifel gezogen. Brocker I 812 FukuyamaVsVs: Seine These sei nicht deskriptiv sondern normativ zu Verstehen. 2. Fukuyamas Interpretation des geschichtlichen Prozesses als Fortschritt wurde kritisiert. 3. Die gleiche Empirie kann auch anders interpretiert werden als es durch Fukuyama geleistet wurde. 1. Shadia B. Drury, „The End of History and the New World Order“, in: International Journal 48/1, 1992/93, S. 80-99. Anja Jetschke, „Francis Fukuyama, Das Ende der Geschichte“, in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018 |
PolFuku I Francis Fukuyama The End of History and the Last Man New York 1992 Brocker I Manfred Brocker Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018 |
Freiheit | Marx | Höffe I 365 Freiheit/Notwendigkeit/Marx/Höffe: Marx übernimmt eine traditionelle (...) Zweiteilung: die Trennung eines der Arbeit unterworfenen Reiches der Notwendigkeit von einem der Arbeit enthobenen Reich der Freiheit.(1) Vom Elend der damaligen Fabrikarbeiter überwältigt, sucht er nicht nach den in der Arbeit innewohnenden Freiheitschancen, die in der Ausbildung und Fortbildung sowie der in die Arbeit eingesenkten Möglichkeiten der Kommunikation und wechselseitigen Anerkennung liegen. Vielmehr konstatiert er, nicht zu Unrecht, das zur Arbeit gehörende Moment des Zwanges. HöffeVsMarx: Wenn er jedoch moniert, dass die Arbeit nicht die eigenen Bedürfnisse befriedigt, sondern über die Waren nur die Bedürfnisse anderer, berücksichtigt er nicht, dass auch der Arbeiter Waren benötigt, die er sich über das Tauschmedium des Geldes, wenn er denn genug davon hat, beschaffen kann. >Mensch/Marx. 1. K. Marx, Ökonomisch-philosophische Manuskripte (1844) (Pariser Manuskripte) |
Marx I Karl Marx Das Kapital, Kritik der politische Ökonomie Berlin 1957 |
Geld | Marx | Mause I 299 Geld/Marx: Marx These: Geld bedeute Herrschaft über andere und könne zu Ausbeutung und Verelendung führen: „Da dem Geld nicht anzusehen, was in es verwandelt ist, verwandelt sich alles, Ware oder nicht, in Geld. Alles wird verkäuflich und kaufbar … Wie im Geld aller qualitativer Unterschied der Waren ausgelöscht ist, löscht es seinerseits als radikaler Leveller alle Unterschiede aus.“ (Marx [1867]/ 1957. (1) VsMarx: Allgemeine Kritik an Marx‘ Geldtheorie: Tendenzieller Fall der Profitrate: gilt heute als weitgehend widerlegt. Geld in der Praxis: anders als von Marx prognostiziert, konnten auch kommunistische Staaten nicht auf Geld verzichten. (2) Macht/Marx: der Gedanke, dass Geldbesitz mit Macht verbunden ist, ist bei heute aktuell. 1. Marx, Karl. Das Kapital, Kritik der politischen Ökonomie. Berlin 1867/ 1957. 2. Dirk Wentzel, Geldordnung und Systemtransformation: Ein Beitrag zur ökonomischen Theorie der Geldverfassung. Schriften zum Vergleich von Wirtschaftsordnungen, Bd. 50. Stuttgart/ Jena/ New York 1995. |
Marx I Karl Marx Das Kapital, Kritik der politische Ökonomie Berlin 1957 Mause I Karsten Mause Christian Müller Klaus Schubert, Politik und Wirtschaft: Ein integratives Kompendium Wiesbaden 2018 |
Geschichte | Fukuyama | Brocker I 805 Geschichte/Fukuyama: Fukuyamas These vom „Ende der Geschichte“ bezieht sich auf den Zusammenbruch der Sowjetunion und das Ende des Ost-West-Konfliktes bzw. des Kalten Krieges. Dieser Endpunkt ist durch den Sieg eines liberal-marktwirtschaftlichen Brocker I 806 und demokratischen Systems westlicher Prägung über alternative Ordnungsmodelle gekennzeichnet. Der Titel speilt sowohl auf Hegels als auch auf Marx‘ gleichnamige These an. Geschichte/Hegel: Hegel sah in der Durchsetzung eines liberalen Staat4es das Ende der Geschichte Geschichte/MarxVsHegel/Marx: das Ende der Geschichte ist erst mit der weltweiten Durchsetzung des Kommunismus erreicht. FukuyamaVsMarx: Die Durchsetzung von Demokratie und Kapitalismus stehe am Ende der Geschichte. Demokratie/Kapitalismus/Fukuyama: beide haben sich durchgesetzt, weil sie zwei Grundbedürfnisse des Menschen am besten befriedigen: Kapitalismus/Fukuyama: ist das Wirtschaftssystem, das am besten eine effiziente Güterallokation unter den Bedingungen der Knappheit erreicht. Demokratie/Fukuyama: ist das Ordnungsmodell, das das menschliche Bedürfnis nach sozialer Anerkennung relativ gesehen besser befriedigt als andere Systeme. Fukuyama prophezeit keinen schnellen Sieg der Demokratie. Der Kampf um sie wird zwischen einer sogenannten post-historischen Welt (in den Industriestaaten des Globalen Nordens) und einer historischen Welt (in den sich industrialisierenden Staaten des Globalen Südens) weiterhin ausgetragen. Siehe >Demokratie/Fukuyama. Brocker I 811 VsFukuyama: Seine Thesen wurden als nicht besonders eigenständig rezipiert. Es wurde darauf hingewiesen, dass sie bereits bei Alexandre Kojève vorhanden sind. (1) Siehe auch >Herrschaft/Knechtschaft/Kojève. Vielen Kritikern schien Fukuyamas Buch insgesamt zu pessimistisch. VsFukuyama: 1. Die empirische Stichhaltigkeit seiner Geschichtsdarstellung wurde in Zweifel gezogen. Brocker I 812 FukuyamaVsVs: Seine These sei nicht deskriptiv sondern normativ zu Verstehen. 2. Fukuyamas Interpretation des geschichtlichen Prozesses als Fortschritt wurde kritisiert. 3. Die gleiche Empirie kann auch anders interpretiert werden als es durch Fukuyama geleistet wurde. 1. Shadia B. Drury, „The End of History and the New World Order“, in: International Journal 48/1, 1992/93, S. 80-99. Anja Jetschke, „Francis Fukuyama, Das Ende der Geschichte“, in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018 |
PolFuku I Francis Fukuyama The End of History and the Last Man New York 1992 Brocker I Manfred Brocker Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018 |
Geschichte | Marx | Höffe I 368 Geschichte/Marx/Höffe: [Marx](1) beginnt mit der Analyse von Ware und Geld als den sachlichen Voraussetzungen und formalen Elementen. Er gesteht dem Kapital die welthistorische Aufgabe zu, alle Produktivkräfte der Arbeit zu entwickeln. Andererseits verhindere es aber, was für eine wahrhaft humane Wirtschaft unverzichtbar sei: dass die Arbeit bzw. der Arbeiter zum Subjekt der gesellschaftlichen Prozesse werde. Determinismus: In freier Anleihe bei Hegels Geschichtsphilosophie denkt Marx deterministisch. Denn seines Erachtens erfolgt die angeblich schwerlich zu leugnende «Verelendung der Massen» nach einem Mechanismus, der zwangsläufig in einer Selbstaufhebung des Kapitals mündet. Es komme nämlich zu einer wachsenden Konzentration des Kapitals, in dessen Verlauf mehr und mehr Kapitaleigner enteignet werden, was eine offensichtliche Folge haben soll: Mit zunehmendem Elend wächst die Empörung einer immer größeren organisierten Arbeiterschaft. 1. K. Marx Das Kapital Bd I 1867, Bd II u. II 1885 (= MEW 23-25) Gaus I 80 Geschichte/Marx/Levine, Andrew: Hegels Geschichtsphilosophie war natürlich die unmittelbare Inspiration für Marx' Versuch, die Geschichte als solche zu verstehen. Aber Marx brach mit Hegel und der gesamten Tradition, in der sein Werk gipfelte, indem er die Teleologie und damit das Projekt, herauszufinden, was historische Ereignisse bedeuten, ablehnte. Marx behielt Hegels Sinn für die Verständlichkeit der Geschichte bei; er versuchte, eine Darstellung der realen historischen Strukturen und der Richtung des historischen Wandels zu liefern. MarxVsHegel: Aber für Marx ist Geschichte so bedeutungslos wie die Natur. Wie auch die Natur hat sie Eigenschaften, die unabhängig von den Interessen der Forscher sind und die prinzipiell bekannt sein können. Die Geschichtsphilosophen, insbesondere Hegel, hatten Aspekte der realen Geschichte erfasst, aber durch die verzerrende Linse ihrer eigenen teleologischen Überzeugungen. Marx gab ihnen Recht, ohne dem Atheoretizismus der zeitgenössischen Historiker zu erliegen. >Geschichte/Hegel. Geschichte/MarxismusVsMarx: Bei allen Unterschieden waren sich die westlichen Marxisten einig, dass sie sich von der Marx'schen Geschichtstheorie distanzierten. Die historisch-materialistische Orthodoxie der Zweiten und Dritten Internationale war in den Augen der westlichen Marxisten zu fatalistisch, um die Musterung zu bestehen. Sie versäumte es, der menschlichen Handlungsweise die ihr gebührende Bedeutung beizumessen. Ihr Bekenntnis zur historischen Unvermeidbarkeit schien sogar die Idee der Politik selbst zu überflüssig zu machen. Wenn das Ende bereits gegeben ist, kann man vielleicht sein Kommen beschleunigen, aber nichts kann das Endergebnis grundlegend ändern. Dies, so schien es ihnen, war eine Formel für die Stille, für das passive Abwarten der Revolution. Aber der historische Materialismus, den die westlichen Marxisten bemängelten, war nicht gerade der historische Materialismus, den Cohen verteidigte. >Geschichte/Cohen. Levine, Andrew 2004. A future for Marxism?“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications. |
Marx I Karl Marx Das Kapital, Kritik der politische Ökonomie Berlin 1957 Gaus I Gerald F. Gaus Chandran Kukathas Handbook of Political Theory London 2004 |
Herrschaft | Gramsci | Brocker I 712 Herrschaft/GramsciVsMarx/Gramsci: Gramsci plädiert für ein vielschichtiges Verhältnis von Herrschaft und Unterordnung. ((s) Hier ist wahrscheinlich eine vielschichtige Sicht dieses Problems gemeint). Gramsci These: eine subalterne Gruppe wird nicht allein durch die ökonomischen Verhältnisse marginalisiert, sondern ist von heterogenen Ausschließungen betroffen. Gramsci nennt die unterdrückten Klassen abwechselnd „classi subalterne“, „classi subordinate“ und „classi strumentali“. Diese Differenzierung könne nur im Zusammenhang mit den dominanten Gesellschaftsgruppen verstanden werden. Die dominanten Gesellschaftsgruppen realisieren ihre historische Einheit im Staat, d.h. in der Kombination von politischer und ziviler Gesellschaft. Im Kontrast dazu bilden die subalternen Klassen eine fragmentierte Gruppierung, die durch mangelnde Autonomie und strukturelle und ökonomische Ausgrenzung gekennzeichnet ist. Lösung/Gramsci: das politische Ziel ist es, die Fragmentierung der subalternen Gruppen durch Organisation und durch eine Allianz zwischen Arbeitern und ländlichen Massen zu überwinden.(1) 1.Vgl. Antonio Gramsci, Gefängnishefte, Kritische Gesamtausgabe, Bd. 9. Hefte 22 bis 29, hg.v. Wolfgang Fritz Haug/Klaus Bochmann, Hamburg 1999 (ital. zuerst 1934). Nikita Dhawan, Gayatri Chakravorty Spivak “Can the subaltern speak?” in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018 |
PolGram I Antonio Gramsci Gefängnishefte In Kritische Gesamtausgabe Bd. 9, Wolfgang Fritz Haug/Klaus Bochmann Hamburg 1999 Brocker I Manfred Brocker Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018 |
Ideologie | Marx | Habermas IV 303 Ideologie/Marx/HabermasVsMarx/Habermas: kritische Instrumente wie z.B. der Ideologiebegriff werden stumpf, weil ein metatheoretischer Rahmen von hinreichender Komplexität innerhalb eines der auseinandergefallenen Paradigmen (der Handlungs- und der Systemtheorie) nicht entwickelt werden kann. Lösung/Parsons/Habermas: bei Talcott Parsons laufen diese beiden Linien der Theoriegeschichte (Ansatz über Handlung bzw. über System) wieder zusammen. >Talcott Parsons, >System-Theorie, >Handlungs-Theorie. |
Marx I Karl Marx Das Kapital, Kritik der politische Ökonomie Berlin 1957 Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 |
Kapitalismus | Weber | Habermas IV 463 Kapitalismus/Weber/Habermas: beim kapitalistischen Betrieb ist nicht die Institutionalisierung der Lohnarbeit, sondern die am Gewinn orientierte und auf rationale Buchführung gestützte Planmäßigkeit der ökonomischen Entscheidungen die auffällige Errungenschaft. „Geist des Kapitalismus“/Weber: ist jene Mentalität, die das zweckrationale Wirtschaftshandeln der frühkapitalistischen Unternehmer kennzeichnet. WeberVsMarx: während Marx die Produktionsweise als das erklärungsbedürftige Phänomen auffasst, und die Akkumulation des Kapitals als den neuen Mechanismus der Systemintegration untersucht, lent Weber die Untersuchung auf die Umpolung von Ökonomie und Staatsverwaltung auf zweckrationale Handlungsorientierungen. Es geht ihm um soziale Integration. Habermas: Marx geht von Problemen der System- Weber von Problemen der Sozialintegration aus. Habermas IV 464 Die von Einzelnen oder Gruppen erworbenen Lernkapazitäten finden über exemplarische Lernvorgänge Eingang in das Deutungssystem der Gesellschaft. |
Weber I M. Weber Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus München 2013 Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 |
Klassen | Gramsci | Brocker I 711 Klassen/Gramsci: in den Quaderni del Carcere (1929-1935) führt Gramsci den Begriff „Subalterne“ ein. Der Begriff wurde ursprünglich im militärischen Bereich für untergeordnete Offiziere verwendet. Gramsci überträgt ihn auf diejenigen, die keiner hegemonialen Klasse angehören. GramsciVsMarxismus: damit weicht Gramsci von de orthodox-marxistischen Herangehensweise ab, die ihr politisches Augenmerk vor allem auf die Brocker I 712 städtische Arbeiterklasse richtet. DhawanVsMarx: Die ländliche Bevölkerung wird bei Marx bekanntlich vernachlässigt, weil sie ihm als unorganisiert und präpolitisch gilt und keinen systematischen Gegenpol zur Bourgeoisie bilden könne. Siehe Herrschaft/Gramsci. Gramsci nennt die unterdrückten Klassen abwechselnd „classi subalterne“, „classi subordinate“ und „classi strumentali“. Diese Differenzierung könne nur im Zusammenhang mit den dominanten Gesellschaftsgruppen verstanden werden. Die dominanten Gesellschaftsgruppen realisieren ihre historische Einheit im Staat, d.h. in der Kombination von politischer und ziviler Gesellschaft. Im Kontrast dazu bilden die subalternen Klassen eine fragmentierte Gruppierung, die durch mangelnde Autonomie und strukturelle und ökonomische Ausgrenzung gekennzeichnet ist.(1) Subalternität/Dhawan: der Begriff wurde innerhalb der postkolonialen Theorie u. a. von Guha übernommen, der damit einen Raum definiert, der von alle Mobilitätsformen abgeschnitten ist.(2)(3) Subalternität ist damit keine Identitätsbezeichnung, sondern eine Position, die Differenz markiert. 1. Vgl. Antonio Gramsci, Gefängnishefte, Kritische Gesamtausgabe, Bd. 9. Hefte 22 bis 29, hg.v. Wolfgang Fritz Haug/Klaus Bochmann, Hamburg 1999 (ital. zuerst 1934). 2. Vgl. Spivak. Selected Works of Gayatri Spivak, hg. V. Donna Landry/Gerald Maclean, New York/London 1996, S. 288. 3. Vgl. Ranajit Guha, Elementary Aspects of Peasant Insurgery in Colonial India, Delhi 1983. Nikita Dhawan, Gayatri Chakravorty Spivak “Can the subaltern speak?” in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018 |
PolGram I Antonio Gramsci Gefängnishefte In Kritische Gesamtausgabe Bd. 9, Wolfgang Fritz Haug/Klaus Bochmann Hamburg 1999 Brocker I Manfred Brocker Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018 |
Klassenkampf | Schumpeter | Brocker I 252 Klassenkampf/SchumpeterVsMarx/Schumpeter: Schumpeter nennt die marxistische Theorie des Klassenkampfs die »Konstruktion einer unüberbrückbaren Kluft zwischen Werkzeugeigentümern und Werkzeugbenützern«. (1) Schumpeter sieht in der Klassentheorie »die verkrüppelte Schwester der ökonomischen Geschichtsauffassung« (2). »Die Übertreibung der Endgültigkeit und Bedeutung der Trennungslinie zwischen der Kapitalistenklasse […] und dem Proletariat wurde nur durch die Übertreibung des Antagonismus zwischen ihnen noch überboten.“ SchumpeterVsMarx: diese Beziehung sei zu normalen Zeit in erster Linie eine der Zusammenarbeit. (3) 1. Joseph A. Schumpeter, Capitalism, Socialism and Democracy, New York 1942. Dt.: Joseph A. Schumpeter, Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie, Tübingen/Basel 2005 (zuerst: Bern 1946). S. 40 2. Ebenda S. 31 3. Ebenda S. 40. Ingo Pies, „Joseph A. Schumpeter, Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie (1942)“ in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018. |
EconSchum I Joseph A. Schumpeter Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung Leipzig 1912 Brocker I Manfred Brocker Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018 |
Marx | Höffe | Höffe I 369 Marx/Höffe: Entfremdung:HöffeVsMarx: Es ist (...) nicht falsch, zwei Begriffe von Entfremdung miteinander zu verschränken: die sozialpsychologische Entfremdung, dass «jemand oder etwas einem fremd wird», und die wirtschaftsrechtliche Entfremdung, dass «jemand Eigentum veräußert». Marx vertritt aber die weitergehende These, beide Entfremdungen seien zwei Seiten ein und desselben Vorgangs. Weil diese These weder begründet wird noch einleuchtet, kann auch das gesellschaftspolitische Ziel nicht überzeugen, dass eine Veränderung der Wirtschaftsform, die Aufhebung des Privateigentums, die sozialpsychologische Veränderung, den nicht mehr entfremdeten Menschen, zustande bringt. Veränderung/HöffeVsMarx: (...) eine Veränderung der Wirtschaftsform [kommt] nur über eine Veränderung der Menschen zustande. In Begriffen von Hegel ist die «objektive Sittlichkeit», die Welt der Institutionen, zur «subjektiven Sittlichkeit», der menschlichen Verantwortung, nur ein Gegenstück, nicht ihr Ersatz. Höffe I 370 Generell überschätzt [Marx] in Hegelschen Begriffen im Rahmen der objektiven Sittlichkeit das Gewicht der Wirtschaft gegenüber dem von Recht und Staat. Theorie/HöffeVsMarx: Selbst eine in argumentativer Hinsicht zwingende Theorie kann die entsprechende Praxis nicht selbst hervorbringen. Denn dafür braucht es ein seinem Wesen nach praktisches Moment: die Zustimmung zu der vorgeblich zwingenden Theorie, deren Anerkennung also. |
Höffe I Otfried Höffe Geschichte des politischen Denkens München 2016 |
Marx | Schumpeter | Brocker I 251 Marx/Schumpeter: Schumpeter konstatiert, die »praktische Urteilskraft« von Karl Marx, ja sogar seine »politische Methode« habe auf »Diagnosefehlern« und »Wunschdenken« beruht. (1) Es gibt aber auch freundlichere Kommentare Schumpeters über den Wissenschaftler Marx. Marx habe vor allem die richtigen Fragen gestellt und eine fächerübergreifende Vision entwickelt, die ihren Fokus auf einen »Prozeß unaufhörlicher Veränderung der Wirtschaftsstruktur« (2) richtet. Brocker I 252 SchumpeterVsMarx: Schumpeter kritisiert an Marx, was er auch an Ricardo und Keynes kritisiert: dass ihre wissenschaftlichen Aussagen auf politische Wirkung berechnet sind (und gerade damit den wissenschaftlichen Gehalt verschleiern, so dass es schwierig wird, ihn konstruktiv zu kritisieren). Aber im Kleid des Analytikers zu predigen und mit einem Blick auf die Bedürfnisse des Herzens zu analysieren, dies schuf eine leidenschaftliche Anhängerschaft und gab dem Marxisten jenes größte Geschenk, das in der Überzeugung besteht, daß das, was man ist und wofür man einsteht, niemals unterliegen, sondern am Ende siegreich sein wird« (3). Brocker I 253 Ökonomie/Marx/Schumpeter: Schumpeter pro Marx: dieser gab sich nicht mit den üblichen Schlagworten der Übervorteilung oder Betrügerei zufrieden, sondern analysierte Asubeutung als etwas, das sich aus der eigenen Logik des Kapitals ergab, unabhängig von den Absichten des Einzelnen. (4) 1. Joseph A. Schumpeter, Capitalism, Socialism and Democracy, New York 1942. Dt.: Joseph A. Schumpeter, Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie, Tübingen/Basel 2005 (zuerst: Bern 1946). Insbesondere der Schlussteil des Buches. 2. Ebenda S. 54 3. Ebenda S. 21. 4. Ebenda S. 51 Ingo Pies, „Joseph A. Schumpeter, Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie (1942)“ in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018. |
EconSchum I Joseph A. Schumpeter Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung Leipzig 1912 Brocker I Manfred Brocker Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018 |
Marxismus | Ball | Gaus I 20 Marxismus/Interpretation/Ball: Ein marxistischer Ansatz zur Textinterpretation stößt auf eine Reihe von Schwierigkeiten, darunter die folgenden. Wir haben bereits gesehen, dass Marxisten davon ausgehen, dass die herrschenden Ideen einer Epoche diejenigen sind, die den Interessen der herrschenden Klasse dienen; und da die meisten politischen Denker einer gebildeten Elite angehört haben, dienen ihre Ideen der herrschenden Klasse. 1) BallVsMarxismus: Aber dann haben Marx und Engels (und Lenin, Trotzki, Bucharin, Lukács und viele andere prominente Marxisten) nicht der Klasse der unterdrückten Werktätigen angehört, sondern einer gebildeten und belesenen Gaus I 21 Elite. Nach Marxianischem Licht sollten ihre Ideen den Interessen der herrschenden Kapitalistenklasse dienen, nicht denen des werktätigen Proletariats. Wie können die Ideen dieser Marxisten den Interessen einer Klasse dienen, zu der sie nicht gehören? MarxismusVsVs: Alle Versuche (von Marx und anderen), diese Frage zu beantworten - dass es einige gibt, die durch Wille oder Intellekt ihre 'objektive' Klassenbasis überschreiten, dass die Arbeiter nicht für sich selbst theoretisieren können, weil sie mit 'falschem Bewusstsein' behaftet sind, während die Intellektuellen der Mittelklasse es nicht sind, usw. - lediglich Ad-hoc-Rationalisierungen sind und eindeutig unbefriedigend sind. 2) VsMarxismus: Darüber hinaus wird nicht zufriedenstellend erklärt (oder auch nur erklärbar), wie Marxisten alle politischen Theorien, vergangene und gegenwärtige, als ideologische Masken interpretieren können, die die Herrschaft einer Klasse durch eine andere verbergen und rechtfertigen - und dennoch ihre eigene Theoriebildung als Ausnahme von dieser Regel ausnehmen. 3) VsMarxismus: (...) Nicht zuletzt haben die marxistischen Interpretationen eine formelhafte Qualität: Die Dolmetscherin hat voreingestellte Vorstellungen davon, was sie vorfindet - nämlich ideologische Tricks oder Verwirrung im Dienste der herrschenden Klasse - und diese findet sie gleichsam in den unschuldigsten Passagen lauernd. Ball, Terence. 2004. „History and the Interpretation of Texts“. In: Gaus, Gerald F. 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications. |
Gaus I Gerald F. Gaus Chandran Kukathas Handbook of Political Theory London 2004 |
Marxismus | Feminismus | Gaus I 281 Marxismus/Feminismus/FeminismusVsMarxismus/Mottier: Für feministische Marxistinnen ist der Begriff der individuellen Rechte eine Illusion, die dazu dient, die kapitalistischen Gaus I 282 und patriarchalischen Grundlagen des liberalen Staates sowie seine Herrschaft durch eine männliche Elite zu verschleiern. Sie bestehen insbesondere auf der Notwendigkeit, den Wert der von Frauen geleisteten "reproduktiven Arbeit" anzuerkennen. VsMarxismus: Wie Mary Dietz (1992)(1) jedoch feststellt, ist das Thema der Staatsbürgerschaft in der marxistischen Kritik des Kapitalismus und der repräsentativen Demokratie stark unterentwickelt. Marxistische Theoretiker neigen dazu, feministische Politik auf den revolutionären Kampf gegen den Staat zu reduzieren - der als Hauptursache für die Unterdrückung von Frauen angesehen wird - und Frauen auf ihre reproduktiven Funktionen zu reduzieren. 1. Dietz, Mary (1992) 'Context is all: feminism and theories of citizenship'. In Chantal Mouffe, Hrsg., Dimensions of Radical Democracy. London: Verso, 63—85. Véronique Mottier 2004. „Feminism and Gender Theory: The Return of the State“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications |
Gaus I Gerald F. Gaus Chandran Kukathas Handbook of Political Theory London 2004 |
Marxismus | Habermas | III 216 Marxismus/Habermas: Hegel ist auf dem Wege einer unkritischen Aneignung des dialektischen Begriffsapparates wirksam geworden; in die Grundbegriffe der Kritik der Politischen Ökonomie ist die Einheit von theoretischer und praktischer Vernunft so eingebaut, dass die normativen Grundlagen der Marxschen Theorie III 217 bis heute verdunkelt worden sind. Diese Unklarheit ist im Marxismus teils umgangen, teils verdeckt, aber nicht eigentlich ausgeräumt worden: umgangen durch die Aufspaltung der Marxschen Gesellschaftstheorie in Sozialforschung und ethischen Sozialismus (M. Adler); und verdeckt sowohl durch eine orthodoxe Bindung an Hegel (Lukács, Korsch) wie durch eine Assimilation an die stärker naturalistischen Entwicklungstheorien des 19. Jahrhunderts (Engels, Kautsky). Diese Theorien bilden die Brücke, über die zunächst die geschichtsphilosophisch behandelte Rationalisierungsthematik auf die Soziologie übergegangen ist. (1) IV 222 Lebenswelt/Marxismus/Habermas: die marxistische Kritik der bürgerlichen Gesellschaft setzt an den Produktionsverhältnissen an, weil sie die Rationalisierung der Lebenswelt akzeptiert, aber die Verformungen der rationalisierten Lebenswelt aus Bedingungen der materiellen Reproduktion erklären will. Dieser Ansatz verlangt eine Theorie, die auf einer breiteren grundbegrifflichen Basis als der der „Lebenswelt“ operiert. Sie darf die Lebenswelt weder mit der Gesellschaft im Ganzen identifizieren, noch darf sie sie auf systemische Zusammenhänge reduzieren. IV 399 Marxismus/VsKapitalismus/Habermas: Ausgangspunkt der gesamten Kapitalismuskritik war die Frage, ob die Umstellung vorbürgerlich normativ organisierter Arbeitsbeziehungen auf das Medium Geld (Siehe Geld/Habermas, Geld/Parsons), ob also die Monetarisierung der Arbeitskraft IV 400 einen Eingriff in Lebensverhältnisse und Interaktionsbereiche bedeutet, die selber nicht medienförmig integriert sind und auch nicht schmerzlos, d. h. ohne sozialpathologische Auswirkungen, von Strukturen verständigungsorientierten Handelns abgehängt werden können. IV 504 Marxismus/HabermasVsMarxismus/Habermas: der Marxsche Ansatz fordert eine ökonomistisch verkürzte Interpretation der entwickelten kapitalistischen Gesellschaften. Für diese hat Marx mit Recht einen evolutionären Primat der Wirtschaft behauptet. Dieser Primat darf aber nicht dazu verleiten, das komplementäre Verhältnis von Ökonomie und Staatsapparat auf eine triviale Überbau-Basis-Vorstellung zuzuschneiden. Lösung/Habermas: im Unterschied zum Monismus der Werttheorie müssen wir mit zwei Steuerungsmedien und vier Kanälen rechnen, über die zwei einander ergänzende Subsysteme die Lebenswelt ihren Imperativen unterwerfen. Verdinglichungseffekte können sich gleichermaßen aus der Bürokratisierung und der Monetarisierung von öffentlichen wie von privaten Lebensbereichen ergeben. IV 505 Der ökonomistische Ansatz versagt angesichts der Pazifizierung des Klassenkonflikts und des langfristigen Erfolges, den der Reformismus in den europäischen Ländern seit dem zweiten Weltkrieg im Zeichen einer im weiteren Sinne sozialdemokratischen Programmatik errungen hat. Siehe Interventionismus/Habermas. 1.J. Habermas Zur Rekonstruktion des Historischen Materialismus, Frankfurt, 1976. |
Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 |
Marxismus | Jonas | Brocker I 610 Marxismus/JonasVsMarxismus/Jonas: Jonas geht davon aus, dass der Sozialismus eher in der Lage ist, eine „Verzichtspolitik“ (1) durchzusetzen, als es die westlichen liberalen Demokratien seien. Dieser Verzicht sei notwendig, um die Biosphäre für zukünftige Generationen zu erhalten und menschliches Leben zu erhalten. Siehe Ethik/Jonas. – Allerdings: Brocker I 611 JonasVsMarxismus: dieser habe den technologischen Größenwahn der Menschheit mit befeuert, indem er – wie der Kapitalismus – eine grundsätzlich technologische Konzeption der Gesellschaft“ (2) verfolge. JonasVsBloch: Jonas versteht sein Buch Das Prinzip Verantwortung explizit als Gegenentwurf und »Kritik des marxistischen Utopismus« (3), wie er paradigmatisch in Ernst Blochs Das Prinzip Hoffnung (3 Bde., 1954-1959) zum Ausdruck gekommen war. 1. Hans Jonas, »Warum wir heute eine Ethik der Selbstbeschränkung brauchen«, in: Elisabeth Ströker (Hg.), Ethik der Wissenschaften? Philosophische Fragen, München/Paderborn u. a. 1984, S. 86 2. Hans Jonas, Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation, Frankfurt/M. 1979, S. 276. 3. Ebenda S. 327 Manfred Brocker, „Hans Jonas, Das Prinzip Verantwortung“ in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018 |
Jonas I Hans Jonas Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation Frankfurt 1979 Brocker I Manfred Brocker Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018 |
Marxismus | Olson | Brocker I 483 Marxismus/Kollektives Handeln/Olson: OlsonVsMarx/OlsonVsMarxismus: Problem: Die marxistische Klassentheorie und die pluralistische Auffassung von Interessenvertretungen übersehen das Problem kollektiven Handelns. Brocker I 484 Zwar haben die Angehörigen der jeweiligen Klassen gemeinsame Interessen, aber das bedeutet nicht, dass jeder Einzelne auch motiviert wäre, seinen individuellen Beitrag zu leisten. Trittbrettfahrerproblem: wenn die Einzelnen, die eine Klasse bilden, rational handeln, wird es nicht zu klassenorientiertem Handeln kommen«. (1) Dies gilt für die Arbeiter, die sich in Gewerkschaften zusammenschließen, um für die Erhöhung ihrer Löhne zu kämpfen. Es gilt aber auch für die Klasse der Arbeiter insgesamt, die ein Interesse daran hat, die Spaltung der Gesellschaft in Klassen zu überwinden. 1. Mancur Olson, The Logic of Collective Action: Public Goods and the Theory of Groups, Cambridge, Mass. 1965. Dt.: Mancur Olson, Die Logik des kollektiven Handelns: Kollektivgüter und die Theorie der Gruppen, Tübingen 1998 (zuerst 1968)., S. 104. Johannes Marx, „Mancur Olson, Die Logik des kollektiven Handelns“, in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018 |
EconOlson I Mancur Olson The logic of collective action: Public goods and the theory of groups Cambridge 1965 Brocker I Manfred Brocker Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018 |
Natur | Nietzsche | Ries II 81 Natur/Nietzsche/Zur Genealogie der Moral(1)/NietzscheVsMarx: Die innere Natur verewigt den mörderischen Zusammenhang des Lebens in einer einzigen Leidensgeschichte. Pessimismus. >Leiden/Nietzsche, >Leben/Nietzsche, >Welt/Nietzsche, >Moral/Nietzsche, >Mensch/Nietzsche. 1. F. Nietzsche Genealogie der Moral, VI. 2. |
Nie I Friedrich Nietzsche Sämtliche Werke: Kritische Studienausgabe Berlin 2009 Nie V F. Nietzsche Beyond Good and Evil 2014 Ries II Wiebrecht Ries Nietzsche zur Einführung Hamburg 1990 |
Negation | Adorno | Grenz I 50 Negation/AdornoVsHegel/Grenz: Adorno trennt, gegen Hegel, die subjektive von der objektiven Positivität der negierten Negation. (Negative Dialektik, p. 159, FN). I 50 Dialektik/doppelte Negation/PopperVsDialektik/Adorno/Grenz: Adorno gibt der Popperschen Dialektikkritik recht: die Gleichsetzung der Negation der Negation mit der Positivität ist die Quintessenz des Identifizierens und damit der Verdinglichung. I 50 Negation/Adorno/Grenz: Das Bewusstsein des Fehlens von etwas oder der Falschheit, dies Moment der bestimmten Negation als seinerseits Subjektives, darf nicht der objektiven Logik und gar der Metaphysik gutgeschrieben werden. (Negative Dialektik, p. 159, FN). Grenz I 51 Die bestimmte Negation ändert die Verhältnisse nicht. Sie ist nur deren Bewusstsein. Grenz I 80 Bestimmte Negation/MarxVsHegel/Grenz: Bsp die bürgerliche Revolution gegen die Feudalgesellschaft: Pointe: hier ist bestimmte Negation als Methode verlorengegangen. Der Feudalismus wird im Doppelsinn aufgehoben: Liquidiert wird die Herrschaft Weniger über die Vielen, erhalten bleibt der Gesellschaftscharakter der Gesellschaft. I Grenz 83 Bestimmte Negation/AdornoVsHegel/AdornoVsMarx/Grenz: Adorno löst die Antinomie der Zweisinnigkeit des Aufhebens und Einbeziehung des praktischen Elements der Geschichte in die bestimmte Negation auf. I Grenz 91 Bestimmte Negation/Adorno/Grenz: Neukonzeption als immanente Kritik: a) Als Aufhebung innerweltlich konzipiert – so entgeht sie der Immanenzkritik an Hegel. I 92 b) Kehrt den Begriff der Zweckrationalität als irrational hervor (Dialektik der Aufklärung, p 126). So ergibt sich die Notwendigkeit, den Etwas-Charakter des bestimmten Nichts geschichtsphilosophisch (Negative Dialektik, p. 8) zu tilgen. c) Diese Notwendigkeit wird unterstützt von der Durchstoßung des Natur-Geschichte-Antagonismus. Demnach bestünde die bestimmte Negation darin, das dem Faktischen seine Potentialität entgegengehalten wird, „der es nicht genügen kann“: (Ästhetische Theorie, p. 205). Grenz I 106 Bestimmte Negation/Kunst/Adorno/Grenz: Das Offenbaren des Bildgehalts eines Kulturphänomens ist nur möglich als bestimmte Negation seines gesellschaftlichen Gehaltes, oder, was dasselbe ist, als Gewinnung der Wahrheit seiner Unwahrheit. Grenz I 113 Doppelte Negation/Adorno/Grenz: Adorno versteht die Negation der Negation als negativ: inhaltsvoll, aber ohne Etwas-Charakter. (Negative Dialektik, p. 159f) Grenz I 116 Negation/Adorno/Grenz: bestimmte Negation und Etwas-Charakter des bestimmten Nichts treten auseinander durch die Verwandlung der bestimmten Negation in die physiognomische Analyse und des bestimmten Nichts in eine auf Seiendes und sei nur noch polemisch bezogene Kategorie der Erfahrung. Das ist die Leistung der negativen Dialektik Adornos, mit der sie den historischen und den dialektischen Materialismus zu sich selbst bringt. Grenz I 180 Negation/Adorno/Grenz: Resultate physiognomischer Negationen sind Kunstwerke oder hermetische Texte. Sie misslingen also als Negationen, insofern sie die Negativität ihrer Neganda zwar praktisch, dafür aber begriffslos und also unbestimmt, diffus negieren. Theorie: demgegenüber ist die Theorie vollzogene Bestimmung von Seiendem als negativ bloß theoretisch, aber bestimmt. |
A I Th. W. Adorno Max Horkheimer Dialektik der Aufklärung Frankfurt 1978 A II Theodor W. Adorno Negative Dialektik Frankfurt/M. 2000 A III Theodor W. Adorno Ästhetische Theorie Frankfurt/M. 1973 A IV Theodor W. Adorno Minima Moralia Frankfurt/M. 2003 A V Theodor W. Adorno Philosophie der neuen Musik Frankfurt/M. 1995 A VI Theodor W. Adorno Gesammelte Schriften, Band 5: Zur Metakritik der Erkenntnistheorie. Drei Studien zu Hegel Frankfurt/M. 1071 A VII Theodor W. Adorno Noten zur Literatur (I - IV) Frankfurt/M. 2002 A VIII Theodor W. Adorno Gesammelte Schriften in 20 Bänden: Band 2: Kierkegaard. Konstruktion des Ästhetischen Frankfurt/M. 2003 A IX Theodor W. Adorno Gesammelte Schriften in 20 Bänden: Band 8: Soziologische Schriften I Frankfurt/M. 2003 A XI Theodor W. Adorno Über Walter Benjamin Frankfurt/M. 1990 A XII Theodor W. Adorno Philosophische Terminologie Bd. 1 Frankfurt/M. 1973 A XIII Theodor W. Adorno Philosophische Terminologie Bd. 2 Frankfurt/M. 1974 A X Friedemann Grenz Adornos Philosophie in Grundbegriffen. Auflösung einiger Deutungsprobleme Frankfurt/M. 1984 |
Ökonomie | Weber | Habermas III 300/301 Ökonomie/Wirtschaft/Weber/Habermas: die beiden institutionellen Komplexe, in denen Max Weber die modernen Bewusstseinsstrukturen vor allem verkörpert sieht, sind die kapitalistische Wirtschaft und der moderne Staat. Was ist daran „rational“? Hier scheint Weber das im kapitalistischen Betrieb und in der modernen Staatsanstalt verwirkliche Organisationsmodell vorzuschweben, wenn er von gesellschaftlicher Rationalisierung spricht. Ihre Rationalität besteht darin, dass die darin Handelnden zu zweckrationalem Handeln verpflichtet sind. Die entscheidende ökonomische Grundlage ist die ‚Trennung‘ des Arbeiters von den sachlichen Betriebsmitteln: den Produktionsmittel der Wirtschaft, den Kriegsmitteln im Heer, den sachlichen Verwaltungsmitteln in der öffentlichen Verwaltung, den Forschungsmitteln im Universitätsinstitut und Laboratorium, den Geldmitteln bei ihnen allen. (1) Habermas III 301/302 Die Konzentration der sachlichen Mittel ist die notwendige Bedingung für die Institutionalisierung zweckrationalen Handelns. Weber: „Der moderne kapitalistische Betrieb ruht vor allem auf der Kalkulation. Er braucht für seine Existenz eine Justiz und Verwaltung, deren Funktionieren wenigstens im Prinzip ebenso an festen generellen Normen rational kalkuliert werden kann, wie man die voraussichtliche Leistung einer Maschine kalkuliert.“ (2) Habermas III 305 WeberVsMarx/Habermas: anders als Marx, der mit arbeitswerttheoretischen Überlegungen ansetzt, erklärt Weber die Institutionalisierung zweckrationalen Handelns zunächst mithilfe der protestantischen Berufskultur und nachfolgend mithilfe des modernen Rechtssystems. 1. M. Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, hrsg. v. J. Winckelmann, Tübingen 1964, S. 1047. 2. Ebenda S. 1048. |
Weber I M. Weber Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus München 2013 Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 |
Politik | Jonas | Brocker I 610 Politik/Jonas: zur Durchsetzung seiner ethischen Imperative (siehe Ethik/Jonas, Ökologischer Imperativ/Jonas) setzt Jonas ganz auf die Politik und ihre Zwangsmittel. Erziehung allein sei nicht in der Lage, die ethische Neubesinnung der Menschen zu erreichen. Erforderlich sei, so Jonas, »ein Höchstmaß politisch auferlegter gesellschaftlicher Disziplin« (1), im Sinne einer »Verzichtpolitik« (2), einer »Unterordnung des Gegenwartsvorteils unter das langfristige Gebot der Zukunft« (3). Lösung/Jonas: ihm erscheinen Formen der politischen „Autokratie“ (4) wie der Sozialismus geeigneter als die marktwirtschaftlich organisierten liberalen Demokratien des Westens. Zusammenhang: Siehe Ethik/Jonas. Allerdings hat Jonas kritische Vorbehalte VsMarxismus: Siehe Marxismus/Jonas. 1.Hans Jonas, Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation, Frankfurt/M. 1979, S. 255 2. Hans Jonas, »Warum wir heute eine Ethik der Selbstbeschränkung brauchen«, in: Elisabeth Ströker (Hg.), Ethik der Wissenschaften? Philosophische Fragen, München/Paderborn u. a. 1984, S. 86 3. Jonas 1979, S. 255 4. Ebenda S. 262 Manfred Brocker, „Hans Jonas, Das Prinzip Verantwortung“ in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018 |
Jonas I Hans Jonas Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation Frankfurt 1979 Brocker I Manfred Brocker Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018 |
Rationalisierung | Habermas | III 22 Rationalisierung/Soziologie/Habermas: das Verständnis rationaler Handlungsorientierungen wird zum Bezugspunkt für das Verständnis aller Handlungsorientierungen. Für die Soziologie bedeutet dies den folgenden Zusammenhang zwischen metatheoretischer und methodologischer Ebene: a) Auf metatheoretischer Ebene wählt sie Grundbegriffe, die auf den Rationalitätszuwachs der modernen Lebenswelt zugeschnitten sind. b) Auf methodologischer Ebene wird das Verständnis rationaler Handlungsorientierungen zum Bezugspunkt für das Verständnis aller Handlungsorientierungen (>Theorie des Sinnverstehens). Dabei geht es um interne Beziehungen zwischen Bedeutung und Geltung. III 209 Rationalisierung/HabermasVsMarx/VsAdorno/VsHorkheimer/VsWeber/Habermas: der Rationalitätsbegriff dieser Autoren ist zu eng, um die ihnen vorschwebende umfassende gesellschaftliche Rationalität zu erfassen. Der Begriff müsste auf derselben Ebene ausgewiesen werden wie die Produktivkräfte, die Subsysteme zweckrationalen Handelns, die totalitären Träger der instrumentellen Vernunft. Das geschieht nicht. Der Handlungsbegriff dieser Autoren ist dafür nicht komplex genug. Außerdem darf man handlungs- und systemtheoretische Grundbegriffe nicht vermengen: LuhmannVsMarx, LuhmannVsWeber, LuhmannVsAdorno: die Rationalisierung von Handlungsorientierungen und lebensweltlichen Strukturen ist nicht dasselbe wie der Komplexitätszuwachs von Handlungssystemen. (1) III 457 Kommunikatives Handeln/Rationalisierung/HabermasVsWeber/Habermas: erst wenn wir im “Gesellschaftshandeln” zwischen verständigungs- und erfolgsorientiertem Handeln differenzieren, lassen sich die kommunikative Rationalisierung des Alltagshandelns und die Subsystembildung für zweckrationales Wirtschafts- und Verwaltungshandeln als komplementäre Entwicklung begreifen. Zwar spiegeln beide die institutionelle Verkörperung von Rationalitätskomplexen, aber in anderer Hinsicht handelt es sich um gegenläufige Tendenzen. III 459 Rationalisierung/Habermas: die Paradoxie der Rationalisierung, von der Weber gesprochen hat lässt sich abstrakt so fassen, das die Rationalisierung der Lebenswelt eine Art der Systemintegration ((s) von Teilsystemen mit nichtsprachlichen Kommunikationsmedien wie Geld und Macht) ermöglicht, die mit den Integrationsprinzip der ((s) sprachlichen) Verständigung in Konkurrenz tritt und unter bestimmten Bedingungen ihrerseits auf die Lebenswelt desintegrierend zurückwirkt. IV 451 Rationalisierung/Moderne/HabermasVsWeber/Habermas: Weber konnte die Legitimationsprobleme, die eine positivistisch ausgehöhlte legale Herrschaft hervorruft, nicht in das Rationalisierungsmuster moderner Gesellschaften einordnen, weil er selbst rechtspositivistischen Auffassungen verhaftet blieb. Lösung/Habermas: These: (p) Die Entstehung (…) moderner Gesellschaften erfordert die institutionelle Verkörperung von Moral- und Rechtsvorstellungen posttraditionaler Art, aber (q) die kapitalistische Modernisierung folgt einem Muster, demzufolge die kognitiv-instrumentelle Rationalität über die Bereiche von Ökonomie und Staat hinaus in andere, kommunikativ strukturierte Lebensbereiche eindringt und dort auf Kosten moralisch-praktischer und ästhetisch-praktischer Rationalität Vorrang erhält. (r) Dadurch werden in der symbolischen Reproduktion der Lebenswelt Störungen hervorgerufen. IV 452 Problem: eine fortschreitend rationalisierte Lebenswelt wird von immer komplexer werdenden formal organisierten Handlungsbereichen wie Ökonomie und Staatsverwaltung zugleich entkoppelt und in Abhängigkeit gebracht. Dies nimmt sozialpathologische Formen einer inneren Kolonialisierung an. Und zwar in dem Maße, wie kritische Ungleichgewichte nur noch um den Preis von Störungen der symbolischen Reproduktion der Lebenswelt (d.h. von „subjektiv“ erfahrenen identitätsbedrohenden Krisen oder Pathologien) vermieden werden können. IV 486 Die Rationalisierung setzt paradoxerweise beides zugleich frei – die systemisch induzierte Verdinglichung und die utopische Perspektive, aus der der kapitalistischen Modernisierung stets der Makel angehaftet hat, dass sie die traditionalen Lebensformen auflöst, ohne deren kommunikative Substanz zu retten. 1.N. Luhmann, Zweckbegriff und Systemrationalität, Tübingen 1968. |
Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 |
Rationalisierung | Marx | Habermas III 208 Rationalisierung/Marx/Habermas: nach Marx setzt sich die gesellschaftliche Rationalisierung unmittelbar in der Entfaltung der Produktivkräfte durch, d.h. in der Erweiterung des empirischen Wissens, der Verbesserung der Produktionstechniken und der immer wirksameren Mobilisierung, Qualifizierung und Organisation von gesellschaftlich nutzbarer Arbeitskraft. Hingegen werden die Produktionsverhältnisse, also die Institutionen, die die Verteilung sozialer Macht zum Ausdruck bringen und den differentiellen Zugang zu den Produktionsmitteln regulieren, allein unter dem Rationalisierungsdruck der Produktivkräfte revolutioniert. Max WeberVsMarx: Siehe Rationalisierung/Weber. Habermas III 459 Rationalisierung/Marx/Habermas: in der Fassung einer Dialektik von toter und lebendiger Arbeit findet sich eine Entsprechung zur Dialektik der gesellschaftlichen Rationalisierung schon bei Marx. Wie die historischen Passagen des „Kapitals“ zeigen, untersucht Marx, wie der Akkumulationsprozess die Lebenswelt jener Produzenten aushöhlt, die als einzige Wahre ihre eigene Arbeitskraft anbieten können. Er verfolgt den widersprüchlichen Prozess der gesellschaftlichen Rationalisierung an den selbstdestruktiven Bewegungen eines Wirtschaftssystems, das auf der Basis der Lohnarbeit die Güterproduktion als Erzeugung von Tauschwerten organisiert und dadurch desintegrierend in die Lebensverhältnisse der an diesen Transaktionen beteiligten Klassen eingreift. Sozialismus liegt für Marx in der Fluchtlinie einer mit der kapitalistischen Auflösung traditionaler Lebensformen verfehlten Rationalisierung der Lebenswelt.(1) >Lebenswelt. 1.Siehe K. Löwith, M.Weber und K. Marx, in: Löwith (1960) 1ff; W. Schluchter (1972); N. Birnbaum, Konkurrierende Interpretationen der Genese des Kapitalismus: Marx und Weber, in: C. Seyfarth, W. Sprondel (1973), 38ff; A. Giddens, Marx, Weber und die Entwicklung des Kapitalismus, ebd. S. 65ff. |
Marx I Karl Marx Das Kapital, Kritik der politische Ökonomie Berlin 1957 Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 |
Rationalisierung | Weber | Habermas IIII 208 Rationalisierung/WeberVsMarx/Weber/Habermas: Weber beurteilt den institutionellen Rahmen der kapitalistischen Wirtschaft und des modernen Staates anders: nicht als Produktionsverhältnisse, die das Rationalisierungspotential fesseln, sondern als die Subsysteme zweckrationalen Handelns, in denen sich der okzidentale Rationalismus gesellschaftlich entfaltet. Freilich befürchtet er, als Folge der Bürokratisierung, eine Verdinglichung sozialer Verhältnisse, die die motivationalen Antriebe rationaler Lebensführung erstickt. Horkheimer und Adorno, später auch Marcuse, deuten Marx aus dieser Weberschen Perspektive. Im Zeichen einer verselbständigten instrumentellen Vernunft verschmilzt die Rationalität der Naturbeherrschung mit der Irrationalität der Klassenherrschaft, stabilisieren die entfesselten Produktivkräfte die entfremdenden Produktionsverhältnisse. Siehe Rationalisierung/Marx. Habermas III 228 Def Rationalisierung/Max Weber/Habermas: Rationalisierung nennt Weber jede Erweiterung des empirischen Wissens, der Prognosefähigkeit, der instrumentellen und organisatorischen Beherrschung empirischer Vorgänge. Habermas III 238 Rationalisierung/Max Weber/Habermas: Weber will die Institutionalisierung zweckrationalen Handelns in Begriffen eines Rationalisierungsprozesses erklären. Ausgangszustand: die berufsethisch ausgerichtete methodische Lebensführung von Unternehmern und Staatsbeamten sowie das Organisationsmittel des formalen Rechts. Die entsprechenden Bewusstseinsstrukturen werden verkörpert in Institutionen auf der einen und Persönlichkeitssystemen (Handlungsdispositionen und Wertorientierungen) auf der anderen Seite. Letztlich ist für Weber der ethische und juristische Rationalismus Resultat eines auf der Ebene von Weltbildern gespiegelten Entzauberungsprozesses. III 239 Es gibt zwei große Rationalisierungsschübe: 1. Rationalisierung von Weltbildern, 2. Umsetzung der kulturellen in eine gesellschaftliche Rationalisierung. Habermas III 306 Rationalisierung/Weber/HabermasVsWeber/Habermas: beim Übergang von der kulturellen zur gesellschaftlichen Rationalisierung macht sich eine folgenreiche Verengung des Rationalitätsbegriffs bemerkbar, die Weber in seiner Handlungstheorie vornimmt, die auf den Typus zweckrationalen Handelns zugeschnitten ist. Er setzt unmittelbar an den faktisch vorgefundenen Gestalten des westlichen Rationalismus an, ohne sie an den kontrafaktisch entworfenen Möglichkeiten einer rationalisierten Lebenswelt zu spiegeln. Wenn er allerdings für seine weiteren Untersuchungen Maßstäbe für die Messung einer geschrumpften Rationalität braucht, tauchen diese Probleme wieder auf. |
Weber I M. Weber Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus München 2013 Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 |
Revolution | Marx | Habermas IV 499 Revolution/Marx/Habermas: Marx will nicht nur darstellen, wie der systemisch verselbständigte Prozess der Selbstverwertung des Kapitals aus der Lebensweltperspektive der Lohnarbeiter als kontinuierliche Ausbeutung erfahren wird, wie die Subsumtion der Arbeitskraft unter die Warenform die Arbeiter aus ihren traditionalen Lebensverhältnissen herausreißt, ständische Existenzweisen erst plebejisch entwurzelt und dann proletarisiert. Marx entwirft vielmehr eine praktisch-politische Handlungsperspektive, die sich, in ihren Voraussetzungen, zu der vom Systemfunktionalismus stillschweigend eingenommenen Perspektive genau konträr verhält. Die Systemtheorie setzt voraus, dass der Prozess einer Instrumentalisierung der Lebenswelt bereits zum Abschluss gekommen ist. Habermas IV 500 Demgegenüber fasst Marx einen zukünftigen Zustand ins Auge, in dem der objektive Schein des Kapitals zerronnen und die unter dem Diktat des Wertgesetzes gefangengehaltene Lebenswelt ihrer Spontaneität zurückgegeben worden ist. Er sieht die Formierung einer Bewegung voraus, die die politische Macht nur ergreift, um die Gesellschaft zu revolutionieren; zusammen mit dem Privateigentum an Produktionsmitteln wird sie die institutionellen Grundlagen des Mediums, über das die kapitalistische Wirtschaft ausdifferenziert worden ist, zerstören und den systemisch verselbständigten Prozess wirtschaftlichen Wachstums wieder in den Horizont der Lebenswelt einholen. Terminologie/Marx: System und Lebenswelt erscheinen bei Marx unter den Metaphern des „Reichs der Notwendigkeit“ und des „Reichs der Freiheit“. WeberVsMarx/Habermas: gegenüber den revolutionären Erwartungen von Marx, dass die theoretische Kritik den Zauber, der auf der abstrakt gewordenen Arbeit ruht, nur zu lösen brauche, hat Weber Recht behalten: „dass die Abschaffung des Privatkapitalismus…keineswegs ein Zerbrechen des stählernen Gehöuses der modernen gewerblichen Arbeit bedeuten würde..“ (1) HabermasVsMarx: sein Irrtum geht auf die dialektische Verklammerung von System- und Lebensweltanalyse zurück, die eine (…) Trennung zwischen dem (…) Habermas IV 501 Niveau der Systemdifferenzierung und den klassenspezifischen Formen seiner Institutionalisierung nicht zulässt. Brocker I 203 Permanente Revolution/Marx: bereits Marx gebrauchte den Begriff der „permanenten Revolution“, und zwar erstmals in seiner Schrift „Zur Judenfrage“, 1844. Dort erklärt er die Jakobinerherrschaft in der Französischen Revolution als einen gewaltsamen Versuch, den politischen Überbau der bürgerlichen Gesellschaft zu errichten. Dies gelinge nur dadurch, dass die Revolution für permanent erklärt wird. Das politische Drama ende daher ebenso notwendig mit der Wiederherstellung der Religion, des Privateigentums, aller Elemente der bürgerlichen Gesellschaft, wie der Krieg mit dem Frieden ende.(2) Das hatte noch nichts mit dem Gedanken einer permanent verlaufenden Revolution zu tun, die das Proletariat an die Macht bringen solle. Permanente Revolution/Marx/Engels: später geht es darum, die Revolution permanent zu machen und in alle Länder zu tragen, bis die Konkurrenz der Proletarier in diesen Ländern aufgehört hat.(3) 1.M. Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, hrsg. v. J. Winckelmann, Köln 1964 2. Marx, Karl, »Zur Judenfrage« [1844], in: ders./Friedrich Engels, Werke, Berlin [DDR] 1956, Bd. 1, 347-377. 3. Karl Marx, Friedrich Engels, »Ansprache der Zentralbehörde an den Bund vom März 1850«, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Berlin [DDR] 1960, Bd. 7, 244-254. |
Marx I Karl Marx Das Kapital, Kritik der politische Ökonomie Berlin 1957 Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 Brocker I Manfred Brocker Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018 |
Verdinglichung | Marx | Habermas IV 502 Verdinglichung/Marx/HabermasVsMarx/Habermas: Marx kann den Aspekt der Verdinglichung im Zusammenhang mit der Proletarisierung von Handwerkern, Bauern und ländlichen Plebejern nicht von dem Aspekt der strukturellen Ausdifferenzierung der Lebenswelt unterscheiden. Dafür ist sein Konzept der Entfremdung nicht trennscharf genug. Die Werttheorie /Siehe Werttheorie/Marx, Werttheorie/Habermas) bietet keine Grundlage für ein Konzept der Verdinglichung, das gestatten würde, Syndrome der Entfremdung relativ zu jeweils erreichten Grad der Rationalisierung einer Lebenswelt zu identifizieren. Habermas: auf der Stufe posttraditionaler Lebensformen zählt der Schmerz, den das Auseinandertreten von Habermas IV 503 Kultur, Gesellschaft und Persönlichkeit denen, die in moderne Gesellschaften hineinwachsen auch zufügt, als Prozess der Individualisierung und nicht als Entfremdung. Verdinglichung darf sich in einer weitgehend rationalisierten Lebenswelt nur noch an Bedingungen kommunikativer Vergesellschaftung überhaupt, nicht an einer nostalgisch beschworenen, oft romantisierten Vergangenheit vormoderner Lebensformen bemessen. |
Marx I Karl Marx Das Kapital, Kritik der politische Ökonomie Berlin 1957 Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 |
Werttheorie | Habermas | IV 494 Werttheorie/Methode/Habermas: die Marxsche Werttheorie gibt Regeln an, nach denen systematische Aussagen (über anonyme Wertbeziehungen) in historische Aussagen (über Interaktionsbeziehungen IV 495 zwischen sozialen Klassen) übersetzt werden können. So lassen sich Probleme der Systemintegration auf der Ebene der Sozialintegration abbilden und mit der Dynamik von Klassenauseinandersetzungen verknüpfen. IV 498 Methode/HabermasVsMarx: es ist eine Schwäche der Werttheorie, dass Aussagen über das System bzw. über die Lebenswelt nur als Aussagen über eine Totalität, die beide Momente zusammenhält, möglich sind. Es wird vorausgesetzt, dass zwischen Systementwicklung und lebensweltlichem Strukturwandel ein logischer Zusammenhang besteht. Marx begreift die Einheit von System- und Lebenswelt (…) nach dem Modell der Einheit einer zerrissenen sittlichen Totalität. IV 499 Das führt dazu, dass er den evolutionären Eigenwert den mediengesteuerten Subsysteme (Siehe Medien/Habermas) verkennt. Problem: das macht es Marx unmöglich, seine Handlungsperspektive im Rahmen seiner Revolutionstheorie darzustellen. IV 501 HabermasVsMarx: Marx fehlen die Kriterien, anhand derer er die Zerstörungen traditionaler Lebenswelten unterscheiden könnte. IV 503 HabermasVsMarx: eine weitere, entscheidende Schwäch der Werttheorie ist die Überverallgemeinerung eines speziellen Falles der Subsumtion der Lebenswelt unter Systemimperative. Die Prozesse der Verdinglichung müssen nicht notwendigerweise nur in der Sphäre auftreten, in der sie verursacht werden – in der Arbeitswelt. Sie können auch in der privaten Lebenswelt auftreten. Die Werttheorie rechnet (aber) nur mit einem Kanal, dem der Monetarisierung der Arbeitskraft. |
Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 |
Werttheorie | Marx | Habermas IV 302 Werttheorie/Marx/Habermas: Frage: wie verhalten sich die beiden Formen der Integration von Handlungszusammenhängen zueinander, die eine, die sich gleichsam im Bewusstsein der Akteure vollzieht >(>Handlungstheorie) und die andere, die lautlos durch die Orientierungen der Akteure hindurchgreift (>Systemtheorie)? Lösung/Hegel: in der Rechtsphilosophie löst Hegel dieses Problem im Sinne eines idealistischen Übergangs vom subjektiven zum objektiven Geist. Lösung/Marx: Marx führt die Werttheorie ein, um polit-ökonomische Aussagen über die anonymen Zusammenhänge eines Systems mit soziologisch-historischen Aussagen über die lebensweltlich strukturierten Handlungszusammenhänge von Aktoren, von Einzelnen oder Habermas IV 303 Kollektiven, verknüpfen zu können. HabermasVsMarx/HabermasVsHegel: diese Lösungsstrategien haben inzwischen ihre Plausibilität verloren. Handlungs- und Systemtheorie lassen sich als übrig gebliebene Teile dieser Ansätze verstehen. Mause I 69 Arbeitswertlehre/Marx: Karl Marx (1818– 1883) kann in gewisser Hinsicht als klassischer Ökonom bezeichnet werden: Wie die Vertreter der klassischen Schule konzentrierte er sich auf die Produktion bzw. die Angebotsbedingungen und das Wirtschaftswachstum und dessen Determinanten; die Marxsche Arbeitswertlehre etwa entspricht im Wesentlichen der von Ricardo. |
Marx I Karl Marx Das Kapital, Kritik der politische Ökonomie Berlin 1957 Ha I J. Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988 Ha III Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981 Ha IV Jürgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981 Mause I Karsten Mause Christian Müller Klaus Schubert, Politik und Wirtschaft: Ein integratives Kompendium Wiesbaden 2018 |
Werttheorie | Schumpeter | Brocker I 253 Werttheorie/SchumpeterVsMarx/Schumpeter: Schumpeter kritisiert die marxsche Mehrwert-Theorie kapitalistischer Ausbeutung mitsamt der ihr zugrunde liegenden Arbeitswertlehre in Grund und Boden. Aus seiner Sicht »ist es leicht nachzuweisen, daß unter Marxens eigenen Voraussetzungen die Mehrwerttheorie unhaltbar ist«. (1) 1. Joseph A. Schumpeter, Capitalism, Socialism and Democracy, New York 1942. Dt.: Joseph A. Schumpeter, Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie, Tübingen/Basel 2005 (zuerst: Bern 1946). S. 53. Ingo Pies, „Joseph A. Schumpeter, Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie (1942)“ in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018. |
EconSchum I Joseph A. Schumpeter Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung Leipzig 1912 Brocker I Manfred Brocker Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018 |
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